„Maßnahmen zum Erhalt des Ensemblestatus Dorfkern Aubing und zur weiteren Entwicklung des Dorfkerns Aubing“, lautet der Titel eines Antrages, der vom Bezirksausschuss (BA) Aubing-Lochhausen-Langwied in der Septembersitzung verabschiedet wurde und der vom BA-Vorsitzenden Josef Assal (SPD), von der Sprecherin des Unterausschusses Planung, Karin Binsteiner (Die Grünen), und von Anne Hirschmann (SPD) als Sprecherin des UA Kultur gemeinsam gestellt worden war. Angenommen wurde zum selben Thema auch ein Antrag der CSU-Fraktion auf die „Einberufung einer Einwohnerversammlung zum Dorfensemble Aubing“, bei der betroffene Bürgerinnen und Bürger über die Forderungen des BA an die Landeshauptstadt München informiert und mit ihnen die Vor- und Nachteile dieser Maßnahmen diskutiert werden sollen.
Nachdem der Landesdenkmalrat darauf hingewiesen hatte, dass bezüglich des Ensembles Aubing „erhebliche Bedenken an der Ensembleeigenschaft wegen der vorhandenen heterogenen und amorphen Struktur im Ensemble bestehen“ und mit weiteren Reduktionen oder gar gänzlicher Streichung des Ensemblestatus drohte, bekam die Stadt München im Mai vom Landesdenkmalrat noch eine letzte Chance zur Erhaltung des Ensembles Aubing. „Sollte es nicht gelingen, die Frist bis Jahresende 2011 zu nutzen und die Aufhebung zu verhindern, ist zu erwarten, dass die damit einhergehende Liberalisierung der Gestaltungsregeln absehbare zerstörerische Wirkungen auf den Dorfkern entfaltet und im Laufe der kommenden zehn bis zwanzig Jahre das hergebrachte Ortsbild völlig verloren geht. Ein städtebauliches Chaos wird sich stattdessen breit machen“, befürchten die Antragsteller Anne Hirschmann, Karin Binsteiner und Josef Assal.
„Das wäre nicht allein in historischer Hinsicht schwer wiegend, sondern würde die Verwurzelung der Aubinger Bevölkerung mit ihrem Ort erheblich beeinträchtigen. Es würde auch einen Verlust für die Stadt als solche bedeuten, wenn ein alter Dorfkern in Nachbarschaft zu der jetzt neu entstehenden modernen Bebauung Freihams verschwindet. Umso wichtiger ist es, den Ensemblestatus zu erhalten und künftig unter konsequenter Beachtung des Denkmalschutzgesetzes jede weitere Beeinträchtigung zu vermeiden“, heißt es im Antrag weiter.
Um geeignete Maßnahmen vorschlagen zu können, hat der BA im Juli einen Workshop veranstaltet, der von Baudirektor Ludwig Semmler, Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde, und von Stadtrat Josef Assal geleitet wurde. Dieses Arbeitstreffen war hochkarätig besetzt mit elf Vertreter/innen von Planungs-, Bau-, Kultur- und Sozialreferat, einem Vertreter der Kämmerei, zwei Mitgliedern der Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung, dem örtlichen Sachverständigen Werner Dilg sowie vier BA-Mitgliedern.
Ergebnis ist nun ein langer Maßnahmenkatalog, mit dessen Überprüfung sich jetzt die einzelnen Referate befassen müssen. In erster Linie muss das Planungsreferat nun die dem Landesdenkmalrat angekündigte „vertiefte städtebauliche Untersuchung“ zum Dorfkern Aubing schnellsten in Auftrag geben, damit diese bis Ende des Jahres vorgelegt werden kann. Die Untere Denkmalschutzbehörde wird im Antrag gebeten, bei baulichen Änderungen und Neubauten im Ensemblebereich strikt auf die Einhaltung der Normen zu achten, die sich aus dem Denkmalschutzgesetz ergeben. Weiterhin gehören die Erstellung eines Flugblattes, eine Bauberatung vor Ort oder die Benennung eines Beauftragten für Denkmalschutz und Heimatpflege zu den Wünschen der Antragsteller.
Die Liste der Maßnahmen umfasst auch die Aufnahme des ersten Schulhauses der Gemeinde Aubing und des Feuerwehrhauses in die Denkmalliste; dann eine Verkehrsplanung, die den Ensemblebereich nicht zusätzlich mit Durchgangsverkehr belastet, und einen sensibleren Umgang mit der Beschilderung durch Verkehrs- und Hinweiszeichen. Außerdem soll das Baureferat prüfen, ob der Langwieder Bach in den Bereichen der ehemaligen Ross-Schwemme und des vormaligen Aubinger Gemeindehauses geöffnet und landschaftsgärtnerisch gestaltet werden kann. Auch sollen im Dorfkernbereich die Peitschenlampen der Straßenbeleuchtung durch Straßenlaternen ersetzt werden und die „öffentlichen Straßenverkehrsräume im Interesse der Ortsbildpflege“ verschönert werden. Zur Einwohnerversammlung soll nun bald eingeladen werden, der Termin stand jedoch bei Redaktionsschluss noch nicht fest.