Gemeinsam defekte Gegenstände reparieren, damit etwas für die Umwelt tun und dabei noch gemütlich einen Kaffee trinken und mit Leuten ins Gespräch kommen ‒ das ist die Idee hinter den "Repair-Cafés", die es inzwischen an vielen Orten in und um München gibt. Die Veranstalter weisen eine große Bandbreite auf: Manchmal sind es Vereine, manchmal Freizeiteinrichtungen und manchmal Kirchengemeinden.
"Als evangelische Kirchengemeinde ist uns die Bewahrung der Schöpfung und damit auch die Rettung unsere Planeten ein großes Anliegen", meint Michael Himmelstoß, Diplom-Ingenieur und Organisator des Repair-Cafés in der Gustav-Adolf-Gemeinde in Ramersdorf: "Durch das Repair-Café wollen wir einen kleinen Beitrag dazu leisten, Müll zu vermeiden und unnötigem Konsum aufgrund der geplanten Obsoleszenz vieler Produkte des täglichen Lebens entgegenzuwirken."
Das erste Repair-Café in Ramersdorf fand im Juli 2016 statt. Seitdem wird die Veranstaltung sechsmal im Jahr angeboten, also etwa alle acht Wochen. Im Schnitt kämen an einem Samstagnachmittag in drei Stunden rund 50 bis 70 Gäste, erklärt Himmelstoß. Deren mitgebrachte Dinge sollen dann mit Hilfe von acht Diplom-Ingenieuren, zwei ausgebildeten Schneiderinnen, Zweirad-Mechanikern und einer Reihe erfahrener Techniker wieder zum Laufen gebracht werden.
Das Spektrum der mitgebrachten Gegenstände reiche vom historischen Radio über die Kuckucksuhr und den Wäschetrockner bis zum Rasenmäher, erzählt Michael Himmelstoß. "Generell versuchen, wir alles zu reparieren, was die Leute mitbringen. Lediglich bei Computern und Mikrowellen lassen wir die Finger davon. Bei Kaffee-Vollautomaten fehlt in der Regel die Zeit für eine Reparatur." Der Schwerpunkt liege neben Textilien auf klassischen Haushaltskleingeräten und Fahrrädern.
"Indem es uns gelingt, rund 70 Prozent der defekten Gegenstände zu reparieren, sorgen wir dafür, dass diese Gegenstände nicht ersetzt werden müssen ‒ mit allen damit verbundenen negativen Folgen, wie CO2-Verbrauch und Müllbergen", sagt Himmelstoß. Gleichzeitig helfe das Repair-Café in der Gemeinde, das Wissen über die Möglichkeiten der Reparatur zu verbreitern. "Alt und Jung freuen sich, wenn die Dinge, die sonst niemand mehr repariert, wieder funktionieren."
Fragt man nach, wie es zu der Idee kam, ein Repair-Café zu veranstalten, holt der Diplom-Ingenieur etwas aus. "Wir alle umgeben uns mit Geräten und Spielsachen, die früher oder später defekt werden, und die dann leider keiner mehr repariert, da sich dies nicht lohnt", erläutert Michael Himmelstoß. Als Folge nennt er wachsende Müllberge ‒ und unvorstellbar große Müllexporte, unter anderem nach Afrika. Gleichzeitig seien die Eigentümer meist unglücklich, dass der geliebte Toaster, das Bügeleisen oder der Staubsauger plötzlich nicht mehr gehe und weggeworfen werden soll. In solchen Fällen wollen die Organisatoren des Ramersdorfer Repair-Cafés mit viel Sachverstand und dem entsprechenden Werkzeug helfen, gemeinsam mit den interessierten Gästen, die defekten Dinge des Alltags wieder zu reparieren. Hierbei verstehen sie sich nicht als Reparaturbetrieb, sondern als eine Einrichtung, die erklärt, wie es funktioniert, also Hilfe zur Selbsthilfe gibt.
Die nächsten Ramersdorfer Repair-Cafés finden an zwei Samstagen, 25. Januar und 14. März statt, jeweils von 14 bis 17 Uhr, im Gemeindehaus der Gustav-Adolf-Kirche (Hohenaschauer Straße 3). Um Wartezeiten zu vermeiden, wird gebeten, pro Person nur einen defekten Gegenstand mitzubringen. Die besten Chancen auf Reparatur haben neben Textilien und Fahrrädern klassische Elektro-Haushaltsgeräte wie Mixer, Toaster oder Staubsauger. Aber auch gebrochene Handydisplays oder ausgefallene Homebuttons werden getauscht, wenn die Eigentümer passende Ersatzteile mitbringen. Die Teilnahme am Repair-Café ist kostenlos möglich, um Spenden wird gebeten. B. Schuldt