Seit Anfang der 90er Jahre, als die Bundeswehr sich aus dem Kraillinger Gebiet zurückzog, liegt das Pionierwäldchen entlang der Pentenrieder Straße im Dornröschenschlaf. Der 22 Hektar große Bannwald an der Grenze zu Unterpfaffenhofen und Germering hatte landläufigen Meinungen zufolge stets etwas Verhuschtes an sich. Und seit langem wurden deshalb Stimmen in der Gemeinde laut, dass nun endlich etwas geschehen solle in diesem Gebiet.
Die Landschaftsplaner vom Augsburger Büro TopGrün GmbH nahmen sich das Gebiet vor und deckten Erstaunliches auf. „Das ganze Territorium ist sowohl qualitativ als auch quantitativ in einem sehr guten Zustand“, berichtete Frank Karrer von TopGrün vor dem Kraillinger Gemeinderat.
Seltene Arten wie Kreuzenzian, Wechselkröte, Schlingnatter oder Ödlandschnecke fühlen sich hier wohl. „Insgesamt haben wir dort 57 Pflanzen- und 109 Tierarten gefunden, viele davon stehen unter absolutem Naturschutz“, so Karrer. Und auch dem Wald gehe es gut. „Die Vegetation ist vielgestaltig und von hoher Wertigkeit.“
Bereits im Herbst legte das Büro auf 200 Seiten einen umfassenden Pflege- und Entwicklungsplan (PEP) vor, in dem zum einen die für das Gebiet typischen Pflanzen- und Tierbestände, insbesondere diejenigen gefährdeter Arten. festgelegt werden. Des Weiteren sind der Schutz und die Sanierung ihrer Lebensräume in einem längerfristigen Zeithorizont geregelt.
„Unser Ziel ist ein umfassendes Biotopmanagement über eine lange Zeit hinweg“, erklärte Karrer. Dazu gehörten auch, typische biotischen und abiotischen Ausgangsbedingungen zu schaffen. Zum Beispiel: durch Rohdung einzelner Stellen das Waldwachstum auf Null zu setzen. Der PEP bedeute ein Konzept für das Gebiet, an dem sich Gemeinde, Verbände und Behörden orientieren können, erklärte Karrer.
Ohne das stets offene Ohr der Gemeinde und die große Unterstützung seitens des Bauhofs und des Landesbundes für Vogelschutz in Starnberg (LBV) wäre die riesengroße Aufgabe kaum zu bewältigen, lobte Karrer. „Wir arbeiten hervorragend zusammen.“
„Der Pflege- und Entwicklungsplan ist für uns ein Konsenspapier“, bestätigt auch der Kraillinger Bauamtsleiter Michael Kuch. Und als solches will die Gemeinde unbedingt die verantwortlichen Ämter, Verbände und Behörden im Landkreis und ganz Bayern ins Boot holen. „Wir möchten die Erhaltungsmaßnahmen auf breiten Fuß stellen und so viele Fachmeinungen wie möglich sammeln“, sagte er.
Ein schöner Nebeneffekt wäre, dass für das Biotop zusätzliche Fördertöpfe aufgehen könnten. „Doch vor allem geht es uns darum, die Fachmeinungen zu bündeln“, so Kuch. Bis Ende März sollten sich die Behörden äußern. „Die Hauptstellungnahmen haben wir schon und freuen uns, dass sie so positiv ausgefallen sind“, freute er sich. „Wenn alle Ergebnisse vorliegen, machen wir endlich den Deckel auf unser Projekt und legen los.“