Veröffentlicht am 02.07.2009 12:50

„Lebendiger Schatz im Schloss“


Von LS
Die Kinder der Grundschule an der Grandlstraße untermalten den Festakt mit „gebastelten Gedichten” (im Bild: „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland” von Theodor Fontane) (Foto: pi)
Die Kinder der Grundschule an der Grandlstraße untermalten den Festakt mit „gebastelten Gedichten” (im Bild: „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland” von Theodor Fontane) (Foto: pi)
Die Kinder der Grundschule an der Grandlstraße untermalten den Festakt mit „gebastelten Gedichten” (im Bild: „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland” von Theodor Fontane) (Foto: pi)
Die Kinder der Grundschule an der Grandlstraße untermalten den Festakt mit „gebastelten Gedichten” (im Bild: „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland” von Theodor Fontane) (Foto: pi)
Die Kinder der Grundschule an der Grandlstraße untermalten den Festakt mit „gebastelten Gedichten” (im Bild: „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland” von Theodor Fontane) (Foto: pi)

Am 14. September 1949 wurde in der Kaulbachstraße feierlich die Internationale Jugendbibliothek (IJB) eröffnet. Die Idee von Gründerin Jella Lepman: Toleranz, Versöhnung und Verständnis für andere Lebensformen und Kulturen mit Hilfe von internationalen Kinder- und Jugendbüchern fördern. Der anfängliche Bestand von 8000 Büchern ist mittlerweile auf knapp 580.000 Bücher in über 130 Sprachen angewachsen. Bereits Ende der 70er Jahre platzen die Bücherregale im Stadtzentrum aus allen Nähten und so folgte 1983 der Umzug nach Schloss Blutenburg, wo sie zum international anerkannten Zentrum für Kinder- und Jugendliteratur aus aller Welt ausgebaut wurde. Ihren 60. Geburtstag feierte die IJB am vergangenen Wochenende. Den Auftakt bildete ein Festakt am 25. Juni.

Zunächst blickte die Vorsitzende des Stiftungsrates, Dr. Sabine Solf, auf die Geschichte der IJB zurück und dankte den Verlagen, die es durch ihre Bücherspenden ermöglicht hätten, dass sich der Bestand der Bibliothek so habe entwickeln können. Zukunftsaufgabe sei, die Magazinfrage räumlich und finanziell zu lösen – denn auch die Räume des Bücherschlosses sind nicht unendlich. „Wir sind mehr denn je auf Hilfe angewiesen“, betonte Solf mit Blick auf Archivierung, Forschung und Digitalisierung. Gerd Hoofe, Staatssekretär im Familienministerium, gratulierte dem „lebendigen Schatz im Schloss“ zum Geburtstag und überbrachte die Glückwünsche von Ministerin Ursula von der Leyen. „Wir sind stolz auf die Einrichtung und ihre Entwicklung“, sagte Hoofe und lobte die IJB als einen Ort, „an dem Internationalität wie selbstverständlich zu Hause ist“. Die Finanzierung dürfe man nicht in Frage stellen, auch wegen der einzigartigen Stellung, die die IJB in Deutschland einnehme. „Wir stehen nicht nur heute an Ihrer Seite“, versprach der Staatssekretär. Der Bund ist neben Freistaat und Stadt München Hauptförderer der IJB.

„Brücke bauen und Kinderherzen erreichen“

Dr. Marcel Huber, Staatssekretär des bayerischen Kultusministeriums, war in Vertretung von Minister Dr. Ludwig Spaenle nach Schloss Blutenburg gekommen. Man müsse sich eine Menge einfallen lassen, um Kinder zum Lesen zu bewegen. Die IJB habe das lange erkannt. „Die Internationale Jugendbibliothek hat neue Wege beschritten, doch dabei sind die eigentlichen Ziele Lepmans nicht aus dem Blickfeld geraten“, so Huber. Die IJB trage dazu bei, dass Lesen als Vergnügen wahrgenommen werde. Stadtrat Nikolaus Gradl blickte zum Jubiläum auf die Gründung der Bibliothek zurück. Dabei zitierte er aus den Briefen, mit denen Jella Lepman um Bücherspenden für die der IJB zu Grunde liegende erste Internationale Kinderbuchausstellung bat: „Die deutschen Kinder haben so gut wie keine Bücher mehr, nachdem die Kinder- und Jugendliteratur der Hitlerzeit ausgeschaltet wurde. Auch die Pädagogen und Verleger brauchen zu ihrer Orientierung Bücher aus der freien Welt. Die Kinder tragen keine Schuld an diesem Krieg, deshalb sollen ihre Bücher die ersten Boten des Friedens sein!“ Lepman habe mit der IJB eine Brücke bauen und Kinderherzen erreichen wollen, so Gradl.

„Bibliotheken sind geheime Gärten“

Die Berliner Schriftstellerin Felicitas Hoppe sprach in ihrem Festvortrag „Im geheimen Garten“ über die Notwendikeit, Kinderbücher zu lesen. „Bibliotheken sind nichts anderes als geheime Gärten.“ Sie seien zugleich Spiegel der Außenwelt und Hüter der Innenwelt der Benutzer. „Das ist ihr Geheimnis.“ Die Suche nach Glück sei der Motor von guten (Kinder-)Büchern, sagte Hoppe, die eine Trennung von Kinder- und „Erwachsenen-Büchern“ für falsch hält. „Kinder sind belastbare Leser. Sie schlagen sich ihre eigenen Schneisen durch den Text.“ Zudem könnten Kinder erbarmungslose Kritiker sein. Wie wichtig Kinderbücher auch für Erwachsene sind, zeigte Hoppe am Beispiel von Märchen auf. Diese behandelten seit jeher Ängste von Kindern wie Erwachsenen. „Es sind die Bücher meiner Kindheit, die mein Denken, Handeln und Schreiben beeinflussen“, erklärte Hoppe und empfahl allen, die Bücher der Kindheit noch einmal zu lesen. Abschließend bedankte sich Dr. Christiane Raabe, Direktorin der IJB, bei allen Förderern und Sponsoren, die die Bibliothek auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten unterstützt hätten. „Ohne die institutionellen und privaten Sponsoren wäre unsere Arbeit undenkbar!“

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.ijb.de .

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