„Selbstbestimmtes Leben führen”


Von sk
Arbeitsagentur-Chef Bernd Becking mit Volker Tesar, der mit 27 Jahren krankheitsbedingt erblindet ist. Er zeigt anhand seines Blindencomputers wie er digitale Nachrichten lesen kann. (Foto: pi)
Arbeitsagentur-Chef Bernd Becking mit Volker Tesar, der mit 27 Jahren krankheitsbedingt erblindet ist. Er zeigt anhand seines Blindencomputers wie er digitale Nachrichten lesen kann. (Foto: pi)
Arbeitsagentur-Chef Bernd Becking mit Volker Tesar, der mit 27 Jahren krankheitsbedingt erblindet ist. Er zeigt anhand seines Blindencomputers wie er digitale Nachrichten lesen kann. (Foto: pi)
Arbeitsagentur-Chef Bernd Becking mit Volker Tesar, der mit 27 Jahren krankheitsbedingt erblindet ist. Er zeigt anhand seines Blindencomputers wie er digitale Nachrichten lesen kann. (Foto: pi)
Arbeitsagentur-Chef Bernd Becking mit Volker Tesar, der mit 27 Jahren krankheitsbedingt erblindet ist. Er zeigt anhand seines Blindencomputers wie er digitale Nachrichten lesen kann. (Foto: pi)

„Behinderte Menschen arbeiten gerne und sind besonders engagiert, weil sie gewohnt sind um Sachen zu kämpfen – das macht schließlich ihren Alltag aus“, sagt Arbeitsagentur-Chef Bernd Becking. Aus diesem Grund möchte die Bundesagentur für Arbeit in der momentanen Wirtschaftssituation das Augenmerk auf diese ganz besondere Personengruppe lenken. Ihre Chancen, sich auf dem Arbeitsmarkt zu bewähren, sind nach wie vor mit viel Mühe und Ausdauer verbunden.

„Arbeitgeber müssen Schwerbehinderten Möglichkeiten geben – dies ist ihre gesellschaftliche Verpflichtung. Wir wollen ihnen in der schwierigen Zeit unter die Arme greifen“, erklärt Becking. Aktuell beginne sich nämlich die Arbeitslosenlage von Behinderten einzudüstern. Gegenüber Juli 2008 sind zwar von 3.314 Arbeitslosen „nur“ 197 hinzugekommen, dies hat allerdings andere Auswirkungen als bei Gesunden: Zum einen dauert die Arbeitslosigkeit – wenn vorhanden - deutlich länger an. Zum anderen ist die Hürde, in den Arbeitsmarkt zurück zu gelangen, höher. „Die Ursache darin liegt oft an den Rahmenbedingungen der Unternehmen”, stellt Jochem Ellerich von der Arbeitsagentur München dar. Arbeitgeber gingen oft davon aus, „dass Schwerbehinderte nicht in die Arbeitsprozesse passen und die erforderliche Schnelligkeit erfüllen können - was natürlich nicht so ist”, betont Ellerich.

Gerade die Agentur für Arbeit München ist ein Vorreiter in der Beschäftigung von Behinderten. 180 Schwerbehinderte arbeiten hier derzeit von der Poststelle bis hin zur Führungsriege. Dies solle laut Becking auch in Zukunft für alle Firmen selbstverständlich werden. Die Arbeitsagentur hat daher 2008 für 40 Millionen Euro und 2009 für 41 Millionen Euro die gesamte Breite an Rehabilitationen und Förderungen unterstützt.

Entlastung und Zuschüsse für Arbeitgeber

Aller Anfang liegt bei der Ausbildung. Hierzu werden junge Leute finanziert und gefördert, um in beruflicher Rehabilitation einen Beruf zu erlernen. Nach der Ausbildung ginge es eigentlich in die Betriebe, doch das ist meistens leichter gesagt als getan. Ellerich: “Die Bereitschaft der Arbeitgeber ist zwar oft da, doch häufig ist es für sie schwer, die körperlich eingeschränkten Menschen für eine passende Stelle zu besetzten.“ Bernd Becking hat dafür allerdings eine recht einfache Erklärung: „Meiner Meinung nach liegt es an der Phantasielosigkeit in den Köpfen der Menschen. Mit mehr Phantasie könnte sich die Arbeitslosensituation der Schwerbehinderten rasch verbessern.“

Derweil hat die Arbeitsagentur klare Instrumente zur Eingliederung behinderter Menschen in den Arbeitsmarkt: Arbeitgeber bekommen Eingliederungszuschüsse, wenn sie Behinderte beschäftigen; Betrieben wird durch Berufsbildungswerken die Ausbildungsbelastung genommen; Rehabilitanten und Behinderte können sich durch finanzierte Weiterbildungen und Umschulungen beruflich neu orientieren und 35 spezielle Vermittlungs- und Beratungskräfte unterstützen Arbeitgeber und betroffene Arbeitnehmer. „Zuschüsse kann, zum Beispiel auch bedeuten, dass benötigte Aufzüge oder Rampen finanziert werden”, erklärt Ellerich. Daher sei es ein weitverbreitetes Vorurteil, dass die Beschäftigung von Behinderten Menschen zu viel Geld und Zeit kosten würden. Bernd Becking ist überzeugt: „Schwerbehinderte haben genau so das Recht ein selbstbestimmtes Leben zu führen, was sie sich durch eigene Einkünfte erfüllen können.”

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