Veröffentlicht am 16.03.2022 00:00

Sorge um den Wald


Von Patrizia Steipe [pst] (patrizia.steipe@online.de, pst)
Die Kronen der Nadelbäume werden lichter, die Baumverluste immer größer. (Foto: pst)
Die Kronen der Nadelbäume werden lichter, die Baumverluste immer größer. (Foto: pst)
Die Kronen der Nadelbäume werden lichter, die Baumverluste immer größer. (Foto: pst)
Die Kronen der Nadelbäume werden lichter, die Baumverluste immer größer. (Foto: pst)
Die Kronen der Nadelbäume werden lichter, die Baumverluste immer größer. (Foto: pst)

Die Ergebnisse sind alarmierend: Nach der Auswertung von Satellitendaten haben die Fachleute des DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) in Oberpfaffenhofen dramatische Schäden in deutschen Wäldern festgestellt. Sie haben damit deutschlandweit erstmals sichtbar gemacht, wie viel Baumbestand verloren gegangen ist. Insgesamt seien dies in den letzten drei Jahren fast fünf Prozent gewesen, so die Wissenschaftler.
Die Fernerkundungsexperten aus Oberpfaffenhofen hatten mehr als 20.000 Datensätze ausgewertet, mit denen sie den Waldzustand in einer Auflösung von zehn Metern im Monatsrhythmus erfasst hatten. Dabei wurden Datenarchive vollautomatisch verarbeitet.
Bisher wurden die Ergebnisse des jährlichen Waldzustandsberichts des Landwirtschaftsministeriums anhand stichprobenartiger Messungen der Baumkronen an bestimmten Beobachtungsflächen festgestellt. Dank der hochgenauen Satellitenaufnahmen können nun exakte und flächendeckende Daten geliefert werden.
Für die Forstwirtschaft sind solche Informationen wichtig, um frühzeitig Maßnahmen für einen zukunftsfähigen Wald einleiten zu können. Künftig könnte das DLR-Forscherteam jeden Monat neue Satellitendaten liefern, und zwar nicht nur in Deutschland. Die Auswertungsmethode der satellitengestützten Erdbeobachtung lässt sich auch auf andere Länder und Regionen anwenden.

Dürre und Hitzeperioden

Der Blick aus dem All zeigt, dass überwiegend die Nadelwälder in Mitteldeutschland betroffen sind – von der Eifel, über Sauerland, Harz und Thüringer Wald, bis in die Sächsische Schweiz. Allein Nordrhein-Westfalen verlor innerhalb von drei Jahren mehr als ein Viertel seiner Fichtenwälder, so die DLR-Forscher.
Zwischen 2018 und 2020 wurde ganz Mitteleuropa von mehreren ungewöhnlich starken Dürre- und Hitzeperioden heimgesucht. Dies schwächte die Bäume nachhaltig. Sie starben ab oder fielen großflächigen Notfällungen zum Opfer. Kahlschläge sind oft die letzte Maßnahme bei massivem Schädlingsbefall, um – im Fall von Fichten – dem Borkenkäfer die Nahrung zu entziehen und dadurch seine Ausbreitung zu verhindern.
Von den Folgen der Dürre sind nicht nur Fichtenwälder betroffen: „Unsere Analysen zeigen, dass auch Eiche, Buche und Kiefer – neben der Fichte die häufigsten Baumarten in Deutschland – starke Schäden aufweisen. Dasselbe gilt für seltenere Arten wie Bergahorn oder Lärche”, sagte Frank Thonfeld vom Earth Observation Center (EOC) des DLR. „Die jährlichen Waldzustandsberichte der Behörden machen bereits deutlich, dass sich der Zustand der deutschen Wälder schon seit längerer Zeit kontinuierlich verschlechtert. Aber die Schäden der letzten wenigen Jahre sind beispiellos”.
Neben dem Schädlingsbefall erlitt der deutsche Wald auch Verluste durch Windwurf. Das DLR-Forschungsteam identifizierte diese Flächen dank der hochgenauen Satellitenaufnahmen. Die Auswertungen zeigen deutlich das Ausmaß der Schäden nach Sturmereignissen.

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