Veröffentlicht am 30.06.2017 00:00

Gemeinden fürchten Nachteile durch Nachverdichtung


Von red
Eine Hofstelle im Norden des Landkreises Erding. Sie wird demnächst abgerissen und durch ein Mehrfamilienhaus ersetzt. Der klassische Fall, der jetzt immer öfter kommt.	 (Foto: kw)
Eine Hofstelle im Norden des Landkreises Erding. Sie wird demnächst abgerissen und durch ein Mehrfamilienhaus ersetzt. Der klassische Fall, der jetzt immer öfter kommt. (Foto: kw)
Eine Hofstelle im Norden des Landkreises Erding. Sie wird demnächst abgerissen und durch ein Mehrfamilienhaus ersetzt. Der klassische Fall, der jetzt immer öfter kommt. (Foto: kw)
Eine Hofstelle im Norden des Landkreises Erding. Sie wird demnächst abgerissen und durch ein Mehrfamilienhaus ersetzt. Der klassische Fall, der jetzt immer öfter kommt. (Foto: kw)
Eine Hofstelle im Norden des Landkreises Erding. Sie wird demnächst abgerissen und durch ein Mehrfamilienhaus ersetzt. Der klassische Fall, der jetzt immer öfter kommt. (Foto: kw)

Der Druck wächst. Der ständig steigende Bedarf an Wohnraum führt zu Veränderungen in den Gemeinden im Landkreis Erding. Die Herzogstadt selbst ist bekanntlich in die Gruppe der zehn teuersten Städte der Republik aufgestiegen und das zwingt selbst alt eingesessene Erdinger Familien raus aufs Land – mit logischen Folgen: Erstens steigen auch dort die Preise und zweitens ändern sich die Strukturen.

Der Strukturwandel in der Landwirtschaft ist ein weiterer treibender Faktor, und der hat es in sich: Die Gebäude, die der Landwirtschaft dienen, sind in der Regel recht groß. Einen Bebauungsplan gibt es vielerorts nicht. Die Folge: Diese Gebäude dürften, wenn die Gemeinde nicht lenkend eingreift, durch etwa gleich große Neubauten ersetzt werden, weil nach Paragraph 34 des Baugesetzbuches sich der Neubau nach der Umgebungsbebauung richten soll. Und wenn diese genauso groß ist, kommt plötzlich eine Zahl von Wohnungen zusammen, die den Charakter von Dörfern drastisch verändern kann. Und so fragen schon Bürgermeister in aller Deutlichkeit und öffentlich: »Wollen wir das?« Diese Frage stellen sie vor allem im Zuge der Debatte um Dorferneuerungsvorhaben. Und einer ist da, der diese Frage sogar ganz pointiert stellt: Otto Kurz, Stadtplaner und Berater vieler Gemeinden, gerade bei Dorferneuerungen. »Ehemalige Hofstelle vor Umstrukturierung, rund 9.500 Quadratmeter.« Das ist nur eine der Aufgabenstellungen für die Arbeitskreise in Langenpreising, die er formuliert hat. Keine 20 Kilometer weiter, in Inning am Holz, hat Stadtplaner Kurz mitten im Ortskern eine ähnliche Struktur ausgemacht. Hier wird allerdings ein Bürgerhaus gebaut, das in der Gemeinde für verschiedene Nutzungen bereit stehen soll.

Die Aufgabenstellung ist klar und sie ist überall dieselbe. Sollten die Gemeinden durch Bauleitplanungen die vor allem von der Regierung von Oberbayern immer wieder geforderte »Nachverdichtung« im Innenbereich behindern, könnte es eng werden, in jeder Hinsicht. Aber hier geht es nicht um behindern, sondern um gestalten: »Sie haben die Planungshoheit.« Mit dieser Botschaft reist Otto Kurz durch die Gemeinden, wo immer mehr die Bereitschaft wächst, dieses Instrumentarium der Gestaltung nicht aus der Hand zu geben. Diese Bereitschaft steigt mit sinkender Gemeindegröße, und zwar auch für Ortsteile. Die Gemeinden sind erkennbar nicht bereit, sich ihre Dörfer kaputt machen zu lassen, wie es in einem Zwischenruf bei einer Bürgerversammlung schon geheißen hat. Dabei gibt es durchaus ein Interesse an einem gewissen Wachstum: Die kommunale Infrastruktur wie Kindergärten und Schulen will ausgelastet sein, und das geht wiederum nur mit einem mäßigen Zuzug. Kindergärten und Krippen, aber auch die Grundschulen, sind zugleich der limitierende Faktor, denn Erweiterungen kosten richtig Geld, und genau diese Erweiterungen müssten dann auch ständig ausgelastet werden. Es kündigen sich Herausforderungen für die Gemeinden an, die sich – wenn sie nicht angenommen werden – zu Problemen entwickeln könnten. Das wäre dann aber großteils hausgemacht, denn zumindest Otto Kurz wird erklärt haben, was kommen kann. Jetzt sind die Gemeinden am Zug.

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