Veröffentlicht am 15.08.2018 00:00

Schutz für die historischen Altstädte in Ebersberg und Grafing


Von red
Ebersberg und Grafing sind nicht nur das kulturelle Zentrum des Landkreises. Auch historisch zählen die Innenstädte zu den wertvollsten Ensembles.	 (Foto: Stefan Dohl)
Ebersberg und Grafing sind nicht nur das kulturelle Zentrum des Landkreises. Auch historisch zählen die Innenstädte zu den wertvollsten Ensembles. (Foto: Stefan Dohl)
Ebersberg und Grafing sind nicht nur das kulturelle Zentrum des Landkreises. Auch historisch zählen die Innenstädte zu den wertvollsten Ensembles. (Foto: Stefan Dohl)
Ebersberg und Grafing sind nicht nur das kulturelle Zentrum des Landkreises. Auch historisch zählen die Innenstädte zu den wertvollsten Ensembles. (Foto: Stefan Dohl)
Ebersberg und Grafing sind nicht nur das kulturelle Zentrum des Landkreises. Auch historisch zählen die Innenstädte zu den wertvollsten Ensembles. (Foto: Stefan Dohl)

Der regen Bautätigkeit im Münchner Umland ist schon so manches historisches Gebäude zum Opfer gefallen. Damit die Orte ihre historisch gewachsene Identität nicht verlieren soll der Ensembleschutz für nachfolgende Generationen erhaltene und erhaltenswerte Bauwerk-Gruppen schützen.

Eigene Identität bewahren

Historische Dorfkerne unter Denkmalschutz Der Ensembleschutz sichert für nachfolgende Generationen erhaltene Bauwerk-Gruppen

Damit diese Gebäude-Gruppierungen nicht irgendwann bloß noch als Name eines Stadtbezirks oder einer MVV-Haltestelle existieren, fallen viele unter den in der deutschen Denkmalpflege seit den 1970er Jahren etablierten Ensembleschutz. Der Ensembleschutz sichert für nachfolgende Generationen erhaltene Bauwerk-Gruppen. Dabei geht es explizit um eine Gruppe von Gebäuden, die architektonisch erhaltenswert erscheint – ein Platz, eine Straße, ein Viertel. Nicht alle Gebäude eines Ensembles müssen dabei denkmalgeschützt sein. Allerdings muss die Denkmalbehörde sichtbare Veränderungen an Fassade und Dach genehmigen – diese wirken sich auf das Erscheinungsbild aus.

Auch der historisch gewachsene Ebersberger Klosterbezirk mit dem Klostermarkt, dem heutigen Marienplatz, bildet ein Ensemble. Die Ursprünge der Siedlung liegen am Schlossplatz, wo die Grafen von Sempt-Ebersberg im 9. Jahrhundert an strategisch günstiger Stelle auf einem Hang über dem Ebrachtal eine Burg anlegten.

Eine erste

Kirche wurde 880 erbaut, der Nachfolgerbau entstand schon 934 durch den Grafen Eberhard I., dessen Vater 911 ein Hauskloster gestiftet und mit Augustiner-Kanoniker besiedelt hatte. Während der langen Herrschaft des Grafen Ulrich von Sempt-Ebersberg (969-1029) verlagerte sich die Bedeutung des jungen Burg-ortes. Um 1013 war das Kloster den Benediktinern übergeben worden, die bis 1055 die Burg und alle Güter, einen Teil des Forstes und einige Dörfer ererbt hatten. Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden neue Konventsbauten nördlich der Kirche am Platz der ehemaligen Burg, in der gleichen Zeit wird Ebersberg auch erstmals als Markt genannt. Die Entwicklung zum Marktort, den Handwerker besiedelten, wurde durch das Aufblühen der Ebersberger Sebastianswallfahrt wesentlich begünstigt.

Der geschlossen bebaute eigentliche Marktplatz (Marienplatz), ein unregelmäßiges Längsrechteck, entstand durch Erweiterung der westöstlichen alten Durchgangsstraße von München nach Wasserburg. Gegen das Kloster war er durch den Burggraben getrennt, an dessen Lage und zugehöriges ehemaliges Torhaus die freistehende Baugruppe Bahnhofstraße 1 noch erinnert. Der Platz wird von dem mächtigen spätgotischen ehemaligen Hofwirtshaus des Klosters, dem heutigen Rathaus, beherrscht, das die schmale Westseite einnimmt und abschließt. Die beiden Längsseiten sind geschlossen mit wechselweise giebel- und traufseitigen Wohn- und Geschäftshäusern bebaut. Sie verfügen meist über Fassadengestaltungen des Spätbarock, Biedermeier und der Gründerzeit, ihre Baukerne sind jedoch öfter älter.

Der Platz des »Neuwirts«, Marienplatz 12, bezeichnet die Stelle, auf der sich bis 1806 die alte Ebersberger Pfarrkirche erhob. Die 1913 vor dem Rathaus aufgestellte Mariensäule verleiht dem Platzbild einen besonderen Akzent. Die mittelalterlichen Klosteranlagen und die Stiftskirche wurden bis zur Aufhebung der geistlichen Herrschaft 1808 mehrfach ausgebaut und erneuert. Nach dem großen Brand von 1305 entstand bis 1312 die Stiftskirche, die Teile des romanischen Baues bewahrte. 1484 wurde ihr Langhaus als Halle neu errichtet. 1596 wurde das Kloster von den Jesuiten übernommen, welche die Kirche und die Klostertrakte barockisierten und der Anlage den Charakter einer Residenz gaben. Ihnen folgten 1781 bis 1808 die Malteser. Durch sie erhielt nach einem Brand die Residenz ihren klassizistischen Charakter und der weit in das Umland wirkende romanische Stiftskircheturm seine charakteristische Kuppelhaube.

Der Grafinger Marktplatz mit seiner geschlossenen Bebauung, die Häuserzeile Am Urtelbach 1-5 und den nördlichen Abschnitt des Mühlbachs bildet ein Ensemble. Die Bebauung des Marktplatzes ist nach den Brandkatastrophen 1632 und 1766 weitgehend neu entstanden. Nach 1905 wurden die – bis auf das Grandaueranwesen – meist schlichten giebelständigen, zuweilen durch Erker bereicherten bürgerlichen Häuser in vielen Fällen mit neubarocken Schweifgiebeln, zum Teil auch mit gotisierenden Giebeln versehen. Das Platzbild insgesamt erfuhr damit eine Überformung im Sinne des Historismus, die allerdings durch starke Veränderungen in den Erdgeschosszonen der Häuser in neuerer Zeit beeinträchtigt worden ist.

Grafing wird um das Jahr 1200 erstmals schriftlich erwähnt. Der Ort war ursprünglich eine Siedlung von Lehensleuten der Grafen von Kling, ihm wurde 1376 das Marktrecht und Wappen verliehen. Wohl um 1629 erhielt der Marktplatz dieses unbefestigten altbairischen, 1953 zur Stadt erhobenen Marktortes seine Grundgestalt. Er liegt an einer alten nord-südlichen Durchgangsstraße, die den geschlossen bebauten Platz jedoch in Ost-West-Richtung durchläuft. Das unregelmäßige, nach Westen sich erweiternde Platzrechteck wird durch eine freistehende Häusergruppe in der Mitte in einen oberen Markt im Westen und einen unteren Markt im Osten unterteilt.

Die Ausdehnung des Marktplatzes nach Westen wird durch die Lage eines ehemaligen Adelssitzes, des heutigen Wildbräu, bestimmt, dessen schlosshafter barocker Charakter noch heute diesen Bereich beherrscht. Darüber hinaus erstreckt sich der Platz – wenngleich eingeengt auf Straßenbreite – bis an das alte Gerberviertel am Gries. Bestimmend für den Charakter des oberen Marktes sind außerdem das in die südliche Platzwand eingeschlossene Rathaus mit seinem Dachreiter und neubarocken Schweifgiebel, der gegenüberliegende, achtzehn Fensterachsen lange Traufseitbau des Brauereigasthofs Grandauer aus dem 17. Jahrhundert

sowie das barocke Gasthaus Heckerbräu (Reiterbräu). Am kleineren Untermarkt setzen die von der Bürgerschaft 1672 gestiftete, in die nördliche Häuserzeile integrierte barocke Marktkirche zur Hl. Dreifaltigkeit und das Eckhaus Nr. 14 an der Einleitung der Münchner Straße in den Platz besondere bauliche Akzente.

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