Um eine handwerkliche Ausbildung attraktiv zu machen, lassen sich die Betriebe und Schulen allerhand einfallen. Zum Beispiel haben die Maurerlehrlinge mit ihren Lehrkräften Ulla Braun und Patrick Oberdörfer an der Adolf-Kolping-Berufsschule, Abteilung Bautechnik, am Projekt „Denkmal aktiv“ der Deutschen Stiftung für Denkmalpflege teilgenommen und an der denkmalgeschützten Baracke des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers in der Ehrenbürgstraße gearbeitet. Unter dem Motto „Lernen durch Engagement” sollte gebaute Geschichte erlebt und der Wert von Kulturdenkmälern kennen gelernt werden. Unterstützt wurde das ganzjährige und klassenübergreifende Schul-Projekt vom NS-Dokumentationszentrum und dem Landesamt für Denkmalpflege
Die angehenden Maurer und Schüler des Berufsvorbereitungsjahrs Bautechnik untersuchten die Konstruktion der Baracke, analysierten die Statik und untersuchten die damals verwendeten Baustoffe. Dank der einfachen Architektur der Baracke konnten Lehrinhalte wie „Aufmaß zur Bestandsaufnahme“, „Planen und Schalen von Fundamenten“ und das Herstellen einer einschaligen Wand sowohl theoretisch erklärt als auch praktisch ausprobiert werden.
Einen Bauteil der Baracke 5 haben die Azubis im Maßstab 1:1 nachgebaut und dafür mit selbst erstellten Plänen eine Schalung für das Streifenfundament erstellt und im Anschluss ausbetoniert. Wie bei der Baracke 5 stellten sie Wandbauplatten und innen gelagerte Pfeiler auf ein Streifenfundament. In die Nut wurde Zementmörtel gefüllt, um die Platten miteinander zu verbinden.
Dabei haben die Schüler sogar eine Entdeckung am Altbestand gemacht, die den bisherigen Erkenntnissen widersprach. „Die Außenwände sind nicht mit Ziegelsteinen voll ausgemauert, sondern wurden in Skelettbauweise ausgebildet, mit Mauerpfeiler und vorgehängten Porenbeton-Wandplatten“, so Lehrer Oberdörfer. Die Erkenntnisse wurden an das Landesamt für Denkmalpflege weitergeleitet. Bei der spannenden Spurensuche konnten nicht alle Fragen beantwortet werden. Zum Beispiel blieb die Funktion der Grube in einem Raum unbeantwortet.
Gleichzeitig erfuhren die Schüler im Sozialkundeunterricht, wie das System der Zwangsarbeit im Dritten Reich funktioniert hat. „Dass im Dritten Reich nicht nur in Konzentrationslagern Menschen arbeiteten und starben, sondern auch Zwangsarbeiter, die vor allem aus den europäischen Ländern stammten, die auch Heimat vieler Familien der Schüler waren, hat die Jugendlichen bewegt“, erinnert sich Oberdörfer.
Die Adolf-Kolping-Berufsschule ist eine private, staatlich anerkannte Berufsschule zur sonderpädagogischen Förderung und ist am Oberwiesenfeld beheimatet. Die Ergebnisse des Projektunterrichts können vor Ort in der Ehrenbürgstraße über einen QR-Code in einer virtuellen Tour abgerufen werden.