Unterricht und lernen zuhause: Auch die Kleinsten können derzeit nicht in die Schule gehen, so etwa die Mädchen und Buben an der Grundschule Werdenfelsstraße.
„Viele Voraussetzungen für ein gelingendes Homeschooling sind schon deutlich besser als im März 2020”, fasst Schulleitung Stefanie Stöckle die Situation zusammen. Hierzu gehören die MS Teams Accounts für einen regelmäßigen Online-Unterricht und neben den Schülerzugängen für die Leseplattform Antolin nun auch die Schullizenz für das Lernprogramm AntonApp, die auf den Lehrplan abgestimmte Aufgabenformate für alle Unterrichtsfächer bietet. Um beides auch tatsächlich nutzen zu können, wurden an Schüler mit Bedarf Leihgeräte ausgegeben, so dass es nun kein Kind mehr gibt, das mangels technischer Ausstattung nicht am Unterricht teilnehmen kann.
„Meine Lehrer haben sich mit großem Engagement auf den Distanzunterricht vorbereitet und auch unzählige virtuelle Fortbildungen zum Distanzunterricht besucht”, lobt Stefanie Stöckle. „Es wurden mit großer Hingabe Lernvideos gedreht, Arbeitsaufträge mit Sprachnachrichten eingestellt, täglich Video-Konferenzen und virtuelle Brückenangebotskurse durchgeführt, neue Materialien und aufwändige Padlets erstellt, Ausgabe-Pakete zusammengepackt, Abholkisten aufgestellt, die Materialien über das Wochenende korrigiert usw. Ziel ist es, dass unsere Kinder möglichst selbstständig den neuen Schulalltag meistern und die Zeit der Eltern nur so wenig als möglich in Anspruch genommen wird.”
Der Schultag beginnt mit einer gemeinsamen Videokonferenz am Morgen, in der die Lehrer die Kinder zunächst begrüßen und nicht nur Neues erarbeiten, sondern auch die Aufgaben im Tagesplan miteinander durchgehen und besprechen. So können die Schüler im Anschluss selbstständig arbeiten und sind weniger auf die Hilfe der Eltern angewiesen. Nach dieser Arbeitsphase treffen sich die Kinder – oftmals auch in Kleingruppen – erneut in einer Videokonferenz mit ihren Lehrern. Dann wird über die Arbeitsergebnisse gesprochen und Gelerntes noch einmal vertieft. Oft gibt es auch ein Quiz, ein Lernspiel, eine gemeinsame Lesezeit, oder auch kleine Referate.
„Seit März 2020 hat sich einiges getan”, finden die Lehrerinnen. „Es ist deutlich mehr Zug drin und die Kinder lernen jetzt auch mehr gemeinsam und weniger isoliert.” Die Schüler sehen ihre Lehrerin und die Klassenkameraden zweimal täglich und haben auch die Möglichkeit, in vielen Übungsphasen mit einem anderen Kind aus der Klasse in einer privaten Videokonferenz zusammen zu arbeiten. Chats und Videoanrufe im Klassenteam ermöglichten es den Kindern, mit ihren Freunden privat Kontakt zu halten und sich auszutauschen. Ebenso sei die Kommunikation zwischen Schülern und Lehrern viel schneller und unkomplizierter geworden. Es laufe nun deutlich weniger über das Mailpostfach der Eltern. Fragen bei Problemen sowie Tipps und Tricks beim Lösen der Aufgaben könnten unmittelbar mit Textnachrichten, Sprachnachrichten oder sogar in einer Videokonferenz direkt zwischen Lehrer und Schüler besprochen werden.
„Viele ahnen nicht, welchen enormen Mehraufwand der Distanzunterricht für die Lehrkräfte bedeutet und ich bin beeindruckt, mit welchem Engagement und Ethos mein Kollegium hier bereits aktiv war. Aber auch das heutige Homeschooling kann einen Präsenzunterricht im Klassenzimmer natürlich nicht ersetzen”, zieht Stefanie Stöckle Bilanz. „Doch mit der Erfahrung, der technischen Ausstattung und dem zeitlichen Vorlauf, den die Schulen diesmal hatten, klappt jetzt vieles deutlich besser als im letzten Frühjahr.”
„Dennoch, es ist zu Hause auch diesmal sicher nicht immer leicht”, weiß Kathrin Gliesche, die wie viele ihrer Kolleginnen nebenher auch noch die eigenen Kinder im Homeschooling betreut. „Nicht jedes Kind ist ein schulischer Selbstläufer. Bei einigen Schülern muss doch recht viel nachkontrolliert, ermuntert oder angetrieben werden, damit das Lernen im heimischen Kinderzimmer auch zuverlässig klappt. In so manchem Materialpaket, das mir am Freitag vollständig zum Korrigieren abgegeben wird, steckt eine Menge Arbeit. Es läuft bisher wirklich gut, aber ob alle Schüler und auch Eltern diesen Marathon elf Wochen am Stück durchhalten können, bleibt abzuwarten. Die Entwicklungen in der Diskussion um die abgesagten Faschingsferien bleiben spannend.”
In der Schulfamilie hoffen alle sehr auf eine baldige Rückkehr zur Normalität. Ein kleiner Lichtblick ist da immer der Wochenanfang: Hier sieht man sich auch weiterhin einmal persönlich bei der Materialausgabe an der Schule, wo es auch immer etwas Zeit für ein richtiges „Offline-Gespräch” miteinander gibt.