Tierärzte fehlen


Von pst
Mit dem Stethoskop hört Dr. Barbara Haas die Herztöne des Mischlingsrüden ab.  (Foto: pst)
Mit dem Stethoskop hört Dr. Barbara Haas die Herztöne des Mischlingsrüden ab. (Foto: pst)
Mit dem Stethoskop hört Dr. Barbara Haas die Herztöne des Mischlingsrüden ab. (Foto: pst)
Mit dem Stethoskop hört Dr. Barbara Haas die Herztöne des Mischlingsrüden ab. (Foto: pst)
Mit dem Stethoskop hört Dr. Barbara Haas die Herztöne des Mischlingsrüden ab. (Foto: pst)

Auf den Schildern am Parkplatz ist das Wort „Tierklinik“ überklebt. Seit 1. März muss die einzige Tierklinik im Westen Münchens ihren Status als Klinik ruhen lassen. Der Grund: „Es gibt massive Nachwuchsprobleme in der Tiermedizin, die sich auf die Notdienste auswirken. Wir haben kein Personal“, bedauert die Klinikleiterin Dr. Barbara Haas. Für die Tierbesitzer bedeutet das, dass zwischen 22 Uhr und 8 Uhr keine Notfälle mehr angenommen werden. Sie müssen auf die Sprechstunden tagsüber warten oder sich an die Tierkliniken in Ismaning, Oberhaching, Haar oder Augsburg wenden. Nachts ist die Klinik lediglich für die Versorgung der stationären Tiere besetzt.
Germering ist kein Einzelfall. In den letzten Jahren hätten 30 Tierkliniken in Bayern zugemacht, weiß Haas. Im „Deutschen Tierärzteblatt” zeigt sie auf elf Seiten mit Stellenangeboten. Darunter sind Forschungsstellen an Universitäten, bei Verbraucherschutzorganisationen, Veterinärämtern und in Tierarztpraxen. Das Problem sei die Ausbildung. Obwohl das Studium nachgefragt und mit einem hohen Numerus Clausus belegt sei, würden die überwiegend weiblichen Absolventen oft nicht als Tierärztin arbeiten wollen. „Freizeit hat einen hohen Stellenwert. Viele Nachtschichten sind dagegen unattraktiv“, weiß Haas. Vollzeit arbeiten, Verantwortung übernehmen und Stress würden abgelehnt werden. Insgesamt arbeiten rund 50 Mitarbeitende mit unterschiedlichen Schwerpunkten in ihrer Klinik. Viele stammen aus dem europäischen Ausland, um den Fachkräftemangel auszugleichen.

„Man kann helfen”

2004 hat die promovierte Tierärztin eine Praxis in der Germeringer Industriestraße eröffnet. Im Laufe der Jahre sind weitere Abteilungen und schließlich die 24-Stunden besetzte Klinik dazu gekommen. Heute ist aus der Praxis die „Tierärztliche Fachklinik für Kleintiere von Dr. Barbara Haas und Dr. Christian Schwandt” geworden.
Beim Rundgang sieht man moderne Untersuchungsräume mit Kernspintomograf und Röntgenapparat, Operationssäle, ein Labor für dringende Auswertungen bei Notfällen, beispielsweise wenn ein Giftköder gefressen wurde. Es gibt getrennte Zimmer für Hunde und Katzen, denn die Klinik hat eine Auszeichnung als „katzenfreundliche Praxis“ und eine Krankenstation mit mehreren Räumen.
Etwa 120 Hunde, Katzen, Meerschweinchen, Hamster und andere Heimtiere werden täglich behandelt. Dabei machen Katzen und Hunde circa 90 Prozent aus. Sie haben Probleme mit dem Herz, den Augen, haben Allergien, gebrochene Gliedmaßen, Krebs oder anderes. An diesem Tag liegt ein dösiger Rottweiler vor der Tür. Sein Frauchen wartet darauf, dass das Tier für eine OP einschläft. Im Empfangsbereich erklärt eine Hundebesitzerin, dass ihr Terrier Juckreiz habe. Zum Beweis hebt der kleine Hund sein Hinterbein, um sich ausgiebig zu kratzen.
Für Haas ist Tierarzt der schönste Beruf. „Man kann Tieren helfen und seine Empathie ausleben“. Viele Tierbesitzer hätten aber den Begriff „Notfall“ nicht verstanden. Ein blutendes Tier nach einem Verkehrsunfall, eine Magendrehung oder eine stockende Geburt, bei der ein Kaiserschnitt notwendig ist – das seien typische Notfälle. Eine nicht lebensbedrohliche Krankheit oder kleine Verletzungen seien es nicht. Da immer mehr Tierbesitzer mit kleineren Problemen mitten in der Nacht kommen und dann um den Nachtzuschlag feilschen, sei eine Nachtschicht viel belastender als früher. „Das wollen sich viele nicht antun“, sagt Haas.

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