Veröffentlicht am 09.10.2017 08:35

Die Königin der Kürbisse

Der Kürbis-Elch "zieht" die Kutsche der Kürbiskönigin Walburga Loock aus Schwabhausen. (Foto: Huss-Weber)
Der Kürbis-Elch "zieht" die Kutsche der Kürbiskönigin Walburga Loock aus Schwabhausen. (Foto: Huss-Weber)
Der Kürbis-Elch "zieht" die Kutsche der Kürbiskönigin Walburga Loock aus Schwabhausen. (Foto: Huss-Weber)
Der Kürbis-Elch "zieht" die Kutsche der Kürbiskönigin Walburga Loock aus Schwabhausen. (Foto: Huss-Weber)
Der Kürbis-Elch "zieht" die Kutsche der Kürbiskönigin Walburga Loock aus Schwabhausen. (Foto: Huss-Weber)

Sie baut über 300 verschiedene Sorten an, hat drei Kochbücher herausgebracht und kann sich an ihm nicht sattsehen, geschweige denn satt essen: Die Rede ist von Walburga Loock, Besitzerin des Kürbisparadieses auf dem Hofgut Sickertshofen bei Schwabhausen im Landkreis Dachau. Die Gymnasiallehrerin für Theologie und Französisch hatte nach der Einheirat auf dem Bauernhof im Dachauer Land Lehre und Meisterprüfung in der Ländlichen Hauswirtschaft absolviert, und heute nennt ihr Verlag sie „Europas führende Kürbisexpertin“….

Vom Hobby zum Beruf

„Im Herbst 1988 war ich auf der Suche nach einem Kürbis, den ich mit meinen drei Kindern schnitzen wollte”, blickt Walburga Loock zurück. „Ein damals sehr schwieriges Unterfangen: erst nach langem Rumfragen fand ich jemand, der Gelbe Zentner anbaute und uns ein Exemplar schenkte.

Heute muss Walburga Loock nicht mehr suchen: Auf ihrem Hof werden mittlerweile über 300 Sorten angebaut.

Bis dahin war es allerdings ein weiter Weg: „Die Kürbissamen vom Gelben Zentner wurden 1989 ausgesäht, und weil ich wusste, dass es mehr als eine Sorte gibt, hielt ich auf Gemüsemärkten im nahen Ausland Ausschau nach Kürbissen. Freunde, die in die Ferne flogen, bat ich, mir von den dortigen Märkten Saatgut mitzubringen.“

Sie dekorierte den ganzen Hof und stieß immer auf große Begeisterung, wenn sie ihre Schätze verschenkte. Als die Kürbisernte immer größere Ausmaße annahm, bot sie sie – mit großem Erfolg – Feinkostläden, Topfloristen und der Edelgastronomie in München an.

Sie hat ihre Leidenschaft also zum Beruf gemacht. Neben dem Kürbis wachsen auf den Feldern von Sickertshofen Zuckerrüben, Mais und verschiedene Getreidesorten. Zudem gibt es Bullen und Schweine und eine eigene Biogasanlage.

Jeder ein Experte

Auf dem Hof der Familie Loock arbeiten alle Hand in Hand. Trotzdem hat jedes Familienmitglied seinen eigenen Bereich: Ihr Mann macht die Landwirtschaft, ihr Sohn betreibt die Biogasanlage, und Walburga Loock - ganz klar - kümmert sich um die Vermarktung der Kürbisse und organisiert - unter tatkräftiger Mitarbeit ihrer Familie - das Große Hoffest „Kunst & Kürbis“.

Wie wurde sie nun zur Kürbisexpertin?

In einer Zeit, als in Deutschland kein einziges Buch über Kürbis - geschweige denn ein Rezept - ( außer Kürbis süß-sauer ) zu finden war, und das Internet noch nicht mal in den Kinderschuhen steckte, besorgte sich Walburga Loock Bücher in einer fremdspachigen Buchhandlung in Köln.

Natürlich fragte sie auf Reisen den Gemüseverkäufer oder den Koch, wenn sie auf der Speisekarte ein Kürbisgericht entdeckte.

Ihre vorherige Laufbahn als Gymnasiallehrerin half ihr dabei. Walburga Loock lernte sieben Sprachen: Englisch, Latein, Französisch, Italienisch, Spanisch und Polnisch sowie Russisch.

Jeden Tag Kürbis…

„Als meine Leidenschaft anfangs der 90er Jahre öffentlich wurde, bedauerte eine Bäuerin meinen Mann, der jetzt wohl jeden Tag Kürbis essen müsse…”, schmunzelt Loock. Mittlerweile ist Kürbis natürlich von den ersten Herbstttagen an Bestandteil in ihrem Speiseplan, und mit dem heutigen Wissen rund um die vielen schmackhaften Kürbissorten hätte auch niemand mehr Mitleid. Ganz im Gegenteil: „Kürbis hat sich wegen seiner farbenfrohen Vielfalt und wegen seiner schier unermesslichen kulinarischen Möglichkeiten zum Trendgemüse schlechthin entwickelt.

Menschen - egal welchen Alters - sind heute begeistert vom Kürbis: das Kleinkind hört auf zu weinen, sobald man ihm einen Zierkürbis in die Hand gibt; die Jugend schnitzt mit Leidenschaft, alle Gesundheitsbewussten loben seinen Reichtum an Mineralien und Spurenelementen – und jeder Kürbis ist eine Schönheit für sich, die noch lange, bevor sie verspeist wird, die Wohnung ziert.

Dallmayr hatte meine Kürbisse im Schaufenster, Käfer stellte einen Gemüsewagen voll vor die Tür, und Google Deutschland platzierte letzte Woche einen Riesenberg inmitten vom großen Speisesaal, von wo sie in den kommenden Wochen der Koch in die Küche entführen wird. Die Wiederentdeckung vom Kürbis ist und war das Beste, was mir je passieren konnte”, freut sich Loock.

Ihre Leidenschaft für den Kürbis spiegelt sich auf dem ganzen Hof wieder. In jeder Ecke sind liebevoll arrangierte Stillleben der verschiedenen Sorten zu sehen – auf alten Erntewägen, auf Pyramiden, auf einem Kürbistor, auf einem orange-weißen Riesen-Schachbrett und als Fellersatz für ihre lebensgroßen Kürbistiere. Jeden Tag und auch in jeder Ecke also Kürbis.

Hochzeit im Kuhstall

Seit 2015 organisiert sie Hochzeiten und Firmenevents, die in einem zum Saal umgebauten ehemaligen Gewölbestall stattfinden. „Für 2018 sind wir bereits ausgebucht und haben sogar schon Buchungen für 2019”, freut sich Walburga Loock über den Erfolg ihres Hofes.

Infobox

Auf circa 1,9 Hektar werden im Kürbisparadies 300 verschiedene Sorten Kürbis angebaut. Sie werden direkt ab Hof vermarktet und sind auch in diversen Blumenläden, Feinkosthäusern und Lebensmittelgeschäften erhältlich.

Hofgut Sickertshofen, Sickertshofen 1, 85247 Schwabhausen, www.kürbis-paradies.de , www.hofgut-sickertshofen.de

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