In Herrsching gibt es eine neue Bürgerinitiative. Sie nennt sich „Baum- und Bachfreund*innen – Pro Natur Herrsching“. Gegründet wurde sie, da die Sprecher Initiatorin Christl Voit, Konrad Herz, Christine Hollacher und Norbert Wittmann den Eindruck haben, dass in Herrsching das Geräusch der Motorsäge zu oft ertönt. Gerade in letzter Zeit waren in der Gemeinde unzählige Bäume umgeschnitten worden. Die Gründe waren Bau- und Straßenprojekte, Krankheit und Verkehrssicherheitspflicht. So soll es laut BI nicht weitergehen. Baumfällungen werde die BI künftig mit einem „kritischen Blick“ begleiten, so Voit. Schließlich sei man in der Pflicht, die Natur für die kommenden Generationen zu bewahren. Die Initiatoren wollen sich beispielsweise für eine Baumschutzverordnung einsetzen, sie fordern genaue Auskünfte von den Behörden über die Notwendigkeit von Baumfällungen im öffentlichen Raum und werden diese hinterfragen. Außerdem möchten sie sich als Berater der Kommunen für alternative Lösungen einsetzen, mit denen Fällungen vermieden werden könnten. Schließlich wären Bäume Ökosysteme und Heimat vieler Lebewesen. Voit berichtete von den heimatlos gewordenen Vögeln, die nach einer Fällung an der Fischergasse vergeblich ihre alten Schlafplätze gesucht hätten.
Auch die kommenden Sanierungsmaßnahmen am Kienbach sollen diskutiert werden. Die BI befürchtet nämlich, dass der Wildbach als „technisches Gerinne“ betrachtet werde und in ein Betonbett gezwängt werden könnte. Von der idyllischen Natur entlang des Bachufers werde dann nichts mehr übrig bleiben. „Wir müssen mehr Bewusstsein für Natur im Ort schaffen“, so die ehemalige Bürgermeisterin Hollacher. Auch die Erfüllung von Ersatzmaßnahmen möchte die BI kontrollieren und mit Interessenten Ausflüge entlang des Kienbachs unternehmen.
In der Bürgerversammlung ist Bürgermeister Christian Schiller vor kurzem auf die Vorwürfe eingegangen. Die Kritik, dass vorschnell zur Motorsäge gegriffen werde, wies er zurück. Im Gegenteil: Die Gemeinde gebe jährlich 53.000 Euro für die Pflege und den Erhalt von alten Bäumen aus. Doch es gelte der Grundsatz „Baurecht vor Baumschutz“, da würde eine Baumschutzverordnung auch nichts bewirken können. Für ihn sei diese ein „zahnloser Tiger“, der nur viel Zeit koste und bei Privatleuten zu weniger Neupflanzungen und mehr Fällungen von Bäumen, die bald den Schutzumfang erreichen würden, führen würde.
Angesichts der hohen Grundstückswerte wollten viele Eigentümer ihren Grund häufig nachverdichten, auch hier müssten dann die alten Bäume weichen. „Das sind Sachzwänge“, so Schiller. Die Gemeinde würde dagegen, „wann immer es möglich ist, Bäume pflanzen“. Das wären in den letzten beiden Jahren über 100 Bäume und Büsche gewesen. Schiller versprach jedoch Anreize zu schaffen. So könnten Baumpflanzungen und Pflegemaßnahmen bezuschusst werden. Ein Umwelt-Arbeitskreis soll sich damit befassen.