Noch einmal „offen“


Von Patrizia Steipe
Mirjam Zadoff, Direktorin des NS-Informationszentrums, informiert über die Pläne für den Erinnerungsort. Michael Widl-Stüber stellte die Fragen. (Foto: pst)
Mirjam Zadoff, Direktorin des NS-Informationszentrums, informiert über die Pläne für den Erinnerungsort. Michael Widl-Stüber stellte die Fragen. (Foto: pst)
Mirjam Zadoff, Direktorin des NS-Informationszentrums, informiert über die Pläne für den Erinnerungsort. Michael Widl-Stüber stellte die Fragen. (Foto: pst)
Mirjam Zadoff, Direktorin des NS-Informationszentrums, informiert über die Pläne für den Erinnerungsort. Michael Widl-Stüber stellte die Fragen. (Foto: pst)
Mirjam Zadoff, Direktorin des NS-Informationszentrums, informiert über die Pläne für den Erinnerungsort. Michael Widl-Stüber stellte die Fragen. (Foto: pst)

Es war wohl das letzte Mal, dass die Künstler und Handwerker des Vereins Fauwe vor dem Umbau zum Erinnerungsort zu offenen Ateliers in die Ehrenbürgstraße 9 einluden. Sorge vor der Zukunft war bei allen spürbar. Im nächsten Jahr soll das ensemblegeschützte Areal saniert und umgestaltet werden. Die Künstler sind zwar ein wichtiger Teil im Konzept des NS-Dokumentationszentrums. Doch fest steht, dass sich einiges ändern wird. Alleine durch die Sanierung der acht Baracken des ehemaligen Lagers. Dann befürchten die Künstler Mieterhöhungen.

„Wie geht es auf dem Gelände weiter?“, wollte Moderator Michael Widl-Stüber bei einem Freiluft-Podiumsgespräch von Mirjam Zadoff, Leiterin des NS-Dokuzentrums, wissen. Die Menschen, die das Areal nutzen „sind für uns ganz wichtig“, betonte Zadoff. „Das Konzept basiert auf der jetzigen Nutzung, sonst funktioniert es nicht“. Schließlich soll der Erinnerungsort keine Gedenkstätte werden. „Erinnerung passiert nicht in Vitrinen“, versicherte sie. Es solle lebendig bleiben. Was den Baubeginn betrifft, den die Münchner GWG verantworten wird, so sei mittlerweile die Finanzierung geklärt. Ein Teil der Kosten übernimmt die Städtebauförderung, allerdings muss dafür die Ausstellungbaracke bis 2025 fertig sein. Geplant sind ein Seminarraum, eine Werkstatt für Projekte und in zwei Gastateliers sollen Künstler aus den von Zwangsarbeit betroffenen Ländern, tätig sein. „Kindergarten, Farm und Künstler sind Teil des Projekts“, versicherte Zadoff. Allerdings werde man Kompromisse schließen müssen. So soll sich der Ort nach außen öffnen und ein Radweg wird angelegt. Es soll kräftig durchgelichtet, „Bäume aber nicht gefällt werden“, versicherte Zadoff. Der Plan, den Lagercharakter sichtbar werden zu lassen, wurde jedoch fallen gelassen, das bedeutet, dass Grün bleiben darf.
Seit 30 Jahren zeigen die Fauwe- (Freie Ateliers und Werkstätten) Mitglieder bei den „Offenen Ateliers“ ihre kreativen Arbeiten. Auch dieses Mal gab es in den Werkstätten und auch davor Gemälde, Skulpturen und Kunst der unterschiedlichsten Ausprägung. Aber es wird auch – beispielsweise durch einen kleinen Ausstellungsraum – an die dunkle Seite des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers erinnert, in dem bis zu 1000 Menschen untergebracht waren, um im Ausbesserungswerk der Reichsbahn mitzuhelfen. Erst vor kurzem ist einer der wenigen Zeitzeugen, die heute noch leben, dort zu Besuch gewesen. Der 96-jährige Teunis von Houwelingen hatte mit seiner Familie den Ort besucht, an dem er als 18-jähriger leben musste. Für das NS-Dokumentationszentrum sei van Houwelingens Besuch von großer wissenschaftlicher Bedeutung, heißt es in einer Pressemitteilung. Seine Erinnerungen werden Teil der künftigen Ausstellung in Neuaubing sein.

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