Veröffentlicht am 25.10.2005 00:00

Bogenhausen · »Das ist ein trauriger Akt«


Von red

Vergangene Woche waren es noch 20, von Tag zu Tag werden es weniger, spätestens nächste Woche wird sich niemand mehr im Altenheim an der Effnerstraße 76 befinden – mit dem Umzug aller Bewohner ist die lang umstrittene Schließung des einzigen Altenheims im 13. Stadtbezirk abgeschlossen.

»Haus an der Effnerstraße« in Bogenhausen

Bogenhausen · »Haus an der Effnerstraße« Themenseite zur WG für Alt und Jung, dem »Haus an der Effnerstraße«

Damit endet ohne viel Aufhebens das letzte Kapitel einer dramatischen Geschichte, die im Frühjahr 2004 fulminant mit der Nachricht begann: das Effnerheim werde geschlossen und abgerissen, früher als geplant. Es genüge nicht mehr den heutigen Standards an Ausstattung und Sicherheit. Bezirksausschuss und Bürger setzten sich daraufhin mit viel Engagement für einen Neubau und einen nahtlosen Übergang ein. Mit Erfolg.

Bis der Bebauungsplan durch ist, wird das Haus nun nach der Schließung bis zu einem dreiviertel Jahr leerstehen, sagt Fabian Riedl, Sprecher des Sozialreferats. Dann erst wird das Haus, das zur städtischen Münchenstift-Gesellschaft gehört, abgerissen. Sollte es keine Einwendungen gegen den Bebauungsplan geben, beginnen sofort die Bauarbeiten. »Wir rechnen aber nicht mit großen Widerständen«, so Riedl. Die Eröffnung ist für 2008 geplant. Eine »Versorgungslücke« lässt sich nicht vermeiden. »Das Finanzierungskonzept steht«, versichert Riedl. Teil davon ist der Verkauf eines Abschnitts des 26.000 Quadratmeter großen Grundstücks in guter Lage für Wohnbebauung. Der Erlös soll dem rund 27 Millionen teuren Neubau, mit 200 statt bisher 250 Plätzen, zugute kommen – diese zweckgebundene Finanzierung haben die Bürger allerdings erkämpft.

Unter anderem auch der Angehörigenbeirat des Effnerheims. Der trifft sich am 7. November zum letzten Mal zu einer Sitzung. Damit löst sich die Interessenvertretung auf. Kein Bedarf mehr. Schließlich wohnen ja dann alle Bewohner in anderen Münchner Heimen. »Wir haben uns als Sprachrohr des Heims verstanden, zusätzlich zum Heimbeirat. Mit der Sicht von außen konnten wir alles auf den Tisch bringen, Kritikpunkte ansprechen«, erzählt Hannelore Zachenhuber, eines der noch sieben verbliebenen Mitglieder des Angehörigenbeirats. Dabei sei es immer »sehr menschlich« zugegangen, sagt Zachenhuber.

Auch zum Personal hätten gute Kontakte bestanden. »Mitglieder des Angehörigenbeirats waren bei Feiern von Mitarbeitern eingeladen. »Höhepunkt« der Arbeit sei sicher der Kampf für das Heim gewesen. Zachenhuber fühlte sich dem Effnerheim »sehr verbunden«: eben nicht nur, weil ihre pflegebedürftige Mutter seit dreieinhalb Jahren im Heim wohnte. Bis vor kurzem. Vor dem anstehenden Umzug sei die über 90-Jährige gestorben – »gottseidank«, wie Zachenhuber trocken konstatiert. Denn sie glaubt, dass ihre Mutter den Umzug nur schwer verkraftet hätte und ihn nicht mehr erleben wollte. Aus Sicht des Sozialreferats seien die Umzüge der hochbetagten Senioren »ohne Probleme, ruhig und ohne Klagen« verlaufen, sagt Fabian Riedl. Die Bewohner seien nach ihren Wünschen umgezogen, überwiegend in Münchenstift-Häuser. Außerdem habe es keine betriebsbedingten Kündigungen gegeben, alle Mitarbeiter seien anderweitig untergekommen.

»Trotzdem: das ist ein trauriger Akt«, sagt Hannelore

Zachenhuber, »denn für mich war das Effnerheim eben mehr als als ein Altenheim.« Michaela Schmid

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