Veröffentlicht am 25.04.2020 16:02

Funktioniert der „Unterricht zuhause”?

So sieht es weiterhin in den allermeisten Schulklassen aus. Maximal 14 Prozent aller Schüler dürfen seit Montag in den Unterricht. Für manche dieser 14 Prozent bedeutet das aber keineswegs, dass sie nun jeden Tag tatsächlich in ihre Schule gehen werden, sondern zum Beispiel nur an einem von fünf Tagen pro Woche - den Rest sind auch diese Abschlussschüler weiter auf „Lernen zuhause” angewiesen. (Foto: sch)
So sieht es weiterhin in den allermeisten Schulklassen aus. Maximal 14 Prozent aller Schüler dürfen seit Montag in den Unterricht. Für manche dieser 14 Prozent bedeutet das aber keineswegs, dass sie nun jeden Tag tatsächlich in ihre Schule gehen werden, sondern zum Beispiel nur an einem von fünf Tagen pro Woche - den Rest sind auch diese Abschlussschüler weiter auf „Lernen zuhause” angewiesen. (Foto: sch)
So sieht es weiterhin in den allermeisten Schulklassen aus. Maximal 14 Prozent aller Schüler dürfen seit Montag in den Unterricht. Für manche dieser 14 Prozent bedeutet das aber keineswegs, dass sie nun jeden Tag tatsächlich in ihre Schule gehen werden, sondern zum Beispiel nur an einem von fünf Tagen pro Woche - den Rest sind auch diese Abschlussschüler weiter auf „Lernen zuhause” angewiesen. (Foto: sch)
So sieht es weiterhin in den allermeisten Schulklassen aus. Maximal 14 Prozent aller Schüler dürfen seit Montag in den Unterricht. Für manche dieser 14 Prozent bedeutet das aber keineswegs, dass sie nun jeden Tag tatsächlich in ihre Schule gehen werden, sondern zum Beispiel nur an einem von fünf Tagen pro Woche - den Rest sind auch diese Abschlussschüler weiter auf „Lernen zuhause” angewiesen. (Foto: sch)
So sieht es weiterhin in den allermeisten Schulklassen aus. Maximal 14 Prozent aller Schüler dürfen seit Montag in den Unterricht. Für manche dieser 14 Prozent bedeutet das aber keineswegs, dass sie nun jeden Tag tatsächlich in ihre Schule gehen werden, sondern zum Beispiel nur an einem von fünf Tagen pro Woche - den Rest sind auch diese Abschlussschüler weiter auf „Lernen zuhause” angewiesen. (Foto: sch)

Seit 16. März sind die bayerischen Schulen geschlossen. „Lernen zuhause” ist der Rettungsanker und bleibt es für fast 90 Prozent aller Schüler auch, wenn jetzt die ersten Klassen wieder in ihrer Schule unterrichtet werden. Wie gut hält dieser „Rettungsanker” in der Praxis? Wir lassen Schüler verschiedener Schularten und Eltern zu Wort kommen.

Gerne können Schüler und Eltern uns weiterhin ihre Erfahrungen mailen (leser@muenchenweit.de - bitte mit Vorname, Klasse, Schulart), die wir dann hier ergänzen:

„Lernen nur mit Lieblingsschülern”

Jana, 19 Jahre, 12. Klasse, Fachoberschule, München:

Es ist sehr mühsam, von den Lehrern Informationen zu bekommen. Einige haben uns überhaupt keine Aufgaben geschickt, andere lernen nur mit denen, die danach gefragt haben oder mit ihren Lieblingsschülern. Eine Lehrerin hat beispielsweise mit der Parallelklasse Online-Unterricht gemacht, bei uns aber nicht, weil wir ihr zuwenig motiviert sind. Sie ist wohl froh, dass sie nichts mehr mit den lebhaften Schülern zu tun haben muss. Aber die gehören doch auch zu unserer Klasse. Auf Fragen bekommen wir keine Antwort, weil die Lehrer selbst nicht wissen, wie es mit der Schule weitergeht. Ich habe wenig Motivation und das Gefühl, dass es den Lehrern genauso geht. Jetzt fängt die Schule wieder an. Wir haben nur Abiturvorbereitung. Das heißt Schule an zwei Tagen. Es gibt aber nur eine Stunde Mathematik. Ich habe Angst vor der Abschlussprüfung.

„Das kann ich schon”

Anna über das Online-Lernen ihres Sohnes Leon, 1. Klasse, Grundschule, München :

Leon bekommt einen Zwei-Wochen-Plan, den er selbstständig mit Hilfe der Eltern, abarbeiten soll. Dabei wird kein neuer Stoff vermittelt, sondern nur wiederholt. Das ist natürlich langweilig und Leon ist bereits nach einer Woche mit allem fertig. Er quengelt dann, 'das kann ich schon' und will etwas Neues machen. Ich möchte ihn in seinem Lerneifer nicht bremsen, er darf auch mehr machen. Das ist der Lehrerin aber gar nicht so recht, weil sie Angst davor hat, dass sie dann lauter Schüler mit unterschiedlichem Wissensstand zurück bekommt. Zum Glück schickt die Lehrerin viele Bastelanleitungen, mit denen Leon sich beschäftigen kann. Wir haben Glück, dass wir deutschsprachig sind, aber für andere Familien ist es sicher schwieriger.

„Keine Erfahrungen mit Krisen”

Marion, Elternbeirätin, München:

Für mich geht es in der ganzen Diskussion viel zu viel um Noten. Vom seelischen Zustand unserer Kinder, die in ihrem bisherigen behüteten Leben keinerlei Erfahrungen gesammelt haben wie man mit Krisen umgeht, ist nirgends die Rede. An unserer Schule gibt es einige Schüler, die vollkommen abgetaucht sind. Hier würde ich mir wünschen, dass Lehrkräfte nicht alles auf die Eigenverantwortung schieben, sondern auch einmal den direkten Kontakt suchen, um zu schauen, ob alles okay ist. Manche Familien haben Existenzsorgen, in anderen leben Familienmitglieder, die einer Corona-Risikogruppe angehören oder die erkrankt sind, nicht jeder Schüler hat ein eigenes Zimmer, einen eigenen Computer oder kann sich selbst strukturieren, manche entfliehen den Sorgen, indem sie sich in ihre Computerwelt oder in die Sucht verkriechen. Ich habe Angst, dass die sozial benachteiligten, die schwierigen und leistungsschwachen Schüler und Schülerinnen auf der Strecke bleiben.

„Informationen gibt es nicht”

David, 17 Jahre, Berufsschule (im Berufsgrundschuljahr), München:

Wir haben von unseren Lehrern nicht besonders viel Unterrichtsmaterial bekommen. Hilfestellungen zu den Arbeitsblättern, die wir online erhalten haben, gibt es kaum. Es geht da aber um neuen Stoff, den wir in der Schule noch gar nicht besprochen haben. Wenn wir zu Arbeitsaufträgen Fragen hatten, bekamen wir zunächst nur knappe Antworten über WhatsApp. Nach mehrmaligem Nachhaken haben wir zwar Hilfestellungen erhalten, aber erst am Tag vor dem Abgabetermin. Da waren die meisten mit ihren Arbeiten schon fertig.

Informationen über noch nötige Praktika oder darüber, wie es weitergeht, gibt es nicht. Wo wir unseren Lehrer erreichen können, wissen wir nicht: Die Kommunikation läuft parallel über WhatsApp, Mail und unsere Schulplattform, auf der jeder Beiträge hochladen kann. Das funktioniert aber nur teilweise und man muss sich jedes Mal neu anmelden. Wenn ein Schüler über diese Plattform eine Frage stellt, kann er die Antwort des Lehrers lesen. Die übrige Klasse, die vielleicht vor demselben Problem steht, bekommt davon aber oft gar nichts mit.

„Ich arbeite ich viel effektiver und schneller”

Anna, 14 Jahre, 8. Klasse, Gymnasium, Pasing:

Insgesamt finde ich Unterricht zu Hause gut, auch wenn mir meine Klasse und eigentlich die Schule an sich fehlt. Alle meine Lehrer schicken viel Material, entweder über mebis oder E-Mail. Manchmal ist es auch zu viel, weil sich die Arbeitsblätter wiederholen und ich nicht weiß, was wirklich wichtig ist und was nur die Wiederholung ist. Aber absolut positiv ist es, dass ich mir meine Zeit frei einteilen kann. Da arbeite ich viel effektiver und schneller. Und ich habe Zeit für meine Hefteinträge, die kann ich dann wirklich so gestalten, wie ich es gut finde und wie es für mich am einprägsamsten ist.

„Ich muss zuhause disziplinierter sein”

Rebecca, 18 Jahre, Abiturientin, Pasing:

Für mich ist Homeschooling eigentlich spaßig, da wir eher wenige Aufträge bekommen und die oft auch nur freiwillig an die Lehrer senden müssen. Trotzdem kann ich die Aufgaben gut nutzen, wenn ich eine Sache vertiefen möchte. Da ist Lernen also viel gezielter und mit persönlicher Gewichtung möglich – das gefällt mir sehr. Ich habe allerdings schnell festgestellt, dass die Motivation zu Hause eine andere ist als in der Schule. Zu Hause muss ich schon viel disziplinierter sein, dass ich die Aufgaben nicht aufschiebe.

„Wir bekommen Erklärungen”

Philipp, 11 Jahre, 6. Klasse, Realschüler, München:

Wir bekommen regelmäßig Arbeitsaufträge von unseren Lehrern. Später bekommen wir auch die Lösungen dazu, können die Arbeiten damit korrigieren und zu unseren Lehrern zurückschicken. Wir haben mehr Hausaufgaben als sonst. Bei neuem Stoff bekommen wir eine Erklärung dazu, die wir in unser Merkheft zuhause abschreiben. Wenn ich Fragen habe, helfen mir Mama oder Papa. Vor Ostern hat man uns gesagt, dass wir jetzt nach den Ferien noch drei Schulaufgaben in Mathe, Deutsch und Englisch schreiben. Wir wissen aber noch nicht, wann das ist. Ich vermisse besonders den Sportunterricht, den mag ich sehr gerne.

„Ich bin dauernd am Suchen”

Lukas, 17 Jahre, 12. Klasse, Fachoberschule in München:

Die Lehrer sind untereinander total unorganisiert. Ich bekomme Aufträge über sechs verschiedene Kanäle. Das reicht von Email über Whatsapp, bis zu Mebis, Webuntis, Zoom oder Skype. Ich bin dauernd am Herumsuchen, wo wieder etwas gekommen ist. Ich habe auch Probleme mit dem Zugang. Manchmal geht das Passwort nicht mehr und dann komme ich nicht in die Plattform. Es dauert viel zu lange, bis die Lehrer antworten. Einen direkten Kontakt zu den Lehrern habe ich nicht. Anrufen geht gar nicht, nur Emails schreiben. Nur zwei Lehrer haben Videokonferenzen angeboten. Da haben aber nicht alle Schüler mitgemacht. Von manchen Lehrern habe ich bis heute nichts gehört. Für das Fachabitur fühle ich mich gar nicht vorbereitet. Ich habe das Gefühl, dass manchen Lehrern die Schüler total egal sind.

„Das wundert mich eigentlich”

Julian, 16 Jahre, Gymnasium, München:

Ich hatte gar keine Erwartungen ans Homeschooling und kann daher auch nicht vergleichen, was eigentlich rauskommen müsste. Meine Lehrer schicken Arbeitsaufträge per Mail oder über mebis. Es hält sich aber alles sehr in Grenzen, viele Fachlehrer haben auch noch gar nichts geschickt. Das wundert mich eigentlich. Unterricht über Skype oder ähnliches findet nicht statt. Zur Begründung hieß es, dass nicht alle Haushalte über die notwendige Technik verfügen. Für unsere Klasse trifft das aber nicht zu, soweit ich das beurteilen kann. Wir haben alle mindestens ein Smartphone. Vielleicht sind also die Lehrer nicht entsprechend ausgerüstet oder trauen sich nicht ans “neue Medium“ heran? Keine Ahnung.

„Ich freue mich auf die Briefe”

Ayse, 11 Jahre, Mittelschule, München:

Meine Lehrerin schickt uns regelmäßig Briefe – dreimal pro Woche ungefähr. Die sind ganz liebevoll geschrieben und haben immer auch Arbeitsblätter für Mathe und so dabei. Für mich sind die Briefe toll. Ich finde sie sehr persönlich und ich freue mich immer auf die Briefe. Natürlich will unsere Lehrerin, dass wir ihr zurückschreiben und die Arbeitsblätter ausfüllen und auch mitschicken. Ich lasse mir Zeit dafür und gebe mir auch viel Mühe beim Zurückschreiben. Schließlich soll sich meine Lehrerin auch über mich und meinen Brief freuen.

„Neues kann ich nicht alleine lernen”

Lisa, 12 Jahre, 6. Klasse, Gymnasium in Germering:

Es ist schon sehr viel, was ich machen muss. Alle Lehrer schicken Aufträge per Email. Das müssen meine Eltern dann für mich ausdrucken. Sogar in Kunst, Musik und Sport kommen Hausaufgaben. Da muss ich beispielsweise ein Bild malen oder Seilhüpfen. Das ist schon sehr stressig. Den Stoff in den Hauptfächern verstehe ich oft nicht und kann ihn nicht alleine lernen, vor allem wenn er neu ist. Bei Mathe hilft mir meine Mutter, in Englisch habe ich Nachhilfe am Telefon, aber Latein muss ich alleine machen. In Englisch schreibt der Lehrer immer ein paar Schüler an, die ihm etwas zurückschicken sollen. Das ist so ähnlich wie das Ausfragen. In Informatik müssen wir zu zweit eine Präsentation ausarbeiten, am Telefon geht das aber überhaupt nicht gut.

„Ich finde das gar nicht so schlecht”

Simon, 15 Jahre, 8. Klasse, Realschule in Herrsching:

In den ersten drei Wochen des Homeschoolings gab es fast gar nichts von den Lehrern. Jetzt bekommen wir einmal in der Woche einen Wochenplan für die Hauptfächer Deutsch, Englisch und Mathematik. Mathe mache ich mit meiner Mutter, in Deutsch ist das Thema gerade „Reportage”. Das erarbeite ich mir selbst aus dem Schulbuch. In Englisch wiederholen wir nur. Aber nur in Deutsch und Englisch muss ich die Aufgaben verpflichtend zurückschicken. In Mathe ist das freiwillig. Die Aufträge werden über die Plattform Schulmanager geschickt. Ich finde das Ganze gar nicht so schlecht. Für mich ist es weniger stressig als sonst.

„Ich freue mich auf die Schule”

Nick, 16 Jahre, 9. Klasse, Mittelschule:

Am Anfang war alles schon sehr anders als der normale Unterricht. Die Lehrer haben uns am letzten Schultag in der Schule gesagt, was wir in der Zeit zuhause lernen sollen. Darum haben wir alle Bücher und Hefte mit nach Hause nehmen müssen. Die Lehrerin hat mir jeden Tag neue Aufgaben per Email geschickt, die für den Quali sehr wichtig sind. Ich habe die bearbeiteten Aufgaben dann am nächsten oder übernächsten Tag an meine Klassleitung per Email geschickt. Die ersten zwei Wochen hat mich meine Lehrerin immer mal wieder angerufen und gefragt, ob alles okay wäre. Ich habe am Anfang Angst gehabt, dass ich wegen dem Durcheinander den Quali nicht schaffen werde. Jetzt freue ich mich, dass ich wieder in die Schule gehen kann.

„Die Lehrer stehen bei Fragen zur Verfügung”

Janina, 11 Jahre, 5. Klasse, Gymnasium:

Jeden Montag bekommen wir einen Wochenplan, der in Tagesaufgaben eingeteilt ist. Wir bekommen Aufgaben für jedes Fach, außer für Musik. Ich fühle mich nicht gestresst davon und komme mit den Aufgaben gut zurecht. Ich bekommen Hilfe von meinen Eltern, wenn ich etwas nicht verstehe, und auch die Lösungsblätter helfen mir weiter, um zu sehen, wo ich Fehler gemacht habe. Zurückschicken müssen wir nichts, aber die Lehrer stehen bei Fragen zur Verfügung. Unsere Mathelehrerin wollte eine Email, ob wir die Aufgaben lösen konnten. Die Lehrer schreiben und oft nette Briefe. Die Menge ist ok, ich habe noch genug Freizeit. Am meisten vermisse ich meine Freunde.

„Manches kommt durcheinander”

Julian, 9 Jahre, 3. Klasse, Grundschule:

Unsere Klassenlehrerin schickt uns sehr viele Matheaufgaben, es ist alles neuer Stoff. Ich habe mich sehr gefreut, dass sie uns zwei Erklärvideos aufgenommen hat, so dass ich den neuen Stoff gut verstehen konnte. Außerdem hat sie uns lustige youtube-Videos geschickt. Mein Papa hilft mir in Mathe. In anderen Fächern bekommen wir die Aufgaben durcheinander, wir müssen viel wiederholen, aber bekommen auch neuen Stoff. Nicht alle Lehrer schicken uns so tolle Wochenpläne wie unsere Mathelehrerin. Ich vermisse den Sportunterricht und meine Freunde sehr. Meine Mama sortiert die Aufgabenblätter für mich, damit ich weiß, was ich an welchem Tag machen muss.

„Ich bin ruckzuck fertig”

Florian, 13 Jahre, 8. Klasse Gymnasium:

Bei uns sind die Lehrer alle ziemlich alt und deswegen hat es lange gedauert, bis die das mit Mebis und dem Internet auf die Reihe gekriegt haben. Jetzt schicken sie uns dafür umso mehr. Das ist mir aber wurscht, denn dann beeile ich mich halt und bin noch schneller fertig. Am meisten fehlt mir das Fußballtraining. Und mein bester Freund. Die Mama hat vorgeschlagen, wir könnten doch mal zusammen joggen gehen, aber dazu habe ich keine Lust. Ich will nicht rausgehen, sondern mit ihm Wii spielen. Das ist aber nicht erlaubt. Weil wir wussten, dass wir jetzt lange daheim sind, haben sich ganz viele von uns Jungs zum Spaß einen Stiftenkopf rasiert.

„Hoffentlich wird die Prüfung leichter”

Kati, 15 Jahre, Berg, 10. Klasse, Realschule:

Ich mache jetzt die Mittlere Reife und habe viel darüber nachgedacht, ob wir Nachteile wegen der Schulschließung haben werden. Erst war ich der Meinung, es wird mir besser gehen als anderen, weil ich eigentlich fleißig bin und viele andere kenne, die nichts tun. Aber ich habe leider gemerkt, dass es nicht so gut klappt, den ganzen Tag durchzulernen, wie ich vorhatte. Montag / Dienstag geht es noch ganz gut und den Rest der Woche immer weniger. Am meisten Angst habe ich vor dem „Speaking Test“ in Englisch, weil wir da kaum mehr Zeit zum Üben haben. Ob die in der Abschlussprüfung wohl darauf Rücksicht nehmen? Für mich geht die Schule jetzt wieder an. Endlich wieder einen strukturierten Tag und mehr Druck, etwas zu lernen. Unsere Klasse wird geteilt.

„Alles ist so weit weg”

Alma, 16 Jahre, 1. Vorbereitungsjahr auf das Gymnasium:

Erst war ich noch voll im Schulrhythmus und sehr motiviert, bin um 7.30 Uhr aufgestanden und habe drei oder vier Stunden gelernt. Unser Französischlehrer ist gut, der hat von Anfang an öfter Videokonferenz gemacht und das Schönste ist jetzt, mal die Mitschüler zu sehen. Blöd war aber zum Beispiel, dass der Mathelehrer einfach nur die Aufgaben zusammen mit der Lösung geschickt hat und gesagt hat, er braucht von uns nichts zurück. Wenn man keinen Zwang hat, macht man es aber erst ganz spät oder gar nicht. Überhaupt ist es sehr schwer und dauert es ewig, bis man sich Grammatik oder Mathe selber beigebracht hat. Jetzt hab ich langsam keinen Bock mehr, allein zu lernen. Alles ist so weit weg, die Schule und die Lehrer. Es ist mir auch nicht mehr so wichtig, alles pünktlich zu schicken. Jeder Tag ist gleich. Gammeln und Netflixschauen machen auch keinen Spaß mehr.

„Super, keine Exen”

Thekla, 15 Jahre, 9. Klasse, Gymnasium:

Keine Ausfrage, keine Exen, keine Schulaufgaben – das Leben ist viel weniger stressig als in der Schule. Ich stehe um halb neun auf und frühstücke erst mal eine Dreiviertelstunde, dann lerne ich zwei oder drei Stunden. Die Mathe- und Chemielehrer haben Erklärvideos mitgeschickt, das war super, denn nur mit dem Buch lernen, hätte ich nicht so viel verstanden. Unser Englischlehrer hat drei Wochen nichts von sich hören lassen und dann hieß es, er wusste nicht, dass es mit der Zustellung der Aufgaben nicht geklappt hat. Jetzt hat er alles auf einmal geschickt und wir sollen es in einer Woche fertig haben. Unsere Klassenlehrerin ist schon ziemlich alt und musste so eine Videokonferenz erst üben. Es war aber sehr nett, dass sie uns gefragt hat, wie es uns geht. Und dass die nächste Deutsch-Schulaufgabe ausfällt.

„Unfreiwillige Einblicke”

Thea, 20 Jahre, Lehramts-Studentin in München:

Ich bin im 2. Semester. Dass man jetzt so allein ohne direkten Kontakt vor sich hinstudieren muss, stört mich ziemlich. Alle Seminare finden online statt. Was man von den anderen Teilnehmern versehentlich mitkriegt, ist allerdings oft sehr lustig. Bei einer Kommilitonin sah man auf das Bett hinter ihr. Erst lag die Bettdecke ganz still da, dann fing sie nach zehn Minuten an, komisch zu rumoren. Wahrscheinlich lag der Freund noch drunter. Und einer der Dozenten hatte die Kamera zu früh angeschaltet und ging dann nochmal kurz raus. Da haben wir das Baby von ihm gesehen. Es saß brav festgeschnallt im Hochstuhl, hatte ein Lätzchen um den Hals und die Backen noch vollgestopft mit Brei. Als das Baby auf einmal in die Gesichter von uns 30 Leuten schaute, wusste es gar nicht wie ihm geschieht und war ganz fassungslos vor Erstaunen.

„Die Kommunikation mit der Schule ist für Eltern oftmals schwierig”

Diana Franke:

Mein Sohn besucht die 4. Klasse Grundschule, aus Sicht an der Homeschooling-Front für Grundschüler sieht es aktuell so aus:

Es gibt erste Schritte in Richtung Nutzung von Plattformen wie MEBIS und Schulmanager Online. Leider laufen diese nicht stabil und sind für jüngere Schüler nicht alleine handelbar, sprich Eltern oder ältere Geschwister müssen permanent unterstützen.

Es gibt nur wenige Angebote für direkte Kommunikation mit den Lehrkräften für die Kinder, oft auch gar keine.

Die Kinder zeigen zunehmen Zeichen von depressiver Verstimmung und Lethargie.

Weitere sinnvolle Maßnahmen wie Videokonferenzen, Erklärvideos der Lehrer etc. sind sehr abhängig von der einzelnen Schule. Unsere weigert sich strikt, so etwas auszuprobieren, solange es keine verbindlichen Vorgaben aus dem KuMI dazu gibt.

Die Kommunikation mit der Schule ist für Eltern oftmals schwierig, Elternbeiräte teilweise überfordert mit der Aufgabe. Ich habe beispielsweise erst Antwort von der Schule bekommen, nachdem ich beim Schulamt um Hilfe gebeten hatte (dort war man allerdings wirklich sehr nett und hat sich sofort gekümmert).

Völlige Unklarheit besteht m.E. noch bzgl. der Umsetzung des 150-Euro-Zuschusses für Equipment für jedes Kind.

Auch fehlt ein sinnvolles, tragfähiges Konzept zur Verknüpfung von Onlineschooling und teilweisem Präsenzunterricht, der ja irgendwann wieder starten wird. Wie sollen Eltern verlässlich planen bzgl. ihrer beruflichen Tätigkeit, wenn völlig unklar ist, wann Kinder in der Schule und / oder Hort sein können und wann sie zu Hause betreut werden müssen?

Als letzten Aspekt möchte ich noch auf ein weiteres wichtiges Thema hinweisen, das bisher nirgends angesprochen wird: Die Kinder leiden auch unter starkem Bewegungsmangel, auch mit gutem Willen können Eltern nicht fehlenden Sportverein, Schulsport und schlichtes Rumrennen mit Freunden ersetzen. Stattdessen sitzen die Kids viel mehr vor diversen Medien. Auch dafür müssen unbedingt Lösungen gefunden werden, wenn man davon ausgeht, dass wir noch von mehreren Monaten andauernden Beschränkungen ausgeht!

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