Was wird aus Biotopia? Das fragen sich u.a. die Lokalpolitiker im Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg. Seit bald zwei Jahren liegen die Pläne für das neue Naturkundemuseum am Schloss Nymphenburg auf Eis, jetzt gibt es eine Kehrtwende: Während das Museum Mensch und Natur bis 2028 erhalten bleiben und mit weiteren Ausstellungskonzepten ergänzt werden soll, wird Biotopia voraussichtlich nicht weiterverfolgt werden. Im BA findet man diese Entwicklung „desaströs“, wie BA-Chefin Anna Hanusch zusammenfasst, und richtet nun einen Brief an die Bayerische Staatsregierung bzw. Staatsminister Markus Blume (CSU).
Das vergleichsweise kleine Museum Mensch und Natur sollte erweitert werden. Vor über 12 Jahren fiel dazu die Entscheidung, etliche Diskussionen folgten. Im Sommer 2021 schließlich reichte das Planungsteam die Projektunterlagen zu „Biotopia“ beim Staatlichen Bauamt ein. Ein modernes naturkundliches Museum sollte mit „Biotopia“ erwachsen, das zur Schnittstelle zwischen Forschung, Gesellschaft, Wirtschaft und Politik werden sollte. Dieses Konzept soll nach neustem Wissensstand des BAs jetzt nicht weiter verfolgt werden, was im Stadtbezirk Neuhausen-Nymphenburg parteiübergreifend auf Unmut stößt. „Sehr enttäuscht“, zeigt sich etwa die FDP Neuhausen-Nymphenburg / Laim mit Ortsvorsitzendem Felix Meyer. „Es wird wieder alles neu geplant - aber ins tatsächliche Machen und Bauen kommen wir nicht.“ Auch beim Grünen-Ortsverband sorgt die Nachricht über den Biotopia-Planungsstopp für „Irritationen und Kopfschütteln“: „Dabei ist nur ein Trostpflaster, dass das Museum „Mensch und Natur“ nun definitiv bis 2028 offengehalten werden soll, um dann in den Ersatz-Neubau umzuziehen”, heißt es in einer Pressemeldung des Grünen Ortsverbands.
BA-Vorsitzende Anna Hanusch (Grüne) ergänzt: „Es ist sehr bedauerlich, dass ein so lang geplantes Projekt, in das bereits viel Kreativität und Kosten investiert wurden, nun nochmal komplett in Frage gestellt wird. Die Mitarbeitenden haben bisher mit viel Leidenschaft und Motivation das Konzept vorangetrieben und schon mit Leben gefüllt.”
Auch der BA 9 hatte sich intensiv mit der Planung des Biotopia beschäftigt. Sogar erste Baumfällungsanträge wurden dem Gremium vorgelegt. „Alles also nur vertane Zeit?”, so Jörn Retterath (SPD) im Rahmen der jüngsten BA-Sitzung. „Und was wird aus dem Biotopia-Team?“, fragt CSU-Fraktionssprecherin Gudrun Piesczek. In einem nun einstimmig verabschiedeten Brief, den das Lokalparlament an die Bayerische Staatsregierung richtet, heißt es: „Der Bezirksausschuss 9 hatte sich mit viel Einsatz und Engagement an der Entwicklung und Planung des Biotopias beteiligt.“ Über die Entscheidung, Biotopia nicht zu verwirklichen, sei man überrascht wie auch verärgert.
„Dringende Fragen“ legt der BA in seinem Schreiben zur Beantwortung bei. Neben der Frage nach dem Umgang mit den Biotopia-Mitarbeitern will der BA auch wissen, was architektonisch wie auch konzeptionell neu geplant ist und wie der Zeitrahmen dafür aussieht. Welche Leistungen wurden bisher für Biotopia investiert? Welche davon werden nicht mehr benötigt? Und wie hoch ist der finanzielle Schaden durch die Planänderung? Der BA erklärt zudem, dass bei der neuen Planung dringend ein fachlich vertieftes Verkehrsgutachten sowie ein Verkehrskonzept erstellt werden müsse. Man fragt schließlich, ob der Förderverein und die Schlösser- und Seenverwaltung in die neue Planung einbezogen sind und fordert zugleich die Beteiligung des BAs.
Auf der Homepage des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst sind indes nach wie vor die Entwürfe von Staab Architekten für Biotopia zu sehen.