Das schwarze Sakko von Fatlind Hoxha ist noch etwas zu groß, auch die Krawatte sitzt noch nicht ganz. Ansonsten aber könnte der Achtklässler schon fast als Unternehmer durchgehen: Seriös präsentiert er vor großem Publikum seine Schülerfirma, die “Car Clean Angels” der Hauptschule an der Peslmüllerstraße. Zusammen mit mehreren Mitschülern hat Fatlind eine fikitive Firma auf die Beine gestellt – gegen Bezahlung wurden Autos gewaschen.
Zusammen mit neun anderen Münchner Schülerfirmen waren Fatlind und seine Mitschüler kürzlich ins Haus der Bayerischen Wirtschaft eingeladen. Grund für die Verleihung war die Initiative “firm”, die 2004 erstmals zu diesen Projekten anregete. Seitdem werden jedes Jahr die zehn besten Schulunternehmen Münchens gekrönt.
“Es gibt bereits positive Rückmeldungen aus der Wirtschaft”, erzählt Schulrat Georg Zimmermann stolz. Viele Arbeitgeber berichten über das mittlerweile gestiegene Praxiswissen ihrer Auszubildenden, so Zimmermann. Mit drei weiteren Schulleitern ist er für das Projekt verantwortlich und freut sich über den regen Andrang, den das Projekt mittlerweile erfährt. Dem Ziel, Jugendliche ausbildungsreif in die Wirtschaft zu entlassen, komme man immer näher, erzählt er.
Jede Firma konnte dann auf der Preisverleihung noch einmal ihre Unternehmung vorstellen – mit einem Vortrag und einem eigens eingübten “Werbespot” gaben die Schüler Einblick in ihre Arbeit. Im Anschluß wurden die Plätze bekannt gegeben – die Spannung stieg. Den ersten Platz, 500 Euro und großen Jubel von Mitschülern und Lehrern erntete schließlich die “Silver DeLuxeAG” der Hauptschule an der Situlistraße. Sie konnten mit der Präsentation ihrer Firma für Dekorationsartikel aus Silberdraht überzeugen. Aber auch die Hauptschule an der Peslmüllerstraße war nicht unzufrieden: Am Schluss reichte es zum vierten Platz für die “Car Clean Angels”. Ebenfalls mit dem vierten Platz wurde “Schrobimag”, ein Projekt von Schülern der Hauptschule an der Schrobenhausener Straße, ausgezeichnet. Unter dem Firmenmotto “Ui – des hebt ja” verkauften die Achtklässler selbstgemachte Magneten. Ihre Firma teilten sie in eine Marketing-, eine Produktentwicklungs-, eine Buchhaltungs- und eine Logistikabteilung.
Ein interessantes Projekt stellte die Hauptschule an der Wiesentfelserstraße vor: Die Firma “Vorleser”, die in Kindergärten, Altenheimen und Grundschulen aus Büchern vorlas, schaffte es mit ihrem Konzept sogar auf den zweiten Platz. “Am meisten Spaß hat mir die Arbeit im Kindergarten gemacht”, erzählt Achtklässlerin Nadja, die das Projekt vorstellte, über die Arbeit. “Die Kinder waren sehr dankbar, das motiviert richtig.”
Auch prominente Gäste waren überwältigt von der Kreativität und dem Erfindergeist, den die Jungunternehmer auf der Bühne versprühten. “Ich bin mittlerweile elektrisiert, wenn ich das Wort 'firm' höre”, gab Ludwig Bauer, Geschäftsführer des Verbandes Bayerische Wirtschaft, zu. Er lobte das Projekt, “das auch zeigt, wie wichtig die Hauptschule für die Wirtschaft ist und bleibt.”
Dass man aus dem Engagement in der Schülerfirma auch ganz praktische Vorteile ziehen kann, fand Fatlind Hoxha von den “Car Clean Angels” ebenfalls heraus: “Autos waschen kann ich mittlerweile auch zuhause ganz gut”, erklärt er stolz.