Nur ein Jahr Bauzeit
Die Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises ist gewaltig auf Wachstumskurs: Jetzt sind 65 Wohnungen mit zusammen 4500 Quadratmeter Wohnfläche im Bereich „Südlicher Thermengarten“ in Erding offiziell eingeweiht worden. An dem Tag, an dem die ersten Mieter einziehen konnten, zog die Gesellschaft noch schnell eine offizielle Einweihungsfeier durch. Gäste, die die Wohnungen hernach anschauen wollten, mussten die Schuhe ausziehen. „Die Wohnungen sind endgereinigt!“ Geschäftsführer Matthias Vögele bat um entsprechende Rücksichtnahmen. Seit dem ersten September ist Jakob Schwimmer offiziell Aufsichtsratsvorsitzender. Der ehemalige Landtagsabgeordnete sagte der Redaktion vor Beginn des kleinen offiziellen Festaktes: „Es sind keine Luxus-Wohnungen, aber es sind schöne Wohnungen.“ Es wird jetzt Schlag auf Schlag gehen in den auf mehrere Gebäude aufgeteilten Wohnungen. Ende des Jahres sollen die letzten Vergaben an künftige Bewohner durch sein. Es werden hier, wo noch schwere LKW zwischen den Dienstwagen der Offiziellen rangierten, neue Sozialstrukturen entstehen. Das war das Thema der Vertreter der beiden christlichen Kirchen, die die Menschen, die hier einmal einziehen werden und dann in großer Zahl auf vergleichsweise engem Raum irgendwie miteinander klar kommen müssen, in den Mittelpunkt stellten. Sie waren es aber auch, die einen weiteren interessanten Aspekt beleuchteten: Ein Jahr Bauzeit. „Das ging ratzfatz!“ Schwimmer blieb es vorbehalten, diesen enormen Zeitdruck zu begründen: 2019 seien bundesweit etwa halb so viele Wohnungsgenehmigungen ausgestellt worden wie gebraucht würden. Und er konnte sich eine böse Bemerkung an die anwesende Landtagsabgeordnete Ulrike Scharf nicht verkneifen: „Wir haben ohne staatliche Förderung gebaut, wohl wissen, dass die Einhaltung der damit verbundenen Vorschriften nur zu einer Verteuerung der Mieten geführt hätte.“ So aber waren zum Zeitpunkt der Einweihung bereits 45 Wohnungen vermietet. Der Bestand der Wohnungen der Gesellschaft ist auf 214 angewachsen, und es werden rasch mehr werden. So soll bald in Wartenberg Baubeginn sein. „Wir haben weitere 80 Wohnungen in petto“, freute sich Schwimmer, der auch das Mietkauf-Modell der Genossenschaft in den Fokus rückte. Das machte auch Landrat Martin Bayerstorfer zum Thema, der daran erinnerte, dass in Deutschland die weltweit niedrigste Eigentumsquote bei Wohnraum bestehe. Dass die Gesellschaft bauen kann beweisen die vom Landrat genannten Zahlen: „Wir sind genau im Plan mit 3000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Das ist eine gewaltige Leistung.“ Das neue Wohnviertel in unmittelbarer Nähe zur Therme wird nach Lage der Dinge noch eine Weile eher wie eine Baustelle aussehen: Die Stadt Erding hat hier Bauplätze im Einheimischenmodell. Sie hatte auch die Bauflächen für die Wohnungsbaugesellschaft im Erbbaurecht vergeben. Damit aber gelingt hier etwas, was Stadtplaner immer wieder in den Zielekatalog hinein schreiben: Soziale Mischung der Bevölkerung. Das Projekt mit dem südlichen Thermengarten war früher schon Thema quer durch die Parteienversammlungen. Petra Bauernfeind war noch lange davon entfernt, zweite Bürgermeisterin zu sein, da hatte sie sich bereits öffentlich hinter dieses für die Wohnungsversorgung so wichtige Vorhaben gestellt. kw
06.11.2020 04:17 Uhr
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