Es wird übersichtlicher, strukturierte und ordentlicher werden – der Erinnerungsort Zwangsarbeiterlager in der Ehrenbürgstraße 9. Trotzdem soll der Charme dieses kontrastreichen Platzes bewahrt werden. Hier sind die kalte Funktionalität der Baracken aus der NS-Zeit mit der verspielten Originalität der Künstler, die hier seit Jahrzehnten tätig sind, kombiniert. Der Bezirksausschuss 22 bekam in der letzten Sitzung den Siegerentwurf präsentiert, auf dem die Planung für die Sanierung des Areals basieren wird. Elf Teilnehmer hatten ihre Ideen für die denkmal- und naturschutzgerechte Sanierung des Areals eingereicht. Der erste Preis des Architektenwettbewerbs ging an das Büro „SSP Sturm Peter + Partner” mit den „TRR Landschaftsarchitekten Ritz und Ließmann”.
Das Ganze soll ein belebter, für alle Menschen offen zugänglicher Ort werden, durch den ein übersichtlicher, gut beleuchteter Weg führt, den auch Schulkinder nutzen sollen. Parken wird auf dem Gelände nicht mehr erlaubt sein. Der dichte Bewuchs wird kräftig ausgelichtet, so dass das Gelände heller und übersichtlicher wirkt und es von den Wegen Sichtachsen und Durchblicke zu den Baracken geben wird. Trotzdem soll viel Grün erhalten bleiben.
Statt der unbefestigten Wege sollen die Besucher auf Holzstegen durch das ehemalige Zwangsarbeiterlager gehen. An manchen Bereichen werden sie überdacht sein, um Besuchergruppen vor Witterungen zu schützen. Einer der Holzstege verbindet die Baracken 2 und 5. Sie sind „Erinnerungsorte“ des NS-Dokumentationszentrums und sollen neben einer musealen Ausstellung in der Baracke 5 auch die Möglichkeit bieten, in der Baracke 2 an Workshops teilzunehmen. Im Außenbereich sollen Infostelen auf Besonderheiten, wie beispielsweise den Ein-Mann-Bunker hinweisen. Die Baracke, die damals zwar geplant, aber nicht fertig gestellt wurde, soll durch Markierungen angedeutet werden. In einem „Forum“ könnten Filme gezeigt und Open-Air-Veranstaltungen für bis zu 250 Menschen stattfinden.
Der andere Holzsteg verbindet die Werkstätten und Ateliers und soll den Besuchern die Möglichkeit geben in Kontakt mit den Kreativen und Handwerkern zu treten. Auf überdachten „Arbeitsdecks“ im Freien können die Besucher in der Art von „Lebendigen Werkstätten“ den Schaffensprozess beobachten. Außerdem werden mobile Sitzelemente bereit gestellt.
Die angrenzende Kinder- und Jugendfarm wird durch einen Weg im Norden erschlossen. Hier darf der „Dschungel“ bleiben. Dieser naturnahe Abenteuerspielplatz mitten im Walds soll sogar noch verdichtet werden. Die marode Baracke 8, die die Kinderfarm nicht mehr nutzen konnte, soll saniert werden.
Insgesamt 1,6 Millionen Euro sollen die Umbaumaßnahmen kosten. Die Vorplanungen werden etwa zwei Jahre lang dauern. 2024 könnten die Arbeiten beginnen.
Das ehemalige NS-Zwangsarbeiterlager in Neuaubing ist neben Berlin die einzige in Deutschland erhaltene Anlage. Während der NS-Zeit waren darin etwa 500 bis 1.000 Zwangsarbeiter untergebracht, die für das nahe gelegene Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) arbeiten mussten.