Veröffentlicht am 13.02.2003 00:00

Starke Leistung


Von red

Der Vizepräsident des Polizeipräsidiums München, Jens Viering, belobigte am Freitag, 31. Januar, zwei Beamtinnen der Münchner Polizei für herausragende und weit über die Dienstpflicht hinausgehende Leistungen.

Polizeiobermeisterin Kathrin Neugebauer und Polizeiobermeisterin Karin Mayr, beide Angehörige der Polizeidirektion Zentrale Dienste (ZD 6), warteten am 27. September 2002, morgens um 7.35 Uhr, vollgepackt mit Koffern am Bahnsteig des S-Bahnhofes München-Laim. Die beiden Kolleginnen wollten zusammen in den Urlaub fliegen.

Etwa 20 Meter von den beiden Beamtinnen entfernt erlitt ein Mann einen epileptischen Anfall und stürzte kopfüber in das S-Bahn-Gleis, wo er mit einer stark blutenden Kopfwunde bewusstlos liegenblieb.

Die beiden Beamtinnen eilten sofort zu Hilfe und retteten den in höchster Lebensgefahr schwebenden Mann, wobei sie selbst erheblich gefährdet wurden. Polizeiobermeisterin Neugebauer sprang in den Gleisbereich und versuchte, den Bewusstlosen auf den Bahnsteig zurückzuhieven, was letztlich auch durch die Hilfe eines unbekannt gebliebenen Passanten gelang. Weitere wartende Fahrgäste kamen der jungen Kollegin leider nicht zu Hilfe.

In der Zwischenzeit rannte Polizeiobermeisterin Mayr der in Kürze erwarteten S-Bahn heftig winkend auf den Gleisen entgegen und konnte so den S-Bahn-Fahrer warnen und zur Notbremsung bewegen.

In allerletzter Sekunde gelang es Polizeiobermeisterin Neugebauer vor der S-Bahn, deren Bremsweg trotz Notbremsung nicht ausreichte, zurück auf den Bahnsteig zu springen. Die Polizistin wurde dabei noch von der S-Bahn gestreift und ihre Jacke zerrissen.

Beide Beamtinnen betreuten den stark blutenden und krampfenden Verletzten und leisteten Erste Hilfe, bis Rettungskräfte eintrafen.

Der S-Bahn-Fahrer wartete auf die beiden mutigen Retterinnen, so dass sie ihr Flugzeug nicht versäumten und doch noch in den wohlverdienten Urlaub fliegen konnten. Erst am Flughafen, als Kollegin Neugebauer ihre blutverschmierte Jacke reinigte, bemerkte sie den Verlust ihrer Armbanduhr sowie eines Ohrrings.

Auch ein Polizeibeamter wurde geehrt. Zu den Aufgaben des Kriminalhauptmeisters Carlos Aquayo Benede, Angehöriger des Opferschutzkommissariates 314, zählt die Beratung und Betreuung extrem problembehafteter Kinder und Jugendlicher sowie deren Eltern im Rahmen der Prävention und des Opferschutzes.

Im Mai 2000 kam es in Sendling zu einer Familientragödie, in deren Verlauf ein kroatischer Staatsbürger seine Ehefrau, die sich bereits seit längerer Zeit von ihrem gewalttätigen Mann scheiden lassen wollte, erstach. Der Täter wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Weiteres Opfer dieser Familientragödie war der damals 11-jährige Sohn des Paares, der nach dem Tötungdelikt zunächst bei einer Pflegefamilie untergebracht wurde. Im Laufe der Zeit kam es dann allerdings immer wieder zu Schwierigkeiten zwischen dem psychisch geschädigten Jungen und der Pflegefamilie.

Kommissarhauptmeister Benede, der die Betreuung des Kindes von Anfang im Rahmen des Opferschutzprogramms übernommen hatte, entwickelte im Lauf der Zeit eine enge Bindung zu dem 11-Jährigen, auch über seine originären polizeilichen Aufgaben und Dienstzeiten hinaus, so dass der Junge den Beamten bald als »Vaterersatz« betrachtete.

Carlos Benede, selbst allein lebender Single, beantragte die Vormundschaft für den 11-Jährigen die ihm am 14. August 2002 auf Beschluss des Vormundschaftsgerichts hin übertragen wurde.

Um sich um seinen Schützling intensiver kümmern und seinen Pflichten als allein erziehender Pflegevater nachkommen zu können, hat Carlos Benede ab Januar 2003 seine Arbeitszeit auf 34 Wochenstunden reduziert.

Das herausragende Engagement von Benede für den geschädigten Buben, der nun wieder ein Zuhause gefunden hat, bedeutet für den Beamten neben der großen Verantwortung, die er für sein weiteres Leben übernommen hat, nicht zuletzt auch erhebliche Mehrausgaben und durch die Reduzierung der Arbeitszeit geringere Bezüge und Pensionsansprüche.

Carlos Benede hat weit über seine dienstlichen Pflichten hinaus menschliche Größe, Verantwortungsgefühl und Selbstlosigkeit gezeigt und wird daher von Jens Viering geehrt.

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