»Ja, wo san ma?« Diese in der Nordheide heute durchaus berechtigte Frage stellte Fredl Fesl bereits vor 30 Jahren. Nur dieses Mal handelt es sich weder um eine undurchdringliche afrikanische Steppe, noch um einen bayerischen Urwald. Es geht lediglich um einen verwirrenden Wegedschungel im Münchner Norden.
Leben in der »Nordhaide«
Nordhaide · In der »Nordhaide« daheim Themenseite zum Leben auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz der Bundeswehr, im Norden Münchens, auf dem die Stadt ein Quartier mit 2500 Wohnungen entwickelt hat
Eine nicht für den motorisierten Verkehr zugelassene Diagonale durch die Siedlung Nordheide zwischen dem MIRA-Center und dem Dominikus-Zentrum gilt aufgrund der Zufahrtsbeschränkung nicht als Straße, sondern als Grünfläche. Die beidseitig der Diagonalen liegenden Angerstraßen könnten bequem zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreicht werden, wenn man nur wüsste, welcher Anger wo liegt.
Die Verbindungswege zwischen der Diagonalen und den Angern sind nämlich ebenfalls ausgewiesene Grünflächen und können in dieser Eigenschaft nicht gewidmet werden. Ohne Widmung gibt es aber keinen Straßennamen. Deshalb werden an den Wegen auch keine Straßenschilder aufgestellt. Nach Auskunft des Kommunalreferates an den BA-Vorsitz sollte die Diagonale nicht benannt werden, da es unüblich sei, reine Fuß- und Radwege mit Straßennamen zu versehen.
Die Sprecherin des Baureferats, Dagmar Lezuo, klärte dazu auf: »Das Kernproblem ist nicht die Diagonale, sondern die Verbindungsstücke zwischen der Diagonalen und den Angern. Es handelt sich hier um ein rein juristisches Problem, da der Grünzug gleichzeitig die Grenze des Bebauungsplans Angersiedlung darstellt. Sollten die Anschlussstücke zur Diagonalen als Angerstraßen weitergeführt werden, müsste der Bebauungsplan geändert werden. Das ist eine Angelegenheit des Stadtrates. Zudem gibt es rechtliche Folgen bei der Aufstellung von Straßenschildern. Sobald eine Straße benannt ist, fällt sie verkehrsrechtlich in die Straßenverkehrsordnung.
Dazu gehört auch die Erstellung von Plänen für Rettungswege und der Zufahrtsmöglichkeit für Einsatzfahrzeuge.« Das hieße, selbst wenn die Diagonale einen Straßennamen bekommen würde, könnten die davon abgehenden Verbindungsstücke nicht die Namen der angegliederten Anger ohne Änderung des Bebauungsplanes auf Schildern ausweisen. Das Baureferat ist jedoch überzeugt, dass mit ein wenig gutem Willen die etwas entfernt stehenden Schilder am Eingang der Anger zu sehen und lesbar seien.
Problematisch wird es aber beim Versuch, über die Diagonale eine Adresse in einem der Anger ausfindig zu machen. Passanten müssen deshalb häufig nach dem Weg fragen oder zufällig die entfernt stehenden Schilder entdecken.
Die BA-Vorsitzende Antonie Thomsen steht in dieser Sache mitten in einem »Windmühlenkampf«, wie sie selbst sagt. »Was uns Menschen als vernünftig erscheint, scheitert und schleift an unserer komplizierten Bürokratie. Wir wollen der Stadt nichts Böses, sondern einfach nur etwas unbürokratischere Lösungen für relativ einfache Probleme.«
Der BA steht nun in Verhandlung zur Widmung und Benennung der Diagonalen. Thomsen meinte zuversichtlich, dass es dann auch für die Verbindungswege eine Lösung gebe. Siglinde Haaf