Einen schwachen Magen darf man nicht haben, wenn man das „Dynamic Motion Simulation Center“ (DMSC) am DLR Oberpfaffenhofen nutzen möchte. Hier können Piloten und Wissenschaftler hochdynamische Flug- und Fahrmanöver üben. Dazu wurden die Simulatoren auf Industrie-Roboterarmen montiert. Sogar Überkopfflüge können trainiert werden. Bei der Einweihung stellten die Wissenschaftler die Geräte vor. Sie können zu Testzwecken weltweit von Firmen gebucht werden. Außerdem ist das DMSC offen für Kooperationen mit Industrie und Forschung.
Bei der Einweihung des DMSC konnten die Ehrengäste die Simulatoren selbst testen. Nachdem sie das Band durchgeschnitten hatten, kletterten Markus Fischer (DLR-Bereichsvorstand Luftfahrt) und Martin Otter (kommissarischer Direktor des Instituts für Systemdynamik und Regelungstechnik) in das Cockpit. Für ein echtes Flugerlebnis setzt sich Fischer eine VR-Brille auf. Dann fährt der Roboterarm mit den beiden Passagieren nach oben. Während Fischer die Bewegungen des Simulators steuert, sieht er die Umgebung seines Fluges virtuell. Besonders echt wirkt es, wenn die Bilder zusätzlich in die Cockpit-Fenster eingespielt werden. Überkopflüge werden an diesem Tag aber nicht ausprobiert. Fischer und Otter fliegen stark geneigt virtuell über Münchenn. „Das hat Spaß gemacht“, versichert Fischer im Anschluss. Dann steigt das nächste Pilotengespann ein.
Im wissenschaftlichen Alltag gibt es natürlich keine Spaßflüge. Dann wird das günstigere und sicherere Simulation-Zentrum genutzt, um teure und oft gefährliche echte Flüge zu ersetzen. Die Anwendungsmöglichkeiten reichen von Pilotenausbildung über Entwicklung von Regelungstechnik bis zu Studien wie etwa zur Flugkrankheit oder Reaktionsfähigkeit. Abteilungsleiter Tobias Bellmann erklärt, dass am Simulator beispielsweise Senkrechtstarter wie Helikopter oder Lufttaxis getestet werden können.
Neben den beiden Cockpits am Roboterarm gibt es noch einen weiteren Simulator, einen sogenannten Hexapod. Die bewegliche Plattform ist auf sechs Antriebselementen montiert. Sie schwankt wild hin und her, so dass die Flüssigkeit im aufgeschraubten Tank herumschappt. Über eine zusätzliche Längs- und Vertikalachse kann der Tank sogar in einer Endlosschleife gedreht werden. „Damit kann die Bewegung beispielsweise von Tankflüssigkeit und ihre Auswirkung auf die Flugeigenschaft von Flugzeugen simuliert werden“, erklärt Bellmann. Berechnungen können exakt sagen, wie sich das beispielsweise auf die Flugeigenschaft von Fliegern oder sogar Kampfjets auswirkt.
20 Jahre lang forschten die Wissenschaftler an der Technologie für die robotischen Bewegungssimulatoren. In Kurzvorträgen stellten die Wissenschaftler den Gästen die Anwendungsmöglichkeiten vor.