Gedanken zu Weihnachten hat sich dieses Mal für Sie Pfarrer Bernhard Götz von der Evang.-luth. Olympiakirche gemacht: In den Schaufenstern stehen jetzt hübsch dekoriert so manche Träume der eigenen Kindheit.
So wie diese schöne schwarze Dampflokomotive, die ich zufällig in einem Schaufenster gesehen habe. Ich war ganz überrascht, es gibt diese Modellbahnen ja kaum noch. Aber dieses Schaufenster erinnerte mich ganz intensiv daran, als ich mir da war ich so acht oder neun für meine Modellbahn eine neue Lokomotive gewünscht habe. Ich hatte die große schwarze Lok im Herbst im Laden gesehen. Dummerweise ging mein Schulweg an diesem Laden vorbei. Jeden Tag blieb ich stehen und drückte meine Nase an der Schaufensterscheibe platt. Vielleicht bekomme ich sie ja an Weihnachten.
Ich kann mich noch gut an dieses Sehnen und Hoffen erinnern. Das war ein irres Gefühl. Etwas unglaublich Lebendiges. Eigentlich schade, dass ich heute nur selten solche Gefühle habe. Obwohl ich mich schon zu den Menschen zähle, die sich richtig freuen können. Aber so wie damals als Kind ist es eben nicht mehr. Heute könnte ich einfach in den Laden gehen und das Teil kaufen. Außerdem weiß ich auch, dass eben nicht alle Wünsche in Erfüllung gehen. Aber ich merke, dass dieses Sehnen und Hoffen und Bangen lebendig macht. Und im Laufe der Jahre habe ich gelernt, dass es im Leben Bereiche gibt, die sich nicht einfach von mir machen oder kaufen lassen. Immer wenn das Herz heftig zu schlagen beginnt, spüre ich, dass ich nicht immer alles im Griff habe und auch nicht haben muss. Dass ich nicht allein zuständig bin für mein Glück. Manche Dinge bekomme ich einfach geschenkt. Manche sagen dann: Gott sei Dank.
Was Advent und Weihnachten bedeutet, wissen viele gar nicht mehr so genau. Das beweisen Umfragen in der Adventszeit immer wieder. Ein Familienfest und irgendwas mit Kirche, wird dann oft gestammelt. Trotzdem sind die meisten Menschen irgendwie aufgeregt. Spüren dieses Sehnen und Hoffen und Bangen. Dieses irre Gefühl. Dass alles gut wird, dann am Heiligen Abend. An Weihnachten. Dieses irre Gefühl, dieses Hoffen und Sehnen und Bangen hatten die Hirten auch in der Weihnachtsgeschichte, als der Engel vom Himmel kam und Friede auf Erden verkündete. »Euch ist Gott geboren. Gott wird Mensch. Sieht, riecht, spürt, lebt wie ein Mensch.« Die Hirten haben das vielleicht gar nicht richtig verstanden. Sie haben sich aber aufgemacht, um die Geschichte zu sehen, die in diesem Stall von Bethlehem geschehen ist. Ich weiß nicht, ob die Hirten nach ihrem Besuch im biblischen Stall mehr verstanden haben.
Aber dieses Hoffen und Sehnen und Bangen ist geblieben. Denn was die Welt kennt, ist anders. Dass Gott unsichtbar ist, das denken viele. Dass Gott unnahbar ist empfinden manche. Aber ein Gott, der sich im Dunkel der Welt zeigt, der am Ende selbst Opfer ist, das ist ungeheuerlich. Windeln und Futtertrog, Krippe und Kreuz, Gott in der Gestalt des Menschen. Mit dem Verstand kaum zu begreifen, aber mit den Augen der Menschlichkeit zu sehen. Es ist einfach so viel Sehnsucht in dieser Heiligen Nacht. So viel Sehnsucht, das Leben möge gelingen, das Leben möge voll Verständnis und Wärme sein.
Der Nacht der Hirten folgt ein neuer Tag. Der Lauf der Welt setzt sich fort. Noch gibt es das Leid und auch die Schuld. Jeden Tag neu. Und doch ist die Welt seit jener Weihnachtsnacht nicht mehr dieselbe.
Der Glanz bei den Hirten ist nicht mehr rückgängig zu machen. Als hätte in jener Nacht die Erde einen Kuss bekommen, der für die Ewigkeit zählt. Christi Geburt ist das Zeichen der Menschlichkeit Gottes geworden.
Wenigstens einmal im Jahr ahnen wir das. Deshalb ist dieses Sehnen und Hoffen und Bangen in der Adventszeit ein irres Gefühl. Weil es gar nicht klein ist und auch nicht harmlos. Als Zeichen der Menschlichkeit Gottes.
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