Veröffentlicht am 10.02.2009 10:01

Kunst am Laimer Kreisel

Ein grüner Ampelmann aus Acrylglas soll die „Vorhölle am S-Bahnhof Laim”, wie ein Passant die Kreuzung nennt, in einen menschenfreundlichen Platz verwandeln (Foto: Simulation: S-J-R)
Ein grüner Ampelmann aus Acrylglas soll die „Vorhölle am S-Bahnhof Laim”, wie ein Passant die Kreuzung nennt, in einen menschenfreundlichen Platz verwandeln (Foto: Simulation: S-J-R)
Ein grüner Ampelmann aus Acrylglas soll die „Vorhölle am S-Bahnhof Laim”, wie ein Passant die Kreuzung nennt, in einen menschenfreundlichen Platz verwandeln (Foto: Simulation: S-J-R)
Ein grüner Ampelmann aus Acrylglas soll die „Vorhölle am S-Bahnhof Laim”, wie ein Passant die Kreuzung nennt, in einen menschenfreundlichen Platz verwandeln (Foto: Simulation: S-J-R)
Ein grüner Ampelmann aus Acrylglas soll die „Vorhölle am S-Bahnhof Laim”, wie ein Passant die Kreuzung nennt, in einen menschenfreundlichen Platz verwandeln (Foto: Simulation: S-J-R)

Das Urteil: „In Laim wohnt man nicht“ war schon im Jahr 1986, als es gegenüber einem Neubürger gefällt wurde, ein dummer Satz. Das Viertel ist nicht chic, hat jedoch seine eigenen Reize. Es ist grün, liegt ruhig und ist gut an den Verkehr in die Innenstadt angebunden. Eine unwegsame Ecke indes – die jede Laimerin und jeder Laimer mehr oder weniger häufig „besuchen” muss – ist von menschenverachtender, abstoßender Hässlichkeit. Sie beginnt am „Laimer Schandfleck”, der Ruine des Kaufhauses Beck in der von Autolärm erfüllten, mit Abgas verseuchten Fürstenrieder Straße. Die durchschneidet den Stadtteil wie eine Autobahn. Am nördlichen Ende dieser „autogerechten” Strecke wird die Menschenfeindlichkeit allerdings auf die Spitze getrieben. Fußgänger, die die trostlose Kreuzung von Fürstenrieder und Landsberger Straße überqueren müssen – weil sie zum völlig heruntergekommenen, „versifft” düsteren S-Bahnhof Laim wollen – können das nur in der Art von gehetztem Jagdwild bewältigen.

Jetzt bietet sich die Gelegenheit, dieser Scheußlichkeit in dem eigentlich bürgerlichen Wohnquartier ein originelles, weltstädtisches Flair zu verpassen – Kunst! Erfassbare, Signale setzende, den Verkehrsfluss beruhigende Kunst. Die Idee dazu stammt von dem Künstler und Architekten Stefan Jherek Rusnak. Der will den „Laimer Kreisel” mit einer Skulptur aufwerten: Einem etwa zwei Meter hohen, nachts leuchtenden, grünen – sich also fortbewegenden – Ampelmann mit Hut auf dem Kopf. Und: Der auf Passanten bedrückend bis beängstigend wirkende Fußgängertunnel zum S-Bahnhof soll sich dadurch, dass er mit CDs und DVDs verkleidet wird, vom dunklen Loch in einen hellen reflektierenden „Datentunnel“ verwandeln. Bei der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses Laim (BA 25) setzte der Künstler seine Vision für das Gremium in Bild und Wort um. Und – rannte damit bei den BA-Mitgliedern offene Türen ein. Die Abgeordneten waren – quer durch alle Fraktionen – von der „tollen, interessanten Idee“ begeistert.

„Dieser Platz braucht ein Zentrum”

Er lebe in Laim, also liege ihm am Herzen, wie sich ein so stark frequentierter Platz in „seinem” Viertel den Menschen darbiete, betonte Rusnak während der BA-Sitzung. Der grüne, erkennbar muntere Ampelmann, werde die Blicke aller – sowohl der Fußgänger als auch der Auto-, der Motorrad- und der Radfahrer – auf sich ziehen. Als leuchtender Mittelpunkt der „einsamen“ Verkehrsinsel solle er all jene, die motorisiert um ihn herumfahren, dazu animieren, „öfter mal” zu Fuß zu gehen. Der Ampelmann werde Mittelpunkt eines, eine kleine Anhöhe bildenden Kreises aus roten Steinen, sein. Der Kreis symbolisiere ein rotes Ampellicht, aus dessen Mitte der grüne Mann – eine geschützte Marke der Berliner Ampelmann GmbH – zu springen scheine. Rusnak: „Der Platz, um den sich so vieles dreht, braucht ein Zentrum, eine zentrale Figur.” Das Zentrum lasse den Platz erst zum Platz werden. Das mache es möglich, sich mit dem Ort zu identifizieren. Nicht zuletzt hätte die städtebaulich neue Situation mit den entstandenen Bürobauten nördlich vom Kreisel, die nun den Laimer Tunnel flankieren, ihn zu der Skulptur inspiriert, erklärt der Diplom-Ingenieur.

Helle und freundliche Atmosphähre

Für die sehr stark von Passanten benutzte Unterführung zum S-Bahnhof hat der Künstler ebenfalls ein Projekt entwickelt. Der düstere Tunnel könnte in eine helle und freundliche Zone verwandelt werden, so Rusnak, würden die Wände mit alten unbrauchbaren CDs und DVDs verkleidet, in denen sich die Fußgänger mehrfach widerspiegelten. So wie er sich jetzt darbiete, sei er eine Katastrophe: dunkel, kalt, dreckig, bedrückend. Die meisten Menschen nähmen ihn als Dreckloch wahr und seien negativ beführt. Das will Rusnak ändern. Finanziert werden solle das Vorhaben unter anderem durch Werbung. Rusnak: „Projektoren an der Tunneldecke, die als zusätzliche Lichtquelle dienen sollen, könnten Firmenlogos beziehungsweise Werbung auf den Boden projizieren.”

„Wir begrüßen Kunst in Laim”

Ingo Benn, Fraktionssprecher der Grünen, ist begeistert: „Das ist eine tolle Idee. Wir unterstützen das.“ Probleme sehe er vor allem darin, dass nicht klar zu erkennen sei, welche Zuständigkeiten bei der Stadt München und welche bei der Deutschen Bahn liegen. Erich Schock von der CSU ist nicht minder angetan von dem Projekt. Es sei längst an der Zeit, dass dem dunklen Loch Licht und Leben eingehaucht werde. Er frage sich lediglich, wie lange die CDs und die DVDs halten werden. Weil sie an einer Holzkonstruktion befestigt würden, sei diese Decken- und Wandverkleidung lange haltbar, erklärte Rusnak. „Wir sind immer aufgeschlossen für künstlerische Ideen“ schloss sich während der BA-Sitzung der CSU-Fraktionsvorsitzende Peter Stöckle den Vorrednern an. „Wir begrüßen Kunst in Laim“, ergänzte Doris Lindner von der FDP. Stöckle meinte jedoch, die Rolle des BA sei bei dem Projekt eher bescheiden. Der Künstler müsse sich zunächst beim Tiefbauamt, der Genehmigungsbehörde der Stadt München, melden. Der BA-Vorsitzende Josef Mögele (SPD) machte dem Künstler Mut. „Treiben Sie ihre Idee voran.“ Bei der nächsten Sitzung werde das Projekt erneut auf der Tagesordnung zu finden sein. Mögele: „Dann sehen wir weiter. Die Laimer Unterführung ist ein ganz besonderes Thema.“

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