Seit September kann sich die Kraillinger Grundschule glücklich schätzen, die einzige Ganztagesklasse des Landkreises zu haben. Statt um 12 Uhr endet für die eine von drei Eingangsklassen der Unterricht erst 15.30 Uhr. Freitags ist mittags Schluss.
Im so genannten rhythmisierten Modell finden sich Kernfächer neben musischer und sportlicher Aktivität. Dazwischen gibt es Projekte zur Gewaltprävention, Übungs- und Vertiefungsstunden, lockere Freizeitgestaltung und – ganz wichtig - Hausaufgabenbetreuung.
Schulleiterin Hermine Freystätter erklärte: „Angestrebt wird ein vernünftiger Wechsel von Ruhe- und Bewegungsphasen.“ Die Vorteile für die berufstätigen Eltern liegen auf der Hand: engagierter Unterricht für den Nachwuchs mit vielen Angeboten für wenig Geld. Auch die Kinder profitieren. Sie nehmen keine Hausaufgaben mit und haben ihre Freunde eine lange Zeit am Tag zur Verfügung. Schule ist für sie viel mehr als bloßer Lernort.
Nach drei Wochen Praxis hänge immer noch viel Organisation am Gelingen des Ganztagesunterrichts, gestand Freystätter. „Schließlich heißt es auch „Ganztagesschule im Aufbau“. Unser Projekt muss einfach noch wachsen“, meinte Freystätter im Hinblick auf eventuell zu hohe Anfangserwartungen.
Ihre erste Sorge war, dass die Kinder mittags nach Hause wollen wie ihre Mitschüler der Halbtagesklassen. Aber das große Heulen blieb aus. „Es geht wunderbar, seit dem ersten Tag“, freute sie sich. Auch das Feedback der Eltern sei positiv.
Für die ganze Schule bedeutete die Ganztagesklasse eine Riesenumstellung und eine große Herausforderung. Zum Glück hätten sich gleich Lehrkräfte gefunden, die diese Klasse gerne übernehmen. „Solche Mitstreiter auf freiwilliger Basis tragen das ganze Projekt mit“, meinte Freystätter glücklich.
Gerade mal sechs Wochen Zeit im Frühjahr blieb zwischen Bildungsgipfel, Städtetag und Antragsfrist, erklärte Bürgermeisterin Christine Borst. „Ohne das schon fertige Konzept der Schule hätten wir uns nicht bewerben können.“ Räumliche Voraussetzungen, Mittagsbetreuung, geregelte Aktivitäten am Nachmittag – das alles sei von der Schule bereits vorgeplant gewesen.
Mit der Bewilligung des Kultusministerium floss natürlich auch Geld. 6000 Euro jährlich stehen der Schule nun zur Verfügung. Obendrein lässt sich die Gemeinde das Vorzeigeprojekt zusätzliche 5000 Euro im Jahr kosten. „Damit decken wir die Mittagsbetreuung und zahlen den TV Planegg-Krailling, der zweimal in der Woche kommt, oder andere aufwändige Beschäftigungsangebote“, erklärte Freystätter. Für die Musikschule reiche es in diesem Jahr leider nicht. Diesen Extra-Musikunterricht müssten die Eltern derzeit noch selber zahlen.
Engpässe gebe es trotzdem nicht. Die Gemeinde stünde voll hinter dem Konzept, betonte Borst. „Mit so viel Rückenstärkung aus der Gemeinde war mir klar, dass wir es probieren“, erinnerte sich Freystätter. Für sie sei es eine Herausforderung, die sie so kurz vor dem Ruhestand sehr gerne meistern will. „Ich möchte gerne etwas in Richtung Schule der Zukunft bewegen.“