Jetzt ist er da, der Sommer. Temperaturen über 30 Grad und Sonne satt. Da muss man schon aufpassen, sich keinen Sonnenstich einzufangen. Speziell dann, wenn man draußen arbeiten muss, wie es früher in der Landwirtschaft unumgänglich war.
Glücklich schätzen kann sich der, der einen Hut hat. Am besten einen leichten Strohhut mit breiter Krempe, der das Gesicht und den Nacken vor der Sonne schützt. Strohhüte sind schon seit Jahrtausenden in allen Regionen der Welt bekannt, egal ob Getreidestroh bei uns, Seegras an den Küsten und Reisstroh in Asien, das Ausgangsmaterial ist seit jeher leicht verfügbar. Schwieriger ist die Fertigung. Für gewöhnlich werden Strohhüte geflochten, denn im Gegensatz zum Weben, was auch eine Möglichkeit darstellt, kann beim Flechten in einem Arbeitsgang gleich die Endform hergestellt werden, während beim Weben ebene Flächen entstehen, die zum Hut genäht werden müssen. Außerdem kann man durch Verwendung verschiedener Flechtmuster verschiedenste Verzierungen einarbeiten. Früher gab es in jedem Dorf einem Hutmacher, bei dem man sich eine Kopfbedeckung nach Maß anfertigen ließ. Heute ist der Beruf leider immer mehr auf dem Rückzug. Ich finde das sehr schade, denn der Beruf des Hutmachers ist vielfältig und kreativ. Denn Strohhüte stellen nur einen kleinen Teil des Sortiments da. Der eigentliche Hut ist nämlich meist aus Hasenhaar und wesentlich komplizierter herzustellen. Wir kennen die Hüte heute fast nur noch als Trachtenhut, doch noch vor 50 Jahren trug man auch im Alltag einen Hut.
Die Herstellung war damals wie heute hauptsächlich Handarbeit, Maschinen können nur bedingt eingesetzt werden. Der Hutrohling, oder auch Stumpen, wird in heißes Wasser getaucht und durch eine Wringmaschine gedreht, die man sich wie eine Mangel vorstellen muss. Dieser Arbeitsschritt muss mehrmals wiederholt werden, um dem Filz seine ursprüngliche Form zu nehmen und ihn überhaupt formbar zu machen. Die Hutmacher sagen: »Nass und heiß ist dem Filz sei Speis.« Ist der Filz dann bearbeitungsreif wird er über eine Holzform gezogen um ihm sein angedachtes Aussehen zu geben. Der Hutmacher hat dazu eine großes Lager mit verschiedenen Kopfformen und Größen. Auch für die Ränder gibt es eigene Formen. Diese Rohlinge sind meist aus Lindenholz gearbeitet, da es den großen Temperaturschwankungen, die in der Filzbearbeitung auftreten, am besten standhalten kann. Um dem Filz seine Form abzutrotzen, braucht der Handwerker viel Kraft in den Händen und Fingern um ihn über die Formen zu ziehen. Hat der Hut die gewünschte Form, kommt er in die Trockenkammer. Anschließend wird mit dem Bügeleisen der Rand »gerampfdelt«. Die Finger des Hutmachers kommen dabei gefährlich nahe an das heiße Bügeleisen, empfindlich darf er dabei nicht sein. Sind diese Arbeitsschritte abgeschlossen, wird der Hut gebürstet um den Hasenhaaren allen die gleiche Ausrichtung zu geben.
Die Oberfläche kann je nach Geschmack auch geglättet werden. Der Hut ist fast fertig, es folgt noch die Kür. Denn zu guter Letzt kommt die Garnitur an den Hut. Der Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt, das kann eine Kordel sein, ein Hutband, Anstecknadeln, Metallapplikationen oder auch ein handgeschnitztes Edelweiß von unserem Edelweißschnitzer Sepp Fürst, der fast täglich bei uns im Freilichtmuseum diese kleinen Kunstwerke anfertigt. Besuchen Sie uns in Schliersee und erleben Sie das Landleben, wie es einst war. Übrigens, in unserer aktuellen Ausstellung »Gwand So kleidete man(n) sich um 1800« sehen Sie neben allerlei Gewändern auch die verschiedensten Hüte. Ich empfehle Ihnen allerdings zur Zeit den oben erwähnten Strohhut, denn er schützt am besten vor der Sonne. Oder aber Sie setzen sich unter einen Baum oder einen Sonnenschirm bei uns im Biergarten und lassen sich mit bayerischen Schmankerln und selbst gebrautem Museumsbier verwöhnen.