Das kulturelle Leben in Münchens Mitte begann 2005 mit einem seltenen Spektakel am Dreikönigstag: Nach traditionell sieben Jahren Auszeit traten Münchens Schäffler wieder einmal auf dem Marienplatz auf, bis Anfang Februar folgten weitere 400 Auftritte in der gesamten Innenstadt. Die Tradition dieses Tanzes reicht bis anno 1517 zurück.
Jahresrückblicke der Münchner Wochenanzeiger
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Damals wollte ein Schäffler seinen Mitbürgern nach Abklingen der Pest durch lustige Schauspiele auf den Straßen wieder Lebensfreude geben. Wer den Rundtanz der festlich aufgeputzten Schäffler heuer verpasst hat, muss sich übrigens bis 2012 gedulden, um dem Spektakel wieder beizuwohnen oder mit den Schäffler-Figuren des Glockenspiels auf dem Rathaus vorlieb nehmen.
Auch wenn die berühmt-berüchtigte »Funky Kitchen« Mitte des Jahres zumachte: Die Clubkultur hat 2005 endgültig Münchens Innenstadt erobert! Damit ist nun popkulturell vollendet, was 1997 mit dem Einzug des Atomic Cafés in die Neuturmstraße begann: Beinahe zeitgleich öffneten im vergangenen Jahr drei Clubs in der Innenstadt: das »Zerwirk« an der Ecke Lederer-/Sparkassenstraße, Model Giulia Siegels schicker V.I.P.-Club »Mia« an der Herzogspitalstraße sowie die »Rote Sonne« am Maximiliansplatz 5.
Im Februar folgte ein Schlag für Münchens Cineasten: Das Imax auf der Museumsinsel machte dicht Insolvenz! Zwei Wochen später gab es einen schwachen Trost: Unter dem Namen »Inselkinos« wurden die Kinosäle wieder für anspruchsvollere Filme geöffnet. Allerdings nur kurz: Am 28. September fiel wiederum der letzte Vorhang bis zum 17. November: Dann eröffneten an gleicher Stelle die »Forumkinos« mit Münchens erster digitaler Kinotechnik; auch die riesige Imax-Leinwand wird seither wieder für Konzert-Übertragungen, Sport-Dokumentationen oder Blockbusters genutzt. Noch gibt es Filme für alle Zielgruppen, wie Kinoleiter Christian Meyberg zugibt: »Zugegeben: Wir sind noch auf Richtungssuche.«
Wer darf auf dem Königsplatz auftreten, wer nicht? Bei dieser Frage scheiden sich die Geister zuletzt bei Rockabilly-Musiker Dick Brave, dem das Kulturreferat 2004 eine Abfuhr erteilte und den OB Christian Ude schließlich doch spielen ließ. Um solche Peinlichkeiten künftig zu vermeiden, riss der Stadtrat im Februar 2005 die diesbezügliche Entscheidungskompetenz an sich und gründete eine Kommission. Diese entschied Anfang Dezember, dass drei Weltstars für 2006 einen Korb bekommen Elton John, Sting und Santana. Sting war bereits 2004 auf dem Königsplatz, zudem könnten die Drei auch größere Arenen füllen, hieß es.
Museen kommen und gehen. Einerseits wurde 2005 der Grundstein für das Museum Brandhorst gelegt (siehe Artikel auf Seite 1), und auch die Planungen für den Neubau des Ägyptischen Museums schreiten voran. Andererseits muss München auf ein wahres Kleinod verzichten: Das Zentrum für Außergewöhnliche Museen schloss am 30. Juni seine Pforten. Mit ihm ging unter anderem eine Sammlung persönlicher Dinge von Kaiserin Sissi für München verloren.