»Früh übt sich, was ein Meister werden will«, heißt es bei Friedrich Schillers Wilhelm Tell, dem wohl bekanntesten Schützen der Literaturgeschichte.
Wie zeitig man schon zur Meisterschaft gelangen kann, zeigte die 14-jährige Viola Spahr aus Forstinning, als sie Ende August in Niedersachsen die deutsche Meisterschaft im 3D-Bogenschießen erringen konnte. Über 500 Teilnehmer qualifizierten sich über die Landesverbände für die deutsche Meisterschaft. In der Altersklasse U17/w behielt Viola Spahr, die letztes Jahr in einer anderen Altersklasse triumphierte, die Oberhand vor Jordis Krieger und Marianna Glanovitis.
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13-Jährige Deutsche Meisterin im 3D-Bogenschießen Artikel vom 05.09.2013: Attrappen sind ihr Ziel
Das Schießen auf Schaumstofftiere, meist auf einem Waldparcours, wird 3D-Schießen genannt. Das 3D-Schießen ist der Jagd nachempfunden. Die Situation wird dabei möglichst eng an das jagdliche Vorbild angelehnt. Der Schütze muss durch Astgabeln hindurch, Hänge hinauf oder von Hochständen herab im Stehen, kniend oder sogar liegend versuchen, das Ziel zu treffen. Ziel ist es, den Pfeil in das »Kill« des stilisierten Tiers zu platzieren, also den Bereich, wo Herz und Lunge liegen würden.
Den ersten Kontakt zum Bogensport hatte Viola Spahr vor über drei Jahren auf einem Mittelaltermarkt. Gemeinsam mit ihren Eltern machte sie die ersten Schritte mit dem Bogen in der Forstinninger Mittelaltergruppe. Seitdem ist die Schülerin des Franz Marc Gymnasium begeistert vom 3D-Bogenschießen: »Jeder Schuss ist neu, auch wenn man schon auf dem Parcours war. Anderes Wetter, Licht und Entfernung. Meine Freunde, die ich schon mitgenommen habe, fanden das eigentlich immer ganz klasse. Die Ziele sind für mich halt das, was sie sind, Zielscheiben und keine Tiere. Ich würde nie auf ein Tier schießen, dafür bin ich Tieren viel zu sehr verbunden.« Viola Spahr, die besonders vom letztjährigen Turnier im Nördlinger Stadtpark schwärmt, trainiert im Winter zweimal die Woche in einer Halle in Ismaning und im Sommer auf einem Schießplatz oder mit ihren Eltern auf verschiedenen Parcours. Vor großen Turnieren übt sie auch manchmal im eigenen Garten.
Wie vereinbart die junge Sportlerin ihre Leidenschaft mit der Schule? »In der Schule habe ich keine Probleme, geht auch trotz G8 ganz gut«, erklärt die 14-Jährige. Gelassenheit ist ohnehin die Stärke der jungen Dame, wie ihr Vater Oliver Spahr berichtet und gleichzeitig eingesteht, dass er beim Wettkampf oft aufgeregter ist als seine Tochter. Auf die Frage, ob sie sich auch Erfolge in der olympischen Disziplin mit einem Recurve Bogen vorstellen könne, schüttelt Spahr den Kopf: »Das ist ganz nett, aber im Wald mit einem Bogen ohne Visier, das ist eine ganz andere Sache!« Bei allen Erfolgen geht es vor allem darum, Spaß zu haben. »Für uns ist das ein geniales Familienhobby«, erzählt Oliver Spahr.