Bei einem gemeinsamen Treffen zwischen Jobbegleitern der Diakonie Herzogsägmühle und dem Integrationsbüro des Landratsamts Weilheim-Schongau fand kürzlich intensiver fachlicher Austausch zu den Themen Migration und Integration von Geflüchteten im Landkreis Weilheim-Schongau statt. Derzeit steigen die Zugangszahlen von Geflüchteten im Landkreis stark an. Geflüchtete, so lautete ein Resümee, könnten hilfreich sein, um dem örtlichen Fachkräftemangel zu begegnen.
Es sei jedoch klar, dass zur Vermittlung einer passenden Arbeitsstelle mehr nötig sei als ein Lebenslauf und ein Bewerbungsschreiben. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Integrationsbüros wollen nun die Vermittlung von Arbeitskräften mit dem Ratgeber: „Arbeit und Ausbildung bei der Arbeitssuche” unterstützen. Darin sollen komplexe Sachverhalte in leichter Sprache übersichtlich dargestellt werden.
Auch seitens der Herzogsägmühle gab es bei dem Austausch wertvollen Input. Aus ihrer fast sechsjährigen Erfahrung konnten die Jobbegleiter den Schluss ziehen, dass für eine passgenaue und sinnvolle Vermittlung eine individuelle und persönliche Begleitung nötig sei. „Gute Kenntnisse des lokalen Arbeitsmarktes alleine genügen nicht”, sagte Alexandra Röthlingshöfer. Bei der Arbeitssuche müssten zahlreiche weitere Aspekte mitbedacht werden. Dazu zählen Mobilität, Wohnsituation, Kinderbetreuung, gesundheitliche Einschränkungen, Aufenthaltsrecht oder Absicherung der finanziellen Situation. „Dabei den richtigen Weg zu finden und realistische Ziele entwickeln ist ein ganz individueller, längerer und manchmal auch steiniger Weg”, sagte Marion Baldessarini. Die klare Ansage: Die Jobbegleiter stehen ganzheitlich ihren „Schützlingen” beratend zur Seite.
Das Projekt der Jobbegleitung wird getragen von der Diakonie Herzogsägmühle und wird überwiegend vom bayerischen Staatsministerium für Inneres und Integration finanziert. Eine Vollzeitkraft kann 30 bis 40 Bewerber sinnvoll beraten. Seit 2017 wurden im Landkreis über 260 Bewerber erfasst und in 770 Fällen eine erfolgreiche Vermittlung erzielt. Vermittelt wird dabei im Bereich der Arbeitsplätze, der Ausbildung, bei Probearbeiten, bei Deutschkursen, bei Praktika oder bei sonstigen Weiterbildungen. Dies kann jedoch nur durch die positive Zusammenarbeit mit Arbeitgebern, Ehrenamtlichen, Behörden sowie spezifischen Beratungsstellen und Netzwerkpartnern erreicht werden. Klar ist dabei jedoch ebenso: Die Bewerber müssen sich selbst dabei proaktiv einbringen. „Unser Ziel ist die Hilfe zur Selbsthilfe und eine Anleitung zur größtmöglichen Selbstständigkeit”, sagte Carola Dempfle.
Vorkenntnisse der Bewerber werden dabei nach Möglichkeit berücksichtigt. Mitgebrachtes Fachwissen ist jedoch nur dann hilfreich, wenn die Kandidatin oder der Kandidat sich sprachlich auch entsprechend ausdrücken kann. Daher müssen die meisten Menschen mit Migrationsgeschichte in der Regel zunächst drei Schritte zurücktreten, bevor sie einen Schritt vorwärtskommen. Für die Jobsuche heißt das: Die Bewerberinnen und Bewerber steigen zu Beginn in geringer qualifizierte Berufe ein. Erst sobald sich gute Deutschkenntnisse entwickelt haben, so die Erkenntnis, lassen sich Perspektiven für berufliches Weiterkommen entwickeln.