Veröffentlicht am 09.02.2022 00:00

„Unter aller Kanone“


Von Ulrike Seiffert [us] (u.seiffert@textspielhaus.de, use)
Unverschämt: Der Kreisjugendring will den Kindergarten an der Schäferwiese mit einem Frist von sechs Wochen schließen. Die Eltern wehren sich, der Bezirksausschuss 21 stellt sich hinter die Eltern. (Foto: us)
Unverschämt: Der Kreisjugendring will den Kindergarten an der Schäferwiese mit einem Frist von sechs Wochen schließen. Die Eltern wehren sich, der Bezirksausschuss 21 stellt sich hinter die Eltern. (Foto: us)
Unverschämt: Der Kreisjugendring will den Kindergarten an der Schäferwiese mit einem Frist von sechs Wochen schließen. Die Eltern wehren sich, der Bezirksausschuss 21 stellt sich hinter die Eltern. (Foto: us)
Unverschämt: Der Kreisjugendring will den Kindergarten an der Schäferwiese mit einem Frist von sechs Wochen schließen. Die Eltern wehren sich, der Bezirksausschuss 21 stellt sich hinter die Eltern. (Foto: us)
Unverschämt: Der Kreisjugendring will den Kindergarten an der Schäferwiese mit einem Frist von sechs Wochen schließen. Die Eltern wehren sich, der Bezirksausschuss 21 stellt sich hinter die Eltern. (Foto: us)

Seit zehn Jahren besteht der Kindergarten an der Schäferwiese bereits. 75 Kinder haben dort Platz. Der Kreisjugendring (KJR) als Träger betreibt in den Kellerräumen des gleichen Hauses einen Jugendtreff. Ab März wird es allerdings still im Haus. Dann wird der KJR den Kindergarten schließen. „Uns bleibt keine andere Wahl“, erklärte KJR-Sprecher Gecko Wagner. „Es fehlt das Personal.“

Für 75 Kinder wären eigentlich zwei-vier Erzieher plus vier Kinderpfleger nötig. Geblieben seien am Schluss eine Erzieherin und die Leitung – nur 29 Kinder konnten damit betreut werden. „Damit kann der Betrieb nicht aufrechterhalten werden. Wir machen es uns nicht leicht. Wir wollen so schnell wie möglich wieder öffnen.“

Missmanagement?

Wagner und Caroline Rapp, die stellvertretende Geschäftsführerin des KJR, erklärten dem Bezirksausschuss 21 (BA) die Situation. Doch auch Elternbeirat Barbara Lisic und betroffene Eltern waren in der Sitzung anwesend und sprachen von der Sechs-Wochen-Frist. „Wir haben die Schreiben am 19. Januar erhalten und befinden uns jetzt alle in einer absoluten Notlage“, so Lipic.

Zwar seien Ersatzplätze in anderen KJR-Einrichtungen angeboten worden, „aber sehr weit weg. Das ist unrealistisch für uns alle.“ Die Eltern erzählten von der lange andauernden Personalschieflage. „Schon lange vor Corona sind die Erzieher gekommen und gegangen. 15 Erzieher haben den Kindergarten in den letzten drei Jahren verlassen. Dazu kommt, dass die Leiterin seit mindestens zwei Jahren krank ist“, so Lipic. „Das sind alles unhaltbare Zustände. Hier läuft etwas massiv falsch.“

Trägerwechsel!

Die BA-Mitglieder reagierten empört. „Was hier passiert, ist unter aller Kanone“, sagte Sven Wackermann, CSU-Fraktionssprecher. „Ich bin erschrocken“, so auch Christa Stock (FDP). „Es ist ein Armutszeugnis, dass der Träger kein Personal halten kann. Man fragt sich, warum so viele Mitarbeiter gehen. Liegt es am schlechten Klima? Ich denke, hier muss ein anderer Träger her.“

„Es zeugt von sehr schlechtem Management, wenn so viele Leute gehen“, meinte Karl-Heinz Wittmann (FW). „Man muss dem Träger genau auf die Finger schauen.“ Einen Trägerwechsel lehnte Stadtrat Christian Müller (SPD) allerdings strikt ab. „Ein Wechsel der Betriebsträgerschaft dauert mindestens ein dreiviertel Jahr“, meinte er und empfahl eine Unterstützung des jetzigen Trägers, um den Betrieb so schnell wie möglich wieder zu öffnen.

Interfraktioneller Antrag lehnt Schließung ab

„Wir haben viele Vorschläge gemacht“, so Lipic. Unter anderem leitete der Elternbeirat Bewerbungen von Kinderpflegerinnen weiter, bot eine Verkürzung der Betreuungszeiten an oder kümmerte sich selbst um die Vorschule. „16 Kinder von den 29 kommen im September genau in die Schule nebenan. Es ist furchtbar für die Kinder, wenn sie jetzt von hier gehen müssen. Wir sind dankbar für die Unterstützung aus dem BA. Aber die Lage ist für uns alle verzweifelt.“

Mehrheitlich verabschiedete der BA einen interfraktionellen Antrag, in dem er die Schließung ablehnte und auf weitere Betreuung pochte. Scharf kritisierte der BA die angedachte Verlegung der Kinder in andere Einrichtungen. „Dies ist pädagogisch sowie ökologisch zu vermeiden”, so der BA.

„Wir tun unser Möglichstes”, versprach Wagner vom KJR. „In dem Ausmaß, wie hier das Personal geht, ist der Wurm drin. Wir gehen dem auf den Grund.” Die vorübergehende Schließung sei aber unumgänglich. Wir wollen so schnell wie möglich wieder öffnen, im günstigsten Fall dauert die Schließung nur einen Monat.”

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