Veröffentlicht am 08.04.2016 00:00

Pliening · Der Rückgang der Flüchtlingszahlen sorgt für Entlastung


Von red
Am Sonntag, 10. April 2016, können sich die Bürger persönlich ein Bild von der Traglufthalle in Pliening machen.	 (Foto: sd)
Am Sonntag, 10. April 2016, können sich die Bürger persönlich ein Bild von der Traglufthalle in Pliening machen. (Foto: sd)
Am Sonntag, 10. April 2016, können sich die Bürger persönlich ein Bild von der Traglufthalle in Pliening machen. (Foto: sd)
Am Sonntag, 10. April 2016, können sich die Bürger persönlich ein Bild von der Traglufthalle in Pliening machen. (Foto: sd)
Am Sonntag, 10. April 2016, können sich die Bürger persönlich ein Bild von der Traglufthalle in Pliening machen. (Foto: sd)

Der Flüchtlingszustrom nach Bayern hat nach der Schließung der »Balkan-Route« massiv nachgelassen. So wurden im März nach Informationen der Deutschen Presse Agentur (DPA) nur noch rund 6.600 neue Flüchtlinge im Freistaat gezählt. Im Vergleich dazu waren es im Februar noch 41.600 gewesen, im Januar sogar 74.677.

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Asylbewerber in München und im Landkreis

Diese Situation sorgt für die lang ersehnte Entlastung bei den Kommunen und im Landratsamt. Im Landkreis Ebersberg sind nach Informationen des Landratsamtes etwas mehr als 1.900 Flüchtlinge untergebracht. Davon all­eine über 700 in den »Notunterkünften«. Die erste große Notunterkunft im Landkreis Ebersberg für 300 Flüchtlinge steht nun kurz vor der Inbetriebnahme. Am Kirchweg, nahe des Sportplatzes und der Grundschule in Pliening, werden nächste Woche die ersten Flüchtlinge einziehen. In den 48 Wohnräumen mit Stockbetten sollen insgesamt 268 Asylbewerber ihre vorläufige »Bleibe« finden.

Bevor die ersten Bewohner in die Plieninger Traglufthalle kommen, haben am Sonntag, 10. April, alle Landkreisbürger von 14 bis 16 Uhr die Möglichkeit die neue Unterkunft zu besichtigen, um sich selbst ein Bild zu machen.

Die Notunterkunft hat eine Länge von 68,40 Metern und eine Breite von 39,20 Metern. Es gibt eine Küche, von der aus ein Caterer drei Mal am Tag Essen an die Flüchtlinge ausgeben wird. Hinter dem

Küchenbereich stehen Toiletten und Duschräume zur Verfügung. Ein Gemeinschaftsbereich zum Essen sowie ein Raum für die Wäsche, ein Erste-Hilfe-Zimmer und ein Gebetsraum finden sich im Eingangsbereich der Halle. Ein privater Sicherheitsdienst und Mitarbeiter des Landratsamtes werden rund um die Uhr in eignen Büros vor Ort sein.

Der Plieninger Gemeinderat hatte den Beschluss, eine Fläche hinter Bürgerhaus und Grundschule für eine Traglufthalle zur Verfügung zu stellen einstimmig im letzten Herbst gefasst. Auf der anschIießenden Infoveranstaltung äußerten viele Bürger Ängste und Sorgen – vor allem wegen der Sicherheit der Grundschulkinder. Der Dienststellenleiter der Polizei Poing, Helmut Hintereder, relativierte solche Befürchtungen, da trotz des erheblichen Anstiegs der Flüchtlingszahlen im Landkreis keine Erhöhung von Straftaten zu verzeichnen sei. Vielmehr sind die Schwerpunkte der Straftaten von Asylbewerbern in den Unterkünften selbst auszumachen – was angesichts der häufig fehlenden Privatsphäre auch nicht verwundert.

Beim Infoabend gründete sich auch in Pliening schnell ein freiwilliger Helferkreis, der sich zum Ziel setzt, die ca. 270 Asylbewerber zu betreuen und bei der Integration zu unterstützen. Mittlerweile haben sich hier rund 110 Freiwillige (Stand März) zusammen gefunden. Beim »Tag der offenen Türe« in der Plieninger Traglufthalle am Sonntag können sich die Besucher gemeinsam mit dem Landrat Robert Niedergesäß und Plienings Bürgermeister Roland Frick (beide CSU), von den Teilnehmern des Helferkreises über die geplanten Aktivitäten wie Sprachkurse, Integration, Freizeitaktivitäten und Arbeitsvermittlung unterrichten lassen, sowie über Möglichkeiten der Unterstützung.

Alle Interessenten können sich natürlich auch bereits vorab unter kontakt@helferkreis-pliening.de bzw. telefonisch bei Konrad Weinstock-Adorno, Tel. 0 81 21 / 7 72 54 14 oder Stefan Seizl, Tel. 089 /9 03 16 20 oder über das Kontaktformular unter www.helferkreis-pliening.de im Internet an den Helferkreis wenden.

Den Status die einzige Traglufthalle im Landkreis zu stellen hat die Gemeinde Pliening allerdings nicht all zu lang. Im benachbarten Poinger Ortsteil Grub – etwa fünf Kilometer südwestlich – laufen die Bauarbeiten an der nächsten Traglufthalle bereits auf Hochtouren.

Wie das Landratsamt am Dienstag mitteilte, könnten nach der Inbetriebnahme der Gruber Traglufthalle im Mai die beiden als »Notunterkunft« genützten Poinger Schulturnhallen an der Dominik-Brunner-Realschule und der Seerosenschule wieder frei werden. Nachdem seit dieser Woche die Dreifachturnhalle am Gymnasium Vaterstetten wieder für den Sport zur Verfügung steht und Ende April mit Bezug der Traglufthalle in Pliening die Zweifachturnhalle in Kirchseeon frei wird, wären dann vier von sechs Schulturnhallen wieder für den Schulsport verfügbar. Im Rahmen dieser geplanten Umzüge sei es auch realistisch, dass die derzeit etwa vierzig Bewohner der Realschulturnhalle in Ebersberg die Halle verlassen werden, teilte das Landratsamt mit.

In einem Schreiben an Regierungspräsidenten Christoph Hillenbrand erkundigte sich Landrat Niedergesäß auch nach Möglichkeiten, auch die Dreifachturnhalle am Gymnasium Markt Schwaben frei zu machen. Dort sind im Moment noch 250 Menschen untergebracht. Zeitnah stehen hier allerdings noch keine realistischen Alternativen zur Verfügung: »Wir planen weitere Unterkünfte und ich habe zudem die Gemeinden gebeten, uns hier intensiv zu unterstützen, da wir uns auf der aktuell entspannten Lage nicht ausruhen dürfen«, betont Niedergesäß. »Es werden mit Sicherheit wieder Asylbewerber in unseren Landkreis zugewiesen und wir sind daher klug beraten, uns darauf vorzubereiten, auch, um eine wiederholte Fehlnutzung der Schulturnhallen zu vermeiden. Persönlich und im Sinne des Schul- und Breitensports bin ich sehr erleichtert, dass sich die Situation aktuell so entspannt hat, wenngleich dies leider kein Verdienst unserer Bundesregierung ist.« Von Stefan Dohl

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