In München gibt es sie noch: die quirligen urbanen Nachbarschaften, in denen das Miteinander funktioniert. Die Weißenburger Straße ist so ein „gewachsenes Biotop”, wie es CSU-Fraktionsvorsitzender Manuel Pretzl nennt. Die Mischung der Geschäfte ist ideal, hier sind die Anwohner in ihrer unmittelbaren Nähe bestens versorgt.
Wie kann man dieses Fundament für das Viertel und seine Bürger erhalten? Einen ganzen Nachmittag lang hat die CSU mit Anwohnern Orte angesehen, bei denen sich eine solche Frage stellt, und am Abend mit Bürgern intensiv über die Entwicklung des Stadtteils diskutiert. Unter dem Titel „Viertel vor! Die Stadtvierteltour der CSU“ ist die CSU bei diesen Rundgängen in jedem einzelnen der 25 Münchner Stadtteile vor Ort. „Wir möchten die Fragen, die Probleme und die Ideen der Bürgerschaft in unsere Arbeit auf alle politischen Ebenen mitnehmen!“, erklärte Georg Eisenreich die Touren, „wir nehmen uns für die Bürgerinnen und Bürger Zeit. Wir hören zu.“
Für dieses Zuhören sind die Geschäftsleute und Anwohner in der Weißenburger Straße dankbar. Der Stadtrat will hier (zunächst für ein Jahr) eine Fußgängerzone einrichten - so die Pläne von Grün-Rot. „Ich bin stinksauer”, schimpft Hauseigentümerin Petra Kraus, „das ist überhaupt nicht zu Ende gedacht! Man bestimmt über unsere Köpfe hinweg.”
Manuel Pretzl versteht den Ärger: „Die Stadt entscheidet leider oft, ohne sich die Folgen zu überlegen”, kritisiert er. Die Folgen treffen hier besonders die Geschäftsleute. „Wir wollen das Viertel versorgen und haben dafür Geld investiert”, erklärt Stefan Kellermann (EDEKA), „ich kann aber nur das verkaufen, was ich - mit dem Lkw - in den Laden reinbekomme.” Er vermisst Informationen über das, was die Stadt vorhat.
„Alle wünschen sich die Nahversorger vor Ort, wir brauchen sie”, bekräftigt Manuel Pretzl, „also müssen wir auf deren Bedürfnisse achten!” Die CSU teile die Sorge, dass man eine Mischung wie in der Weißenburger Straße leichtfertig kaputt macht.
Trixi Obermeier (Bekleidungsgeschäft philo_sophie) verweist auf die Fußgängerzone in der Sendlinger Straße: „Da ist nichts mehr los”, sagt sie; „ich habe sechs leer stehende Läden gezählt.” Sie fürchtet, dass mit einer Fußgängerzone auch bei ihr Kunden wegbleiben. Viele von diesen kommen von auswärts - sogar vom Chiemsee. „Meine Kunden brauchen das Auto”, weiß sie.
Dabei gäbe es eine Alternative: eine Einbahnstraße. Nicht nur Obermeier verweist auf diese Idee. „Die Weißenburger Straße kann doch ohnehin niemals eine richtige Fußgängerzone werden, weil es ständig Lieferverkehr geben muss”, argumentiert sie.
An ein existentielles Problem erinnert Buchhändler Thomas Voglsgsang: Kommt die Fußgängerzone, steigen die Mieten. Für seine Buchhandlung bliebe dann kaum noch Luft. Umso mehr kritisiert er, dass die geplante Umgestaltung nicht zur Diskussion gestellt werde. „Ich vermisse den Respekt vor einer anderen Meinung”, sagt er, „ich vermisse das 'Leben und Leben lassen!'”
Wie CSU-Vorsitzender Georg Eisenreich sieht er in der Stadtpolitik immer mehr Ideologie hinter den Entscheidungen. „Ideologie bedroht die Freiheit aller”, warnt Eisenreich. Stadtentwicklung kann nur zusammen mit den Bürgern gelingen, ist die CSU überzeugt. „Man muss die Leute einbinden”, drängt Barbara Schaumberger, für die Weißenburger Straße brauche man eine Bürgerbeteiligung. Das findet auch Susanne Hornberger. „So etwas geht nur miteinander!”
Wie ein Miteinander den Menschen Chancen öffnet, erläuterte Till Hofmann (Fat Cat) am Gasteig: Ab Mai, so hofft er, könne man günstige Räume an junge Kreative, Bands, Künstler und Initiativen aus dem Viertel vergeben. „Das ist eine Riesenchance für das ganze Viertel”, freut sich Hornberger über die Zwischennutzung des leer stehenden Kulturzentrums. Hintergrund ist, dass die Sanierung des Gasteigs wohl frühestens 2025/26 beginnen kann, so Manuel Pretzls Prognose. Die eigentlich schon auf den Weg gebrachte Sanierung habe Grün-Rot im Stadtrat verzögert. Zwischenzeitlich haben Corona und Ukrainekrieg Zeit- und Kostenrahmen gesprengt. „Wir stehen vor einem Scherbenhaufen”, fasste Pretzl die Folgen des grün-roten Agierens zusammen.
Ein ganz anderes Bild zeigte sich der CSU im Rohbau des Sternenhauses am Nockherberg: Im Oktober will die Nicolaidis Young Wings Stiftung ihr „Haus der Zuversicht” beziehen. Sie kümmert sich um junge Trauernde und gibt ihnen Halt. 1.100 Menschen hat sie im vergangenen Jahr betreut. „Ich bin beeindruckt, was aus den Plänen geworden ist”, meint Barbara Schaumberger an der Baustelle.
Gleich nebenan ist mit Joma etwas ebenfalls Beeindruckendes fürs Viertel entstanden: Ev. und kath. Kirche haben mit Diakonia, Caritas und der Stadt einen Treffpunkt für die nachbarschaftliche Begegnungen organisiert. „Wir bringen ganz verschiedene Menschen zusammen”, erklärt Joma-Leiterin Julia Schroll das seit bald einem Jahr bestehende Projekt.
Georg Eisenreich dankte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Nicolaidis Young Wings Stiftung und von Joma für ihre Ideen und ihren Einsatz: „Es ist etwas Wunderbares, wenn man einen Ort der Heimat und für Begegnungen schafft”, unterstrich er. Heimat sei, wo man wohnt, wo man einkauft, wo die Kinder zur Schule gehen, wo man Nachbarn trifft. Damit das in einer Stadtgesellschaft gut funktioniere, brauche es vor allem eines: das Miteinander.
Zur Stadtteiltour luden ein:
MdL Georg Eisenreich,
Vorsitzender der CSU München, bayerischer Justizminister
Manuel Pretzl, Fraktionsvorsitzender der CSU im Stadtrat
Susanne Hornberger, stv. Vorsitzende der CSU Haidhausen und Kandidatin für den Landtag
Barbara Schaumberger, stv. Vorsitzende der CSU München Mitte und Kandidatin für den Bezirkstag