Zur Diskussion über die Zukunft des Einzelhandels in Germering hatte der Gewerbeverband (GV) Germering am vergangenen Mittwochabend in die Suttner Stub’n beim Polariom eingeladen. Neben zirka 40 Einzelhändlerinnen und -händlern konnte Stephan Patsch, Stellv. Vorsitzender und Bereichsleiter Einzelhandel beim GV, auch Gewerbereferent Albert Metz, Stadträtin Karin Sepp und Petra Tech, Wirtschaftsbeauftragte der Stadt Germering, als Gäste begrüßen. Mit gewohntem Elan stellte Patsch als ersten Tagesordnungspunkt die aktuellen Planungen zum Stadtfest in Germering von 7. bis 9. Mai vor. Das Stadtfest habe er initiiert, weil ihm die Verkaufsoffenen Sonntage „nicht mehr genug“ seien, die er seit zwei Jahren organisiert habe.
Diese Marktsonntage seien doch in jedem Ort ringsum ziemlich gleich, „mit den Fieranten und allem Drumrum“. Dann gab es erstmal Schelte von Patsch für die Germeringer Einzelhändler: Ohne die Fieranten gehe bisher überhaupt nichts, sie würden die Marktsonntage finanzieren mit ihren Ständen: „ Der Einzelhandel in Germeringer beteiligt sich viel zu wenig. Beim letzten Verkaufsoffenen Sonntag sind gerade mal zehn Einzelhändler bereits gewesen, die 35 Euro Gebühr zu zahlen! Wenn ich für Euch bis zu 15.000 Menschen auf die Straße locke – sind dann 35 Euro zu viel?“.
Außerdem bekomme er kaum Rückmeldungen, wer seinen Laden überhaupt aufmache. Die Stadt Germering beteilige sich schon sehr hoch an den Kosten, aber die Stadtkasse werde immer leerer. Zudem werde die neue Showbühne durch Transparentwerbung von Sponsoren bezahlt. In anderen Orten sei der Einzelhandel viel aktiver als in Germering: „Da wird nicht soviel gejammert!“. Außerdem gab Patsch jedem Einzelnen zu bedenken: „Wenn die Leute nicht einkaufen, liegt es vielleicht an mir selbst. Es reicht nicht, den Laden aufzuschließen und zu sagen: ‚Jetzt kommt mal rein!’ – die Leute wollen unterhalten werden!“.
Für ihn spiele der Einzelhandel jedenfalls beim Stadtfest eine tragende Rolle. Handwerk, Landwirte, Vereine und Gastronomie hätten schon angekündigt, dass sie mitmachen wollen. Geht es nach Patsch, wird die Untere Bahnhofstraße bereits ab Donnerstagabend von der Unterführung bis zum Kleinen Stachus komplett gesperrt. Freitags und samstags will er sich für längere Öffnungszeiten am Abend einsetzen, der Sonntag soll als Marktsonntag „drangehängt werden“; samstags und sonntags findet vor der Stadthalle auch der Trachtenmarkt statt. An Ideen für das Stadtfest wurden angesprochen: Schüler- und Nachwuchsbands fürs Bühnenprogramm motivieren; die Plätze vor dem Alten Rathaus und am Kreisverkehr vor der Post einbeziehen; wieder eine Schnitzeljagd für Kinder durch die Geschäfte anbieten, das sei beim letzten Marktsonntag sehr gut angekommen.
Ein Einzelhändler befand, der „geschützte Innenhof“ des Wittelsbacher Einkaufszentrums (WEZ) sei sehr gut für Kinderangebote geeignet, hier könne man doch vielleicht gemeinsam etwas „auf die Beine stellen“; zur Vernetzung soll eine Mailingliste der EinzelhändlerInnen angelegt werden; auf dem Stadtfest wäre ein „Treffpunktbereich“ für Einzelhändler erwünscht – und Stephan Patsch möchte im Vorfeld eine Stadtfest-Broschüre erstellen, in der nachzulesen ist: „Wo spielt sich was ab.“
Anschließend stellte Thorsten Lange als Betreiber das Online-Branchenbuch der Stadt Germering vor, dessen Vollständigkeit und Aktualität nur mit der Mitarbeit und dem eigenen Zutun der Betriebe gewahrt werden könne. Petra Tech, Wirtschaftsbeauftragte der Stadt Germering, stellte sich als „Lotsin im Rathaus“ vor und lobte die „wunderbare Zusammenarbeit mit dem sehr aktiven Gewerbeverband“. Der Stadtverwaltung sei es sehr wichtig, dass so etwas wie ein Netzwerk entstehe: „Wenn es dem Gewerbe gut geht, geht es auch der Stadt gut.“ Man sei immer bemüht, Anfragen zum Thema Wirtschaft unter Tel. 89419-119 oder per E-Mail: wirtschaftsfoerderung@germering.de schnell zu beantworten.
Den Abschluss machte Roland Eichmann, Moderator der Stadtentwicklung, deren Leitbild eben vom Stadtrat beschlossen worden war. Beim Thema „Der Einzelhandel im Stadtentwicklungskonzept“ war erstmal sein Erstaunen groß, als er feststellen musste, dass keiner der anwesenden Einzelhändler die im Mai 2009 veröffentliche Einzelhandelsanalyse für Germering kannte. Probleme gibt es in Germering mit der Ansiedlung von „Frequenzbringern“, weil im Zentrum die entsprechenden Ladengrößen nicht angeboten werden können; auch die weite Verbreitung des Einzelhandels in Germering über die gesamte Stadtfläche gestalte die Entwicklung eines urbanen Zentrums sehr schwierig. Im weiteren Verlauf der Stadtentwicklung werde es auch eine „Expertenrunde Einzelhandel“ geben, die sich aus Einzelhändlern, Gewerbereferent und Vertretern der Stadtverwaltung zusammensetzen wird – hier soll dann im Zeitraum 2010/2011 ein Handlungsprogramm erarbeitet werden.