Veröffentlicht am 15.04.2008 00:00

„Ursprünglicher Charakter geht verloren“

20 Bäume wurden schon gefällt, jetzt kommen noch weitere hinzu: Im Planungsausschuss scheiterte ein letzter Rettungsversuch der Grünen für weitere 20 zur Fällung beantragte Buchen. Ein Änderungsantrag, der die Untere Naturschutzbehörde auffordert, alle – auch juristisch möglichen – Maßnahmen zu ergreifen, um die Bäume insbesondere im Südteil des Parks zu erhalten, fand keine Mehrheit. Laut externem Gutachten könnten diese Bäume mit geeigneten Pflegemaßnahmen noch mindestens zehn bis 15 Jahre erhalten werden.

Die Stadtratsmehrheit entschied sich jedoch für den Vorschlag der Verwaltung, nur für die Baumgruppe im Westen des Geländes einen Erhaltungsversuch zu starten. Die Bäume im Süden des Parks, zur Rembrandstraße hin, werden zur Fällung freigegeben. Das Planungsreferat der Landeshauptstadt München hat zusammen mit einem hinzugezogenen vereidigten Sachverständigen kürzlich im Planungsausschuss ausführlich dargelegt, dass ein Erhalt der auf dem Grundstück der Riemerschmid-Villa noch verbliebenen Bäume insgesamt nicht mehr zielführend gefordert werden kann.

Insbesondere der Ostteil der noch verbliebenen Baumgruppe zur Rembrandtstraße hin, weist einen Baumbestand auf, der so stark beschnitten werden müsste, dass im Grunde nur noch Torsi verbleiben. Dies könne vom Eigentümer zumutbar nicht verlangt werden, zumal ein solcher Baumbestand einem sinnvollen Aufwuchs neuer Bäume im Wege stünde. Versuchen will das Planungsreferat nach eigenen Angaben dagegen den Erhalt einer größeren Baumgruppe im Süd-West-Teil des Grundstücks. Hier hält das Planungsreferat die Anordnung des Baumerhalts für verhältnismäßig, weil die Entnahme der dort zur Fällung beantragten Einzelbäume die dann noch vorhandenen Baumgruppen im Westen des Baugrundstücks deutlich schwächen würden. Hier liege der Erhalt einer intakten Baumkulisse im öffentlichen Interesse.

„Haben alles versucht”

Enttäuscht über die Entscheidung zeigten sich die grüne umweltpolitische Sprecherin Sabine Krieger und der Fraktionsvorsitzende Siegfried Benker. „Wir haben alles versucht, um die Bäume dieses bedeutenden Kulturdenkmals zu erhalten. Riemerschmid wollte mit seinen Entwürfen einen Dialog von Natur und Architektur herstellen. Wird nun der von Riemerschmid bewusst so angelegte Park eines Großteils seiner Bäume beraubt, verliert das Ensemble seinen ursprünglichen Charakter. Dagegen haben wir und viele Anwohner vor Ort gekämpft“, erklärt Benker. „Aus unserer Sicht wäre es möglich gewesen, die noch verbliebenen Bäume mit Pflegemaßnahmen zu erhalten und auch die Verkehrssicherheit zu gewährleisten“, fügt Krieger hinzu. „Die Verwaltung hat damit eine gute Chance vertan, an diesem für München wichtigen Denkmal die Möglichkeiten der Kommune auszuloten, alte Bäume in München zu erhalten.“

Mit Bestürzung hat auch der Bund Naturschutz (BN) die Entscheidung des Münchner Stadtrats über die Zukunft der Bäume im Garten der Riermschmid-Villa zur Kenntnis genommen. „Die schützenswerten Güter des denkmalgeschützten Ensembles waren in diesem Fall im Planungsreferat offensichtlich in den falschen Händen. Erst verspielt die Stadt die einmalige Gelegenheit, beim Eigentümerwechsel die denkmalgeschützte Villa mit Garten selbst zu erwerben und dann gibt sie auch noch die historischen Gehölze zur Rodung frei. Schlimmer hätte es nicht kommen können“, urteilt Martin Hänsel, stellvertretender Geschäftsführer des BN in München und Diplom-Forstwirt. „Die wenigen verbleibenden Bäume sind allenfalls kosmetische Schadensbegrenzung, der Charakter des Ensembles wird zerstört.“

In seiner Argumentation gegen den Baumerhalt zog sich das Planungsreferat nach Angaben des Bund Naturschutz auf die extreme Sicherheitsposition zurück. Lediglich für neun von 40 beantragten Bäumen habe der Gutachter die sofortige Fällung empfohlen, 31 Bäume hätten mit Pflegemaßnahmen grundsätzlich noch erhalten werden können. Trotzdem würden nach dem Willen des Planungsreferates nun maximal fünf Bäume erhalten, vorausgesetzt, der Eigentümer spiele mit, was aus Sicht des BN als eher unwahrscheinlich gilt. Für elf weitere Bäume sei die Zukunft ebenfalls ungewiss: Für sie sei bisher kein Fällungsantrag gestellt worden, ob sie längerfristig stehen bleiben sollen, sei völlig ungeklärt.

„Kein Wille zu erkennen”

Die Argumentation des Planungsreferates, eine Pflege der Bäume sei zu aufwendig und dem Eigentümer nicht zuzumuten, ist aus Sicht des BN nach Beurteilung der Rechtslage nicht nachvollziehbar. „Die Stadt hätte eine andere Position beziehen können. Wenn der Erhalt von Bäumen einem Eigentümer nicht einmal im denkmalgeschützten Garten der Riemerschmid Villa zugemutet werden kann, wo denn dann? Ist es die neue Linie der Stadt, alte Bäume grundsätzlich zu fällen, da ihre Pflege aufwendiger als eine Neupflanzung sei, so wie das Planungsreferat heute argumentiert hat?” fragt Hänsel. Die Auseinandersetzungen um den Erhalt der Bäume gestalteten sich von Anfang an schwierig. Aus Sicht des BN war im Planungsreferat kein Wille zu erkennen, sich wirklich für die Bäume zu engagieren und nach Möglichkeiten für den Erhalt zu suchen.

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