Veröffentlicht am 06.01.2022 21:57

„Wir halten mit aus”


Von Patrizia Steipe [pst] (patrizia.steipe@online.de, pst)
In Seminaren und Gruppen unterstützt der Verein JoMa Familien und ihre Kinder.  (Foto: Seiffert )
In Seminaren und Gruppen unterstützt der Verein JoMa Familien und ihre Kinder. (Foto: Seiffert )
In Seminaren und Gruppen unterstützt der Verein JoMa Familien und ihre Kinder. (Foto: Seiffert )
In Seminaren und Gruppen unterstützt der Verein JoMa Familien und ihre Kinder. (Foto: Seiffert )
In Seminaren und Gruppen unterstützt der Verein JoMa Familien und ihre Kinder. (Foto: Seiffert )

Auf der Leinwand erscheint das Bild eines braungebrannten Buben, der fröhlich in die Kamera blickt und dann eines von einem freundlichen hübschen Mädchen. Es sind Joshua und Maren, zwei Kinder, die unheilbar krank waren und im jugendlichen Alter gestorben sind. In Erinnerung an die beiden wurde der Verein „JoMa“ (die Anfangsbuchstaben von Joshua und Maren bilden den Namen) gegründet. Sein Ziel ist Familien mit unheilbar kranken und schwerstbehinderten sowie verstorbenen Kindern und Jugendlichen zu unterstützen. Gründungsmitglied Marion Getz stellte dem Weßlinger Gemeinderat den in der Gemeinde beheimateten Verein JoMa-Projekt vor. „Wir bieten Beratung, langfristige psychosoziale Begleitung und Seminare zur Stabilisierung und Stärkung für betroffene Familien“, erklärte die Traumatherapeutin. Das JoMa-Projekt ist mit Organisationen wie ambulanten Kinderhospizdiensten und der Kinderpalliativstation am Klinikum Großhadern vernetzt.
Oft hätten betroffene Familien eine lange Leidensgeschichte hinter sich, die mit dem Schock über die Diagnose beginnt und über die Angst und Sorgen vor dem nächsten Krankenhausaufenthalt bis zur Trauer über den Tod reicht.
„Wir hören zu, halten mit aus und reichen eine Hand. Wir sind an der Seite der Familien“, verspricht der Verein. Oft wären betroffene Familien sehr isoliert. Angesichts von Kindern im Rollstuhl, mit Magensonde oder Beatmungsgerät würden sich Freunde abwenden, „die halten das nicht aus“, so Getz. Beim JoMa-Projekt gibt es Angebote, um dem Alltag zu entfliehen und sich mit anderen Betroffenen auszutauschen.

Auf Familien zugehen

Es gibt Angebote wie die Gruppe für Kinder mit ihren Eltern nach der Diagnose über die Krankheit. Alle zwei Monate treffen sich erkrankte Jugendliche und junge Erwachsene und zweimal im Monat gibt es eine feste Geschwistergruppe. Für Eltern gibt es das Elternfrühstück oder die Abendrunde sowie den Familientag, bei dem Ausflüge auf dem Programm stehen. Für Eltern und Geschwister verstorbener Kinder gibt es die „Himmelskinder“- Gruppe und es werden Mütter-, Väter-, Geschwister- und Familienseminare angeboten, um eine Pause vom Alltag zu bekommen und wieder Kräfte zu schöpfen.
Beim Weßlinger Ratsgremium lösten die Berichte von Marion Getz Betroffenheit aus. „Ich bin berührt“, gestand Peter Weiß (FW). Andreas Lechermann (CSU) bedauerte, dass über das Thema viel zu wenig in der Gesellschaft bekannt sei. Er regte an, dass die Gemeinde Fördermitglied werden soll und Bürgermeister Michael Sturm erinnerte an den Sozialfonds der Gemeinde, über den man finanzielle Unterstützung beantragen könne. Integrationsbeauftragter Claus Angerbauer (SPD) appellierte an die Bürger mehr auf betroffene Familien zuzugehen anstatt sich abzuwenden, „weil man das Leid nicht hören möchte“.

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