Veröffentlicht am 20.07.2009 16:51

Elektrosmog trübt Spielfreude

Eine Mauer in Sitzhöhe wird die „Spielkiste” der Freizeitanlage auf dem Bahndeckel umgeben. Um Elektrosmog zu entgehen, sollen Kleinkinder dort nicht spielen. (Foto: tg)
Eine Mauer in Sitzhöhe wird die „Spielkiste” der Freizeitanlage auf dem Bahndeckel umgeben. Um Elektrosmog zu entgehen, sollen Kleinkinder dort nicht spielen. (Foto: tg)
Eine Mauer in Sitzhöhe wird die „Spielkiste” der Freizeitanlage auf dem Bahndeckel umgeben. Um Elektrosmog zu entgehen, sollen Kleinkinder dort nicht spielen. (Foto: tg)
Eine Mauer in Sitzhöhe wird die „Spielkiste” der Freizeitanlage auf dem Bahndeckel umgeben. Um Elektrosmog zu entgehen, sollen Kleinkinder dort nicht spielen. (Foto: tg)
Eine Mauer in Sitzhöhe wird die „Spielkiste” der Freizeitanlage auf dem Bahndeckel umgeben. Um Elektrosmog zu entgehen, sollen Kleinkinder dort nicht spielen. (Foto: tg)

Auf dem „Quartiersplatz Bahndeckel“ im Westend soll eine „einzigartige künstlerische Spiellandschaft“ entstehen, sagen die beim Baureferat der Landeshauptstadt dafür Verantwortlichen. „Etwas ganz Besonderes” mit gigantischen „Dünen“ zum Klettern, Hängen, Rutschen und Schaukeln. „Die wurmartigen Gebilde mit ihrem System aus Höhlen werden für Kinder und Jugendliche die Attraktion dieses Brückenbauwerks sein“, so jedenfalls stellten es Nicole Preußner und Wolfgang Mesenich von der Abteilung Gartenbau des Baureferats, bei der jüngsten Sitzung des Lokalparlaments Schwanthalerhöhe (BA 8), dar.

Das Freizeitgelände der Zukunft, das im Sommer des kommenden Jahres fertig sein soll, ist als Kunstlandschaft zwischen den Neubauten auf der Theresienhöhe im Entstehen begriffen. Bei der Präsentation durch Preußner und Mesenich zeigte sich allerdings, dass nicht unbedingt alles Gold ist, was glänzt. Eher beiläufig erfuhren die Lokalpolitiker, dass durch die Stromleitungen auf dem Bahndeckel – unter ihm verläuft die Bahnlinie München–Rosenheim – Elektrosmog entsteht. Kleine Kinder könnten darauf empfindlich reagieren, hieß es. Deswegen sollten sie auf dem Deckel „nicht ewig in Bodennähe spielen“. Für sie gebe es am Max-Hirschberg-Weg einen eigenen geschützten Spielplatz. Die Mitteilung, kleine Kinder dürften auf dem Bahndeckel nur für kurze Zeit spielen, weil sie sonst dem Elektrosmog zu stark ausgesetzt seien, kam für die Mitglieder des BA überraschend. Die Versicherung: „Wir bewegen uns nicht im gesundheitskritischen Bereich” und die Belastung halte sich „innerhalb der gesetzlichen Normen“ beruhigte die BA-Mitglieder keineswegs.

„Erklären Sie das mal einer Mutter!”

Ob auf dem Bahndeckel eine Kupferplatte installiert sei, die den Smog ableite, wollte der BA-Vorsitzende Ludwig Wörner (SPD) wissen. Nicole Preußner: „Sowas gibt es nicht!“ Anja Kaiser von den Grünen bezweifelt, dass sich das „Quasi-Spielverbot für Kleinkinder” auf der Fläche in die Tat umsetzen lässt. „Wollen Sie ein Schild dort hinstellen: ‚Kinder unter drei Jahren dürfen hier nicht spielen’? Erklären Sie das mal einer Mutter!“ Darum werde sich „die Grünanlagenaufsicht kümmern”, erwiderte Nicole Preußner. Der bei der Sitzung anwesende Stadtrat Andreas Lotte (SPD) wollte „eine klare Antwort” auf die Frage: „Gefährdet der Elektrosmog neben Kleinkindern auch Leute mit Herzschrittmachern?“ Daraufhin verwiesen ihn die Leute vom Baureferat auf ein Gutachten des Referats für Gesundheit und Umwelt. Henrik Jörgens, Pressesprecher des Umweltreferats erklärt dazu auf Anfrage: „Eine gesundheitliche Gefahr besteht nach den derzeit verbindlichen Grenzwerten nicht. Auch nicht für Kinder oder Kleinkinder.“ Die Landeshauptstadt habe aus Gründen der Fürsorge bei der Errichtung und Gestaltung dieser Spielflächen weitaus strengere Maßstäbe angelegt, als nach den Vorschriften üblich. Jörgens: „So werden die zulässigen Werte für die magnetische Flussdichte von 300 Mikrotesla bei weitem nicht erreicht.“ (Die Stärke eines elektromagnetischen Feldes wird auch Flussdichte genannt. Sie wird in Tesla ausgedrückt, die Red.). Ludwig Wörner kündigte an, der BA werde das Thema „Elektrosmog“ auf alle Fälle im Auge behalten. Er werde das Referat für Gesundheit und Umwelt überdies um weitere Auskünfte bezüglich der Belastungen auf dem Bahndeckel bitten.

„Glassturz drüber”

Den Wunsch des BA nach einem Kiosk mit Toilette für die Anlage schmetterten die Baureferats-Mitarbeiter ab. Preußner: „Das ist aus statischen und baurechtlichen Gründen nicht machbar.“ Die einzige Lösung sei, auch wegen der Kanalanschlüsse, auf die Randbereiche auszuweichen. Mesenich: „Die Anlage ist ein Kunstwerk mit einem speziellen Urheberrecht.“ Schon deshalb seien Eingriffe problematisch. Er forderte: „Geben Sie der Anlage eine Chance!“ Das kommentierte Ludwig Wörner mit: „Wunderbar, dann machen wir einen Glassturz drüber.“ Nachdem der BA gehört habe, was alles nicht gehe, werde er erneut mit dem Nachbar-BA Sendling darüber reden, was zu tun sei, um eine Toilette zu bekommen. Wörner: „Wir suchen hier eine Lösung, die diesem Platz gerecht wird. Das sind wir den Leuten schuldig.“

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