Wann wird der Aubinger Bahnhof endlich barrierefrei? Diese Frage beschäftigt den Stadtbezirk 22 seit über 40 Jahren. In der Zeit gab es immer wieder Versprechen, dass bald ausgebaut oder zumindest eine provisorische Rampe installiert wird. Ein guter Zeitpunkt wäre das 150. Jubiläum des Bahnhofs 2023 gewesen. Doch außer einer neuen Zusage hat sich nichts geändert. Jetzt hat sich die Bürgervereinigung Aubing-Neuaubing mit einem offenen Brief an Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter gewandt.
„Es ist inakzeptabel, dass Menschen mit Behinderungen oder mobilen Einschränkungen nach wie vor aufgrund fehlender Barrierefreiheit am Bahnhof Aubing benachteiligt sind“, heißt es in dem Schreiben. Der Brief ging auch an einen großen Verteiler, der den Stadtrat umfasst, Stadtbaurätin Elisabeth Merk, Mobilitätsreferent Georg Dunkel, Behindertenbeiräte und andere.
Wie ungünstig die Situation ist, zeigt ein Youtube-Film der Bürgervereinigung. Der ist auch schon drei Jahre alt und trotzdem aktuell wie eh und je. Man sieht Menschen mit Gehhilfen, Rollator, Fahrrad oder Kinderwagen mühsam über die steilen Stiegen klettern und alles nach oben oder unten schleppen. Eine Rollstuhlfahrerin dreht um.
Im Februar 2023 hatte es wieder Grund zur Hoffnung gegeben. Damals hatte der Stadtrat beschlossen, dass die Verwaltung eine Lösung und Umsetzung des Themas bis Ende 2023 ausarbeiten solle. Das war vor eindreiviertel Jahren „bis dato ist jedoch keinerlei Fortschritt zu vermerken“, bedauert Jürgen Müller, Vorsitzender der Bürgervereinigung. Dabei sollte der barrierefreie Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln eine Selbstverständlichkeit sein. Die Notwendigkeit werde von allen Seiten bestätigt. Das aktuelle „Bayerische Aktionsprogramm für barrierefreie Stationen” hat einen Umfang von 100 Millionen Euro für die nächsten drei Jahre in Aussicht gestellt. Ende Oktober 2023 waren in Bayern 515 von 1066 Bahnhöfen und Haltepunkten barrierefrei ausgebaut. Bei der S-Bahn sind es 122 der 150 Stationen. Das Ausbauprojekt der S 4 enthält die Barrierefreiheit der Bahnhöfe Eichenau, Puchheim, Aubing und Leienfelsstraße. Doch beim Stichwort „Projektstand“ steht seit vielen Monaten „in Klärung“ oder vage „in den kommenden Jahren“.
„Deutsche Bahn und die Landeshauptstadt München schieben sich ständig gegenseitig die Verantwortung zu“, ärgert sich Müller. Es sei an der Zeit, dass sie zusammenarbeiten, schließlich sei Barrierefreiheit ein Grundrecht. „Augenscheinlich ist jedoch in der Verwaltung der Wille zur Umsetzung nicht ausgeprägt genug“, kritisiert Müller. Er hofft, dass Reiter jetzt als „Chef der Verwaltung“ interveniert und dass die Aubinger S-Bahnstation wieder das wird, was der Aubinger Bahnhof bei seiner Eröffnung 1873 einmal war: Ein Vorzeigeobjekt!