Mit wenig guten Nachrichten sorgt München derzeit bundesweit für Schlagzeilen: Guten Gewissens kann man die Isarmetropole als schmutzigste Stadt der Republik bezeichnen wenigstens was den Feinstaub angeht.
Sauba sog I Themenseite zum Umweltschutz Diesel & Feinstaub & saubere Luft in München
Am vergangenen Sonntag, 27. März, wurde nun an der Messstation in der Landshuter Allee zum 36. Mal in diesem Jahr der Grenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaub (PM10) pro Kubikmeter Luft im Tagesmittel überschritten als erster Ort in Deutschland. An zwei weiteren Messstationen (Prinzregentenstraße und Stachus) wurden bisher jeweils 25 Überschreitungstage festgestellt.
Mit weniger als zehn Mikrometer Durchmesser fast unsichtbar, geruchslos, aber heimtückisch: seit 2000 werden sie in Bayern gemessen, die Feinstäube, die vor allem aus den Abgasen von Dieselfahrzeugen die Gesundheit belasten. Laut einer EU-Studie sterben in Deutschland jährlich 65.000 Menschen vorzeitig an den Folgen von Feinstäuben. Seit im Jahr 2000 in Bayern die Feinstaubwerte gemessen werden, ist zwar schon länger klar, dass die Grenzwerte an vielen Orten nicht einzuhalten sind.
Aber erst seit das Bundesumweltministerium auf der Basis einer EU-Richtlinie seit 1. Januar 2005 nur 35 Überschreitungen des Tagesmittelwertes für Feinstaub (PM10) pro Jahr zulässt, sorgen die gefährlichen Partikel für Unruhe vor allem unter den Bürgern. Und deshalb lädt die BürgerInteressenGemeinschaft Parkstadt Bogenhausen (BIG) am Mittwoch, 6 April, 20 Uhr, zu einer Informationsveranstaltung zum Thema »Feinstaub« in den Gemeindesaal der Nazareth-Kirche, Barbarossastraße 3. Als Referent ist SPD-Stadtrat Nikolaus Gradl zu Gast. Gradl beschäftigt sich seit längerem mit dem Thema Feinstaub und will einen Überblick über die aktuelle Debatte in München und dabei auch den Blick auf Maßnahmen anderer europäische Großstädte richten.
Straßensperrungen, Citymaut oder die Nachrüstung von Dieselrußfilter gelten als Möglichkeiten zur Reduzierung von Feinstaub. »Auch wenn es dabei vermeintlich naheliegt: Die Sperrung einzelner Straßenzüge ist jedoch nicht sinnvoll, denn dann weicht der Verkehr nur in die Nebenstraßen aus«, sagt Oberbürgermeister Christian Ude. Laut Experten führe die Sperrung einzelner Straßen nur zur Verlagerung der Umweltbelastung innerhalb der Stadtgebiete. Eine effiziente Schadstoffminderung könne vor allem durch die rasche Einführung des Rußpartikelfilters erzielt werden.
Damit könne der Rußpartikel-Ausstoß unmittelbar an der Quelle um 90 Prozent reduziert werden. Daneben seien weitere Maßnahmen notwendig, die die Landeshauptstadt bereits im letzten Jahr der für den Luftreinhalteplan München zuständigen Regierung von Oberbayern vorgeschlagen habe: etwa die Umleitung des Lkw-Durchgangsverkehrs auf den Münchner Autobahnring A 99 und Zufahrtsbeschränkungen für nicht schadstoffarme Lieferfahrzeuge in die Innenstadt. Wegen rechtlicher Bedenken der Regierung von Oberbayern ist bisher noch nichts passiert.
Mehrfach, zuletzt Mitte März in einem Gespräch zwischen dem Regierungspräsidenten Werner-Hans Böhm und Oberbürgermeister Christian Ude, habe die Stadt auf die Dringlichkeit unmittelbarer Maßnahmen zur Minderung der Feinstaubwerte in München hingewiesen. Die Regierung von Oberbayern will nun bis Mitte April definitiv entscheiden. Michaela Schmid