Die Bärenstadt Grafing ist aufgrund seiner vielen Sehenswürdigkeiten und Einkaufsmöglichkeiten einer der zentralen Anziehungspunkte im Landkreis Ebersberg.
Bayerische Brauchtümer in München und im Münchener Umland
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Die vielen urgemütlichen Cafes und Wirtshäuser, aber auch der historische Marktplatz und die umliegende Weiherkette machen Grafing ganzjährig zu einem beliebten Ausflugsziel im Münchner Umland. Auch heuer lädt Stadt Grafing, die Arbeitsgemeinschaft Leonhardifahrt und die katholische Stadtpfarrei zur traditionellen Leonhardifahrt ein.
Am Sonntag, 25. Oktober, werden ab 9.45 Uhr bei hoffentlich gutem Wetter wieder über 50 prachtvolle Wägen und Gespanne aus ganz Oberbayern drei Mal die Leonhardikirche und den Marktplatz umfahren und um den Segen des heiligen Leonhard bitten.
Die Grafinger Leonhardifahrt wurde bereits 1708 zum ersten Mal urkundlich erwähnt und ist damit eine
der ältesten und größten dieser Wallfahrten Bayerns. An dem dreimaligen Umzug, der nach dem Festgottesdienst, verbunden mit einer Pferdeweihe, in der Altstadt und am Grafinger Marktplatz durchgeführt wird, nehmen prächtig geschmückte Gespanne und Reiter teil. Dabei werden sich die verschiedenen Vereine aus dem Grafinger Raum präsentieren. Der Leonhardiritt wird ergänzt von Einlagen der »Ebersberger Goaßlschnalzer«. Zusätzlich haben am Tag des Umzuges auch die Geschäfte von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Zu diesem Großereignis werden sich wieder zahlreiche Gäste aus Politik und Gesellschaft einfinden. Nach dem Kirchenzug vom Marktplatz wird die Brauchtumsveranstaltung um 10 Uhr mit einem Festgottesdienst vor der Leonhardikirche eröffnet.
Nach der Festpredigt von Pfarrer Dr. Anicet Mutonkole-Muyombi setzen sich Ross und Reiter in Bewegung. Nach dem Umzug können die liebevoll geschmückten Wägen am Marktplatz bewundert und fotografiert werden. Dazu geben die »Glonner Musi« und die Stadtkapelle Grafing ein stimmungsvolles Standkonzert. Eine Andacht in der Dreifaltigkeitskirche um 15.45 Uhr beschließt den festlichen Tag.
Doch was hat es eigentlich mit den Leonhardikult auf sich? Dafür ist ein Exkurs ins erste Jahrtausend zu machen. Der Heilige Leonhard, im Volksmund auch ehrenvoll »Bayerischer Herrgott« genannt, war ursprünglich der Patron der Gefangenen. Zu Lebzeiten setzte er sich für zu unrecht Inhaftierte ein. Viele sind dadurch, der Überlieferung zufolge, tatsächlich in Freiheit gekommen. Leonhard lebte um das Jahr 500 als Einsiedler und Wanderprediger in Mittelfrankreich und starb um 559 in Noblac bei Limoges als Abt eines Klosters. Der Kult um Leonhard setzte mit den Kreuzzügen im 11. Jahrhundert ein. In dieser Zeit wurde sein Grab zu einem bedeutenden Wallfahrtsort.
Bereits 1184 wurde in Kreuth die erste Leonhardikirche des altbayrischen Raumes gegründet. Die im gotischen Stil und mit Wandmalereien ausgestattete Leonhardikirche in Grafing folgte in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts.
Heute wird Leonhard als der oberste Patron des landwirtschaftlichen Viehs und insbesondere der Pferde verehrt. Deshalb wird bereits seit dem 15. Jahrhundert der Brauch gepflegt mit Pferden und Fuhrwerken zu einer Leonhardikapelle zu ziehen. Der Umritt ist somit zu einem bayerischen Festtag geworden, der sich bis in die heutige Zeit nicht nur erhalten hat, sondern auch an Beliebtheit wieder zunimmt.
Von Stefan Dohl