Veröffentlicht am 21.12.2015 14:28

„Meet the sheep“

Rudolf Lampertsdörfer schaut täglich nach seinen Schafen. (Foto: pst)
Rudolf Lampertsdörfer schaut täglich nach seinen Schafen. (Foto: pst)
Rudolf Lampertsdörfer schaut täglich nach seinen Schafen. (Foto: pst)
Rudolf Lampertsdörfer schaut täglich nach seinen Schafen. (Foto: pst)
Rudolf Lampertsdörfer schaut täglich nach seinen Schafen. (Foto: pst)

Schafe und Hirten sind feste Bestandteile von traditionellen Weihnachtskrippen. Im heutigen Landschaftsbild sieht man Schäfer mit ihren Tieren kaum mehr – schon gar nicht in der Großstadt. Auf dem Areal des künftigen Stadtteils Freiham drängt sich bei passendem Wetter eine Herde Schafe im eingezäunten Weidestück. Ein paar blöken, andere kauen an Grashalmen oder trinken aus dem großen Wassertank. Da, wo einmal die Häuser und Straßen von Freiham stehen sollen, wechseln sich Wiesen und Äcker mit Flächen ab, auf denen die Baufahrzeuge bereits die Humusschicht abgetragen haben. Bis zum endgültigen Baubeginn können die 100 Schafe von Rudolf Lampertsdörfer auf geeigneten Flächen grasen. Täglich schaut der Schäfer dann nach seinen Tieren, füttert und tränkt sie, kontrolliert den Gesundheitszustand und das Wohlergehen der Tiere. Ist ihre Weide abgegrast, ziehen die Tiere weiter. “Seit meiner Kindheit habe ich schon Schafe“, erzählt er. Als Schäfer kann man freilich heutzutage kaum noch überleben. Die Schafzucht macht der 70-jährige Aubinger neben seiner Gärtnerei und Landschaftsbaufirma. Die Tiere liegen ihm am Herzen, für Sentimentalitäten ist aber kein Platz. Lampertsdörfers Tiere sind Nutztiere. Und das bedeutet, dass sie ab einem bestimmten Gewicht geschlachtet werden. Das Lammfleisch ist bei den Kunden sehr beliebt. Sie schätzen die ökologische Schäferei und das Gefühl Fleisch aus artgerechter Haltung zu beziehen.

Schafe sind „wunderbar soziale Wesen“

„Die klassische Linie“, nennt Tochter Elke Lampertsdörfer das Konzept des Vaters. Die 45-jährige hat die Liebe zu den Schafen vom Vater geerbt. Ihr erstes „Flaschenlämmchen“ hat sie mit acht Jahren bekommen. Großer Respekt und Liebe für Tiere und die Natur sind ihre Lebensphilosophie. Ihre 16 Schafe werden weder geschlachtet, noch gemolken. Stundenlang kann sie ihre Tiere beobachten, die auf dem Aubinger Hof umringt von den modernen Wohnhäusern der Stadt stehen. „Schafe sind wunderbare soziale Wesen“, schwärmt die Schäferin. Ein wenig erinnern die Hobbyimkerin ihre Tiere an ein Bienenvolk mit seiner Arbeitsteilung. Auch bei den Schafen würden die Tiere unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen und aufeinander aufpassen.

Elke Lampertsdörfer betreibt die Schäferei ebenfalls im Nebenerwerb. Hauptberuflich ist sie Friedhofsgärtnerin. Vor einem Jahr hat sie begonnen unter dem Motto „meet the sheep“ Kindergeburtstage auf ihrem Hof anzubieten. Dabei kommen die Geburtstagskinder mit ihren Gästen in die Schäferei. Sie füttern und streicheln die Tiere, basteln mit Schafwolle und erfahren von Elke Lampertsdörfer Interessantes über die Vierbeiner. Zum Beispiel über den Anton, der als kleines Lämmchen mit der Milchflasche gefüttert wurde, der deswegen zutraulich geworden ist und am liebsten stundenlang gestreichelt werden möchte. Nach einem Jahr konnte sie bereits 27 Geburtstage feiern. Statt Fleisch zu verkaufen wie der Vater, handelt Elke Lampertsdörfer mit Wolle und mit Dung. Die Merinoschafwolle eignet sich zum „Spinnen, Filze, Färben oder Füllen“, zählt Lampertsdörfer auf. Begehrt bei Ökogärtnern ist der Schafsmist. „Natur zu Natur“ nennt es Lampertsdörfer, die derzeit eine Ausbildung zur Tierheilpraktikerin macht.

north