Das Unterrichtsfach „Physik“ ist für viele Schülerinnen und Schüler das Angstfach schlechthin. „Es wird oft als realitätsfern und schwer empfunden. Das muss nicht sein“, findet jedenfalls Tobias Schüttler, Leiter des School-Labs im DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt). Bei einer mehrtägigen Fortbildung am Standort Oberpfaffenhofen haben 20 Physiklehrkräfte aus ganz Bayern hier neue Impulse für einen spannenden Unterricht bekommen. Dazu haben sie selbst Experimente bei Rundflügen in echten Flugzeug und am Simulator durchgeführt.
„Das fliegende Lehrerzimmer – Physik zum Abheben“ lautete der Titel der Fortbildung. Der Name war Programm. Mit leuchtenden Augen warteten die Lehrkräfte am Rollfeld. Dort standen bereits die kleinen Maschinen der DLR-Flugsportgruppe für Rundflüge über das Fünfseenland und bis zu den Alpen bereit. Allerdings war bei den Lehrern nicht „Sightseeing“ angesagt. Sie hatten sich Experimente überlegt. Dominik Köth hatte beispielsweise eine App auf seinem Smartphone, mit der er Werte wie Beschleunigung, Luftdruck, Erdmagnetfeld und Drehrate aufzeichnen wollte. Im Unterricht wolle er diese dann seiner Schulklasse demonstrieren. „Das ist viel mehr als nur eine Formel auf der Tafel“, schwärmte er.
Die Lehrkräfte haben längst erkannt, dass sie ihre Schüler statt mit trockener Theorie vielmehr mit Experimenten, viel Praxisbezug und Geschichten für Physik begeistern können. Von der Fortbildung erhoffen sie sich neue Ideen für den Physikunterricht und wollen ihre didaktischen Methoden, die sie vor Jahren an der Universität vermittelt bekommen haben, dank moderner Hilfsmittel auf den neuesten Stand bringen.
Ein weiteres Highlight der Fortbildung war der Flugsimulator im School-Lab, dem Experimentierlabor für Schulklassen. Hier konnten die Lehrkräfte in die Rolle eines Piloten schlüpfen und ein Flugzeug selbst steuern – allerdings virtuell. Es gab sogar einen vibrierenden Stuhl und Fußpedale, so dass das Ganze authentisch wirkte. In das School-Lab kommen normalerweise Schulklassen, um zu experimentieren und praxisnahe Projekte durchzuführen. Um junge Menschen für die Wissenschaft und Forschung zu begeistern, können sie hier mit Wissenschaftlern und betreut von Studenten aus zwölf Themenmodulen wie Raketen, Roboter, Wetter, Klima, Satelliten und anderes wählen. Einmal im Jahr gibt es ein Extra-Projekt für die Lehrkräfte. Heuer drehte sich alles um das Fliegen.
Eine der Betreuerinnen war Sonja Pellowski. Die Studentin der Luft- und Raumfahrt ist als Schülerin selbst im School Lab gewesen. Zuvor hatte sie mit Physik eher wenig am Hut gehabt, gestand sie. Doch die Experimente haben ihr einen neuen Zugang zu dem Fach gegeben, „seitdem hat mir Physik Spaß gemacht“. School-Lab-Leiter Tobias Schüttler ist der Themenbereich „Fliegen“ deswegen so wichtig, weil er im Lehrplan fehlen würde. Eines der Ziele des Workshops sei es deswegen, dass die Lehrkräfte sich das fehlende Wissen selbst aneignen.