Es war ein Glückstag für die Mitglieder des Vereins „Wohnwerk München” als ihnen die Gemeinnützige Wohnungsfürsorge AG München, kurz GEWOFAG, im vergangenen Jahr den kleinen Laden am Schäringerplatz vermietete, der einst ein Milchgeschäft beherbergte und später nur noch als Lagerraum genutzt wurde. Am Valentinstag 2007 war die Eröffnung für ein Nachbarschaftscafé, in dem junge Menschen mit geistiger Behinderung und Autismus eine Ausbildung durchlaufen und Jung und Alt aus der Nachbarschaft Kontakte knüpfen können.
Jetzt nach eineinhalb Jahren ist das kleine Café „treffpunkt wohnwerk”, das an vier Tagen in der Woche am Nachmittag geöffnet hat, aus der Gegend nicht mehr wegzudenken, wie das gut besuchte Hinterhoffest des Vereins am vergangenen Samstag wieder einmal zeigte.
Die Vereinsmitglieder backen den Kuchen selbst und bieten ihn zu äußerst moderaten Preisen, nämlich 1,50 Euro das Stück, an. Der Kaffee kostet einen Euro. Der Wunsch auch Senioren, die nur eine kleine Rente haben, den Aufenthalt im Café und damit soziale Kontakte, eine nette Unterhaltung oder ein Gesellschaftsspiel mit anderen Anwesenden zu ermöglichen, steht dabei im Vordergrund. Das Angebot wird von älteren Nachbarn ebenso wie von Müttern mit Kindern wahrgenommen, aber auch Studentengruppen und Schulklassen kommen, die sich über das integrative Jobtraining des Vereins informieren möchten.
Gehalten werden können die kleinen Preise, die gerade die Unkosten decken, nur durch die günstige Miete, die die GEWOFAG bisher verlangte. Damit könnte es aber nun bald vorbei sein. In der ersten Septemberwoche flatterte dem Verein ein Schreiben mit einer Mieterhöhung ins Haus. „Der von Ihnen bezahlte Mietzins von 7 Euro pro Quadratmeter entspricht nicht mehr den Marktgepflogenheiten”, heißt es darin. Für die etwas über 40 Quadratmeter Ladenfläche soll die Grundmiete von 290,50 Euro auf 373,50 Euro angehoben werden. Der monatliche Abschlag für Betriebskosten und Heizkosten wurde nicht verändert, so dass „Wohnwerk e.V.” künftig 471,50 Euro berappen müsste.
Die Einverständniserklärung zur Mieterhöhung soll die erste Vorsitzende Monika Kargl bis spätestens 22. September zurücksenden, und zwar an die JaBau Immoservice GmbH, die ihren Sitz am nicht gerade billigen Maximiliansplatz hat.
Sie könne das nicht alleine entscheiden, sondern müsse es erst mit dem Vorstand besprechen”, erklärt Monika Kargl, die inzwischen den Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg um Hilfe gebeten hat. „Bei einer Erhöhung können wir die Preise nicht halten”, bedauert sie. „Die Einnahmen sind gerade so, dass wir die jetzige Miete zahlen können.”
Wie ein Hohn erscheint es da, dass am Ende des Briefes vermerkt wurde: „Bei der Mietanpassung waren wir uns des sozialen Zwecks Ihres Hauses bewusst.” Denn rechnet man nach, so bedeutet eine Mieterhöhung von 83 Euro immerhin eine Steigerung um 28,6 Prozent. Weit kann es also mit dem zitierten Bewusstsein nicht her sein!
Der Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg hatte „Wohnwerk e.V.” bereits bei der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten unterstützt. Otmar Petz, der jetzt Sprecher der SPD-Fraktion im BA ist, gehörte damals noch zum Vorstand der GEWOFAG. Er setzte sich sehr für den Verein ein, und es ist ihm unverständlich, dass auf das Projekt, das in München ziemlich einmalig ist, nun keine Rücksicht mehr genommen wird.
Das Stadtteilgremium will nun in einem Schreiben, die GEWOFAG und deren Aufsichtsratvorsitzenden, OB Christian Ude, auffordern, die derzeitige Miete für Wohnwerk zu belassen, damit das Nachbarschaftscafé und das gesamte Projekt erhalten bleiben kann.