Sie sammeln genau den Müll, den achtlose Zeitgenossen überall herumliegen lassen: „Unfairmüllt“ heißen die Pioniere aus dem Norden des Landkreises. In Langenpreising kämpfen diese Menschen nicht nur gegen den Müll auf der Straße, sondern stellen sich breiter auf: Sie wollen das Übel bei der Wurzel packen, wollen vor allem auf Verpackungsmüll schon im Laden verzichten. Sie gehen in Kindergärten, organisieren Veranstaltungen, wollen auf diese Weise Bewusstsein bilden in der Bevölkerung. Ein Partner dabei: Der Dorfladen in Langenpreising, wo auch schon nach Möglichkeit Müll vermieden wird.
Die zweite Gruppe ist in der Herzogstadt aktiv, heißt „Müll überall“ und hat diesen Namen bewusst gewählt, um damit auch gleich einen Appell zu verbinden. „Wegschauen ist einfach, aufheben auch“, so der Untertitel, und der ist nun wahrlich Programm. Gnadenlos halten die jungen Leute der Gesellschaft den Spiegel vor, etwa der Sprayer-Szene, die sich doch selbst gar so gern als avantgardistisch und hipp wahrnimmt. Wenn dann aber wie in Erding nach einer wohl größeren Aktion 40 Spraydosen von den Freiwilligen wieder aufgesammelt und fachgerecht entsorgt werden müssen, ist es mit dem Image der Szene eben schnell nicht mehr so weit her. Ob zwischen den Bahngleisen oder am Kletthamer Containerplatz, zu tun gibt es immer was, denn Saubären sterben wohl nicht aus. Sarah Friedrich ist hier die treibende Kraft, und sie meinte gegenüber der Redaktion, dass die Gruppe noch recht klein sei. Wer sich anschließen möchte ist eingeladen, sich unter muell.ueberall.aufheben@web.de zu melden. Starke Nerven braucht man bei solchen Aktionen schon. Sogar Altöl hat sie gefunden. Was das für die Umwelt bedeutet liegt auf der Hand. Und dann immer wieder „To Go“-Verpackungen, die nun mal weitgehend aus Plastik sind. Säckeweise suchen sie das Zeug zusammen, und zwar längst nicht nur, wenn die Städte und Gemeinden zur Aktion saubere Landschaft aufrufen.
Die „Unfairmüllt“-Leute gehen einen etwas anderen Weg: Sie suchen weit öffentlicher den Müll zusammen, laufen zwischen den Gästen am Badeplatz oder auch auf dem Marktplatz etwa in Wartenberg umher, und sie sind zeitweise nicht einmal zu überhören: Der Akku-betriebene Staubsauger auf dem Rücken ist das probate Mittel gegen ein gewaltiges Übel, das auch beim weltweiten „Clean-Up-Day“ in Erding, wo sich beide Gruppen dann wieder Seite an Seite fanden, im Mittelpunkt stand: Zigarettenkippen bestehen nicht nur aus Plastik, was viele nicht wissen. Sie sind auch noch dermaßen giftig, dass sie geeignet sind, das Grundwasser zu verseuchen. „Alle zwei Schritte eine Kippe“ stöhnten Teilnehmer an der Aktion. Lisa Gadenne Wurzbacher von Unfairmüllt weiß um die Giftigkeit. Kippen stellt ihre Gruppe immer wieder wortwörtlich in den Mittelpunkt, wenn sie ein großes Plexiglasrohr mit Kippen füllen, um den Dreck, den Raucher hinterlassen, sichtbar werden zu lassen. Beiden Gruppen ist gemeinsam, dass sie für eine saubere Umwelt kämpfen, ohne dass es einer Ramadama-Aktion bedarf, deren Sinnhaftigkeit sie auch weiterhin nicht in Abrede stellen wollen. Organisieren tun beide Gruppen sich über das soziale Netzwerk „Facebook“, wo sie unter ihren Namen leicht zu finden sind. Mitmacher sind ausdrücklich erwünscht. kw