Kostümprobe im Weßlinger Seehäusl. Voller Vorfreude stürzen sich die Laienschauspieler auf die historischen Gewänder, die Kostümbildnerin Brigitte Günczler mitgebracht hat. Sie werden für den letzten Teil des Films über den Malerfürsten Friedrich August von Kaulbach benötigt. Die Theatergruppe des IPW (Integrationspunkt Weßling), studiert unter der Leitung von Ulrike Roos den Film ein. Gedreht wurde bereits in der Kaulbachvilla in Ohlstadt. Im April geht es im Künstlerhaus am Lenbachhaus in München weiter, wo ein Künstlerfest im Jahr 1912 in Szene gesetzt wird.
Seit gut zehn Jahre leitet die Weßlinger Künstlerin und Kunstpädagogin Ulrike Roos die Kulturgruppe des IPW. Dabei stellt sie auch Filmprojekte mit einer gemischten Gruppe aus Einheimischen und Geflüchteten auf die Beine. Acht Filme sind bereits entstanden. Für den Kurzfilm „Renoir und seine Zeit in Weßling“ hat die Gruppe sogar den oberbayerischen Integrationspreis gewonnen. Beim aktuellen Projekt geht es um den Malerfürsten Friedrich August von Kaulbach (1850 – 1920).
Probentag im Seehäusl. In einem Raum macht Schauspielerin und Improvisationscoach Sophie Hechler mit den Teilnehmern Übungen, bei denen diese immer wieder in andere Rollen schlüpfen. „Viele denken beim Theater geht es darum, einen Text auswendig zu lernen und dann aufzusagen“, erklärt sie. Es gehe aber um mehr. Man müsse in seine Rolle hineinwachsen.
Für die Schauspieler, die kaum deutsch können, ist das Schauspielen eine besondere Herausforderung. Durch die gemeinsamen Proben würden sich die Sprachkenntnisse jedoch spielerisch deutlich verbessern, freut sich Roos.
An einem Tisch schneiden Helfer Pappfiguren aus. Sie sollen auf Einladungskarten für ein Künstlerfest geklebt werden. Eine der Szenen stellt nämlich eine Vorbereitungssitzung für das Fest dar. Extra aus Ohlstadt - dort hatte Kaulbach seinen Sommersitz - angereist sind die 14-jährige Marina und die beiden zwölfjährigen Sarah und Emily. Die drei spielen die drei Töchter der Familie Kaulbach, Doris, Hedda und Mathilde und haben dafür Renaissance- und Empire-Kleider bekommen.
Die männlichen Darsteller schlüpfen in einen „Rock“, wobei dabei eine Art Frack gemeint ist und dreiviertellange Hosen. Die Kostümbildnerin hat sie nach historischen Vorbildern selbst genäht.
Die Filmaufnahmen finden Anfang April statt. Gedreht wird unter anderem eine Szene, bei der die Darsteller Figuren aus bekannten Ölbildern mimen, die erraten werden müssen. Deswegen die Kostümierung in Gewändern aus verschiedenen Zeitepochen. Das Motto lautet „aus den Gemälden gesprungen“, so Roos und verrät augenzwinkernd, dass dahinter auch ihre Intention steckte, mit ihrer Truppe die Gemälde in den Museen anzuschauen. Wenn alles nach Plan läuft, könnte der Film im Spätherbst fertig sein, hofft Roos.