Seit September 2008 ist die Kirche St. Wolfgang in Pipping für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich. Umfassende Sanierungsarbeiten stehen an. Das Erzbischöfliche Ordinariat hat nach Angaben der Bürgervereinigung Obermenzing Anfang Mai mitgeteilt, dass der zuständige Vergabeausschuss über 1,8 Mio. Euro für die Instandsetzung des kunsthistorisch wertvollen Kleinods genehmigt hat. Die Mittel werden 2010 und 2011 zur Auszahlung bereitgestellt. Somit wird im kommenden Jahr mit den Sanierungsarbeiten begonnen werden. Allerdings ist eine hohe Eigenleistung der Gemeinde erforderlich. Gemeinsam mit dem Pfarramt hat die Bürgervereinigung Obermenzing e.V. nun eine Spendenoffensive ausgerufen.
Anlässlich des Jubiläums der 525-jährigen Weihe von St. Wolfgang wurde 2005 die ausgebleichte Friesbemalung der Apsis und die Bemalung der Fenstergewände des Kirchenchors überarbeitet und aufgefrischt. Verbliebene Spendengelder waren ursprünglich dazu gedacht, ehemalige Fresken im Bereich des Südportals wieder freizulegen. Da jedoch verschiedene weitere Mängel an der Kirche bereits bekannt waren, wurde zunächst beschlossen, das Gebäude vollständig zu vermessen und zu untersuchen. Einen Tag, bevor sich die sogenannte Kleine Bau‑ und Kunstkommission des Ordinariats mit Pfarrer Klaus Günter Stahlschmidt, Vertretern der Kirchenverwaltung und dem Vorsitzenden der Bürgervereinigung Frieder Vogelsgesang nach monatelangen Voruntersuchungen am 13. März 2008 in St. Wolfgang zur Besprechung der weiteren Untersuchungen und anstehenden Sanierungsarbeiten traf, brach dann auch noch durch einen Sturm das offensichtlich altersschwache Kreuz des Kirchturms, durchschlug die Dachdeckung und blieb bedrohlich am Turmrand liegen. Was sich dann jedoch in den Folgemonaten offenbarte, war erschreckend: Trotz umfangreicher Arbeiten in den 80er Jahren, so zeigt sich heute, sind die notwendigen Sanierungsmaßnahmen deutlich größer und kostspieliger als zunächst vermutet.
Während sich das Kirchengebäude von außen augenscheinlich in einem guten Zustand präsentiert, so trügt dieser Anblick. In einer Notmaßnahme musste im August 2008 der Dachstuhl über dem Kirchenchor abgestützt werden. Seit dem Tag des offenen Denkmals im September 2008 ist die Kirche verschlossen. Dies wird bis zum Abschluss aller notwendigen Arbeiten nach Auskunft von Pfarrer Stahlschmidt auch so bleiben. Um den weiteren Fortgang der Planungen und notwendigen Abstimmungen zu koordinieren, wurde auf Initiative des Vorsitzenden der Bürgervereinigung im Herbst 2008 eine Lenkungsgruppe eingerichtet, die seither im vierwöchigen Turnus tagt.
Zum Januar 2009 konnte die Bestandsaufnahme aller Mängel und ein detailliertes Sanierungskonzept vorgelegt werden. Dieses Konzept sieht drei Bauabschnitte vor: Der erste Abschnitt umfasst die Sanierung des Gebäudes vom maroden Dach und Kirchturm über die Außenwände bis hin zu den durchfeuchteten Grundmauern. In einem zweiten Abschnitt ist die Restauration des Kircheninneren vorgesehen, der dritte Abschnitt beinhaltet Freianlagen und Entwässerung. Die Gesamtkosten hierfür betragen ‑ ohne Restaurierung der ausgelagerten Seitenaltäre ‑ nach Angaben der Bürgervereinigung über drei Mio. Euro.
Anfang Mai kam nun die Zusage aus dem Erzbischöflichen Ordinariat: 1,825 Mio. Euro werden in den kommenden zwei Jahren zur Verfügung gestellt. Der Baubeginn scheint für Jahresanfang 2010 gesichert, Architekt und Fachplaner arbeiten bereits auf Hochtouren an den Ausführungsplänen und Ausschreibungen. Erwartet wird allerdings eine entsprechende Eigenbeteiligung der Gemeinde. Rund 100.000 Euro haben Bürgervereinigung und Pfarrgemeinde in den vergangenen Monaten bereits sammeln können. Angerechnet werden zudem auch handwerkliche Eigenleistungen, sogenannte „Hand‑ und Spanndienste“. Frieder Vogelsgesang hofft nun auf eine hohe Bereitschaft in der Bevölkerung und den Obermenzinger Vereinen. Ein erstes Abstimmungsgespräch mit Vertretern der Vereine findet am 19. Juni um 18 Uhr im Pfarrheim statt. Auch nicht in einem Verein organisierte Helfer sind gerne gesehen und können sich beim Vorsitzenden der Bürgervereinigung melden.
Dringend benötigt wird weiterhin auch finanzielle Unterstützung. Die Lenkungsgruppe hat daher eine Spendenoffensive gestartet. Auf einer dem Turm von St. Wolfgang nachgebildeten Tafel vor dem Hauptportal der Pfarrkirche Leiden Christi ist neben einem Spendenaufruf und Informationszetteln zur Mitnahme auch das bereits erwähnte ehemalige Turmkreuz als Blickfang angebracht. Die ersten Spenden aufgrund dieses Aufrufes sind bereits eingegangen, freut sich Vogelsgesang. Es besteht auch die Möglichkeit, ganz gezielt für ausgesuchte Bauteile eine Spende abzugeben, um sich mit der Sanierung entsprechend identifizieren zu können. Architekt Florian Igl hat gemeinsam mit Hanns Martin Römisch vom Baureferat der Erzdiözese eine Liste mit einzelnen Bauteilen und Kostenangaben erstellt. Die Summen reichen von einem Dachreiterziegel im Wert von 50 Euro über die Reparatur eines historischen Beschlags der Eingangstüren zu 500 Euro bis hin zu einem neuen Turmkreuz zu 14.000 Euro oder der vorgesehenen neuen Dachdeckung des Turms zu 15.000 Euro. Dieses Angebot, so hoffen die Mitglieder der Lenkungsgruppe, könnte einen besonderen Anreiz darstellen, sich in besonderem Maße finanziell an den Kosten der Sanierung der Kirche zu beteiligen, vielleicht auch aus einem besonderen Anlass, wie zum Beispiel einem Geburtstag oder Hochzeitsjubiläum.
Die genannte Liste und zahlreiche weitere Informationen gibt es im Internet unter www.bvobermenzing.de. Spenden werden auf das Konto der Bürgervereinigung Obermenzing erbeten: Nr. 160398202 der Kreissparkasse München‑Starnberg, BLZ 702 501 50, Verwendungszweck „St. Wolfgang“ (Spenden sind steuerlich absetzbar).