Der Diamalt-Park ist mein historisches Lieblingsprojekt, das ich auch in die nähere Zukunft begleiten und mich ständig dazu äußern möchte. Beispiele von 2012-2018: Deutsches Museum im Diamalt-Turm; Das erneuerte Maschinen- und Kesselhaus; Eine Rank-Geschichte: Rank-Bauten für Diamalt; Gestern, das liegt mir: Ausstellungseröffnung und Buchpräsentation; Nach Diamalt kommt Krautheim; Erinnerungen rund um die Diamalt AG; Allach und die Diamalt AG in den Wirren der Revolutionstage 1918/19.
Erst vor wenigen Tagen erhielt ich von einem aufmerksamen Leser meiner Artikel, Herrn Werner Hoffmann aus Karlsfeld, eine beeindruckende Serie von Bildern aus Allach, unter anderen die Diamalt-Belegschaft im Jahr 1912 (Bild 1). Ein sicher einmaliger Fund! Herrn Hoffmanns Urgroßmutter (Frau Schorer, oben links) hatte damals bei der Diamalt AG gearbeitet. Leider wusste ich 2014 beim Schreiben meines inzwischen vergriffenen Buches „Die Diamalt AG. Ein Beitrag zur Münchener Industriegeschichte“ von diesem Bild noch nichts. Auf dem Gesamtbild können wir etwa 150 Frauen und Männer zählen. Das war also die Belegschaft zwei Jahre vor dem Baubeginn des Werkstätten-Gebäudes.
Beim Auf- und Ausbau der Firma Diamalt war die für viele Industriebauten bekannte Münchner Baufirma „Gebrüder Rank“ in Allach erst ab 1914 mit den Bauten Werkstätten-Gebäude, Maschinenhaus, Kesselhaus und Neue Suppenwürze beteiligt. Die Baufirma Rank ist zurecht auf ihre über 150-jährige Geschichte stolz und hat diese Tradition in vielen Festschriften dargestellt. Vor allem die Industriebau-Konjunktur der Jahrhundertwende und die Fähigkeiten der drei Brüder brachten das Unternehmen nicht nur münchenweit in die Höhe, wie man anhand der Listen der damals ausgeführten Bauten zeigen könnte. Hier also ihr Werkstätten-Gebäude für Diamalt in Allach.
Vom Gebäudekomplex, der ehemaligen Werkstätte mit offener Halle (Bild 2), also das sog. Werkstätten-Gebäude, lag bereits ein Plan vom 17.06.1914 vor, nach dem anschließend gebaut werden sollte. Mitte des Jahres war aber der 1.Weltkrieg ausgebrochen, und so verzögerte sich die Fertigstellung bis 1915. Der Entwurf von Franz Rank sah den Bau dreischiffig mit erhöhtem Mittelteil vor, wie wir heute noch deutlich erkennen können (Bild 3). Im Inneren, das von einem noch mobilen Deckenlaufkran beherrscht wird, führt eine schmale Stahltreppe ins nicht ausgebaute Dachgeschoß, eine breite in die nutzbaren Kellerräume. Das Gutachten des Landesamtes zur Haupthalle: „Die differenziert ausgebildeten Konsolen und Felderungen rufen eine rhythmisierte Wandgliederung hervor.“ Eine Feststellung, der sich auch der unprofessionelle Betrachter nicht entziehen kann. Unwillkürlich führt dies aber auch zu einer Überlegung des kulturell interessierten Betrachters: „Was könnte man mit dem gesamten Gebäude nicht nur für die Bewohner des Diamaltparks, sondern auch für alle Stadtteilbewohner anfangen?“ Überlegungen, die uns im Schlußteil differenzierter nachdenken lassen.
Auch zu diesem Bau hatten sich Jugendliche, wie man aus diesem Kellerfoto (Bild 4) sieht, immer wieder Zugang verschafft. Ich erinnere dazu an meinen Artikel vom Juni dieses Jahres „Ein bewegender, aber subjektiver Abschied von der alten Diamalt-Suppenwürze“, in dem ich die ganz andere Geborgenheitsvorstellung dieser Jugendlichen darzustellen versuchte.
Trotz der Nachkriegswirren und der zeitweisen Besetzung durch nachkriegsrevolutionäre Soldaten wurde 1919 das Werkstätten-Gebäude an der Ostseite durch einen ansehnlichen Anbau (auf Bild 5) vergrößert, der jedoch zu unbekannter Zeit dem Abriss zum Opfer fiel. Das Bild dokumentiert die ganze Länge des Gebäudes von Süden her. Auch dieses Bild aus dem Landesamt für Denkmalspflege ist besonders wertvoll.
Zurzeit bin ich bei der Baugesellschaft Rank GmbH in München noch auf der schwierigen Suche nach den Originalplänen. Auf Bild 3 sieht man das erhöhte Mittelteil und die beiden kleineren Seitenschiffe mit jeweils eigenen Eingängen. Auch der Ansatz des damaligen östlichen Anbaus ist zu erkennen, für den drei Fenster der Haupthalle zugemauert wurden. An dieser Ostseite wird es sicher einige Änderungen geben müssen, weil dahinter ein Wohngebäude hochgezogen wird.
Die denkmalgeschützten Gebäude Alte Suppenwürze und Werkstätten-Gebäude veräußerte die Isaria an die Optima-Aegidius-Firmengruppe, weil man bei Isaria nach Auskunft des Projektleiters Motlik, kein Spezialist für Sanierungen sei. Optima baut dort Loft-Büros und Mietwohnungen unter dem Titel „THE MALT. NEW WESTSIDE FACTORY LOFT“ (Bild 6). Im denkmalgeschützten Werkstätten-Gebäude wird nach Auskunft der Projektleiterin Seifert eine Kita, ein Nachbarschaftstreff und ein gastronomischer Betrieb untergebracht. Laut Bericht der SZ vom 15.07.2021 verwirklicht die „Optima-Aegidius-Firmengruppe dort nun Loft-Büros sowie 20 Mietwohnungen. Weiter: „Im vorgelagerten Werkstattgebäude, das ebenfalls teilweise denkmalgeschützt ist, will man eine der drei Kitas, einen Nachbarschaftstreff sowie einen gastronomischen Betrieb unterbringen. Hier führe die Optima-Aegidius-Firmengruppe Gespräche mit der Stadt München, sagt deren Vorstand Jens Laub.“
Auch Optima hat dazu ihre Vorstellungen, die sie in ihrem Malt-Prospekt wie folgt darstellt: „Der zentrale The Malt Platz lädt ein zu Begegnungen zum Beispiel auf einem regelmäßigen Farmers-Markt mit regionalen Spezialitäten. Hier werden Rezepte ausgetauscht. Alt und Jung speisen zusammen an einer großen Tafel und fordern sich gegenseitig zu Wettkämpfen heraus, während die Kinder neugierig durch die großen Fabrikfenster spähen. Wohnen und Arbeiten direkt nebeneinander wird wieder zu einer Einheit. Eine neue Kindertagesstätte direkt im Haus bietet auch den Kleinsten Vergnügen. In dem Campus-Café nebenan besteht nicht nur die Möglichkeit, sein Postpaket abzuholen, sondern man kann auch einen lockeren Plausch mit dem Barista halten, während man seinen Espresso genießt.“
Leider handelt es sich hier um Vorstellungen, die mit dem später gelebten Leben wenig zu tun haben. Es geht nur um den Vorplatz und nicht um das dreischiffige Werkstätten-Gebäude (Bild 7). Auf dem Bild sehen Sie links das auf die ursprüngliche Form reduzierte Werkstätten-Gebäude. Was aber plant Optima mit der großen Haupthalle und den Nebenschiffen? Man könnte sich einen Saal vorstellen, den das Kulturreferat der Stadt München in unserem Stadtteil für Tanz und Musik, für Kunstausstellungen und zur Geschichte von Allach-Untermenzing betreibt und eine Gastronomie, die auch unsere bayerische Küche nicht vernachlässigt, wäre sicher eine allgemeine Wunschvorstellung.
Die Optima-Aegidius-Firmengruppe verspricht nicht nur, sondern strebt hoffentlich auch die beste Lösung für unseren Stadtbezirk an.