Veröffentlicht am 22.09.2015 00:00

ALB-Spürnase Jackson als Gemeindemitarbeiter in Haar unterwegs


Von red

Nichts gegen die Mitarbeiter der Haarer Gemeinde – aber im Juni wurde ein junger Herr mit einem Dienstausweis ausgestattet, der allen anderen die Show stiehlt.

Im Münchner Umland aufgetaucht: Asiatischer Laubholzbockkäfer Themenseite zum meldepflichtigen Laubholzbockkäfer (Anoplophora glabripennis, Abk.: ALB)

Denn: Mit Jackson wird offiziell der erste Vierbeiner in den Dienst der Gemeinde aufgenommen. Was witzig und ein wenig skurril klingt, hat allerdings einen ernsten Hintergrund: Der Border-Collie ist ausgebildeter ALB-Spürhund und so für Haar immer auf der Suche nach dem Asiatischen Laubholzbockkäfer.

Andrea Linzmaier ist bekannt in der Gemeinde: Ab dem ersten Moment, als man Teile von Haar aufgrund des Käferbefalls in Feldkirchen in die Quarantänezone aufnahm, war sie mit unter den Kontrolleuren. Mit ihrer orangenen Jacke ist sie unterwegs, untersucht die Bäume auf den Asiatischen Laubholzbockkäfer. »Wir machen das Monitoring vom Boden aus, auch mit dem Fernglas. So sieht man frische Bohrlöcher oder Späne, die am Boden liegen«, erklärt sie. Wenn man einen Verdacht hat, dann wird die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) informiert, die dann Baumkletterer vorbeischickt. Irgendwann war dann auch einmal ein Hund in der Truppe vom LfL mit dabei – und Andrea Linzmaier, selbst Besitzerin von drei Hunden, kam sofort eine Idee. Ihr Border-Collie Jackson, ein eher schüchterner Kerl, könnte das sicher auch – Käfer erschnüffeln – da war sich Andrea Linzmaier sicher. Gesagt, getan: Jackson bekam eine Spezialausbildung in Kärnten, wobei der Hund in einer Baumschule auf die Larven, Käfer und Einbohrlöcher konditioniert wurde.

Die Duftstoffe hierfür kamen dabei aus dem Labor, aber es wurden auch lebendige Larven verwendet. Die Trainingsbedingungen entsprachen dabei durchaus der Realität: Jackson musste in einer Baumschule üben – bei Regen, bei Sonne, bei Wind. Jackson bestand alle Prüfungen und ist nun Mitglied im Anoplophora-Spürhunde-Team. Noch heute übt Andrea Linzmaier regelmäßig mit ihrem Border-Collie und den Duftstoffen. Und sie hat ihn natürlich mittlerweile auf ihren täglichen Kontrollgängen immer mit dabei.

Doch warum braucht der Vierbeiner nun einen Dienstausweis? »Wenn wir zum Beispiel am Friedhof unterwegs sind oder in die Kindergärten müssen – eben da,

wo Hunde eigentlich nicht erlaubt sind – müssen wir uns ja ausweisen können«, erklärt Jacksons Frauchen. Doch irgendwelche Probleme hatten die beiden dies-bezüglich noch nie. Im Gegenteil. »Die Leute freuen sich, wenn sie mich sehen. Viele kennen mich ja schon und fragen nun nach, warum ich den Hund dabei habe«, sagt sie. Den neuen vierbeinigen Helfer finden durchwegs alle toll.

Bürgermeisterin Gabriele Müller, selbst stolze Besitzerin eines Bearded-Collies, freut sich über das Engagement und den Einsatz von Andrea Linzmaier. »Damit sind wir in der Gemeinde Haar, was die Bekämpfung des Laubholzbockkäfers angeht, weit vorne. Es gibt bislang nur wenige Hunde mit dieser speziellen Ausbildung. Mir sind nur forstwirtschaftliche Behörden bekannt, die diese Unterstützung haben.« Begehrlichkeiten von den Nachbargemeinden machen sich da schon bemerkbar. Die Rathaus-Chefin will Jackson aber vorerst nicht ausleihen.

»Er soll zuerst mal unsere Gemeinde abschnüffeln und uns helfen Bäume vor dem Fällen zu retten.« Vielleicht macht das Haarer Beispiel ja Schule… red

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