Anstoß zum Aufstieg


Von Elisabeth Schönberger [eis] (elisabeth.schoenberger@muenchenweit.de, esc)
Simone Markt, SV Sentilo Blumenau. (Foto: privat)
Simone Markt, SV Sentilo Blumenau. (Foto: privat)
Simone Markt, SV Sentilo Blumenau. (Foto: privat)
Simone Markt, SV Sentilo Blumenau. (Foto: privat)
Simone Markt, SV Sentilo Blumenau. (Foto: privat)

In den vergangenen zehn Jahren hat der DFB die Hälfte seiner Mädchenteams verloren. Nun wird verstärkt daran gearbeitet, Mädchen und Frauen für den immer noch „typisch männlichen” Sport zu begeistern. Wie engagieren sich die Vereine für ihre Mädels? Inwiefern erhalten sie dabei Unterstützung? Worin sehen sie Schwierigkeiten und was erhoffen sie sich für die Zukunft? Wir geben einen kleinen Einblick in die Stärken und Schwächen des weiblichen Vereinsfußballs in und um München.

1. Wie weiblich ist Ihr Verein?

Mit dem „Projekt Zukunft weiblich”, woraus sich später das Projekt „Frauen im Fußball” entwickelte, möchte der Deutsche Fußball-Bund bis zum Jahr 2027 die Frauenanteile auf allen Ebenen des Fußballs (Amateur- und Profisport, Gremien, mediale Reichweite) erhöhen. Inwiefern machen sich diese Bemühungen des DFB in Ihrem Verein sichtbar? Wie wird der weibliche Fußball in Ihrem Verein gefördert?


Simone Markt, Leiterin Mädchen- und Frauenfußball, SV Sentilo Blumenau: In unserem Verein, dem SV Sentilo Blumenau, hat Frauen- und auch Mädchenfußball jahrzehntelange Tradition und ist ein wichtiger Bestandteil des Vereins. Wir fördern daher den weiblichen Fußball so gut es geht, alleine die Tatsache, dass mit Christoph Schaffelhuber der Erste Vorstand die Mädchen und Damen trainiert, zeigt deutlich, wie der Stellenwert im Verein ist. Die Damen- und Herrenmannschaften sind weitgehend gleichberechtigte Teams, die auch alle Veranstaltungen, Trainingslager etc. – sofern zeitlich möglich – gemeinsam bestreiten.

Patricia Schneider, Abteilungsleitung Frauen, FC Stern München 1919 e.V.: Der FC Stern München ist schon seit Jahren sehr gut aufgestellt was das Thema angeht. Aktuell haben wir drei Frauen und vier Juniorinnen-Teams im Spielbetrieb. Zudem sind einige Mädchen in den Teams der Junioren aktiv. Frauen sind dem Männer-Fußball komplett gleichgestellt, je nach Ligazugehörigkeit (Damen 1 und 2 sowie unsere B-Juniorinnen spielen höher als Herren 1). Zudem haben wir auch unseren Frauenanteil in der Führungsebene ausgebaut, sprich unsere Frauen sind nicht nur zum Kuchen backen da.

Georg Hirschauer, Technischer Leiter Herren & Frauenfußball, SC Amicitia München e.V. 1919: Wir würden uns wünschen, mehr Tätigkeiten im Verein von Frauen besetzen zu können. Leider hält sich das Interesse der weiblichen Vereinsmitglieder derzeit noch in Grenzen, weshalb wir aktuell nur eine Trainerin im Verein haben und kein weibliches Vorstandsmitglied.

Silke Dehling, Spielleiterin Frauenmannschaft, TSV 1860 München e.V.: Nach rund vier Jahrzehnten Pause haben es einige engagierte Frauen 2020 in die Hand genommen, eine eigene Sparte für den Frauenfußball im traditionsreichen Verein TSV 1860 München zu gründen. Die Führungsriege des Vereins freut sich über das Engagement. Finanzieren muss sich die Damenmannschaft, die 2022 nach dem erfolgreichen Aufstieg der ersten Mannschaft in die Kreisklasse Zuwachs bekommen hat und nun eine zweite Mannschaft in der A-Klasse anmeldet, selbst und unabhängig vom Verein. Nachwuchsförderung in der Sparte Frauenfußball gibt es aktuell keine.

Sabine Krombholz, Koordinatorin Mädchen- und Frauenfußball, ESV München: Vom DFB ist bei uns im Verein wenig zu spüren, Maßnahmen zur Förderung des Mädchen- und Frauenfußballs kommen vom Verein selbst. Wir im ESV fördern die Ausbildung von allen jungen Trainerinnen und Trainern z.B. in einer internen Trainerakademie. Um Spielerinnen zu gewinnen, haben wir eine eigene Plakat- und Flyeraktion gestartet, durften in Schulen Fußball im Sportunterricht mit unseren Trainern anbieten. Unsere Sommerturniere als auch das ESV-Sommercamp sind natürlich auch für Juniorinnen zugänglich. Kostenpflichtige Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten werden für alle Trainerinnen und Trainer vom Verein finanziert.

Anna Hock, Spielerin und 3. Abteilungsleiterin Fußball, SC Huglfing: Von ca. 385 Mitgliedern in der Fußballabteilung des SC Huglfing sind knapp 100 davon weiblich. In der Abteilungsleitung haben die Damen einen Anteil von über 40 Prozent (1. und 3. Abteilungsleiterin, Kassiererin und Schriftführerin). Die Förderung im eigenen Verein beruht in erster Linie darauf, qualifizierte Trainerinnen und Trainer einzusetzen und Nachwuchs zu gewinnen. Hier wäre neben der punktuellen Unterstützung, z.B. Tag des Mädchenfußballs, durch den DFB und BFV wichtig, früher d.h. bereits schon im Kindergartenalter die Mädchen mit dem Fußballsport in Berührung zu bringen und das dann in der Schule aber auch weiter zu führen.

2. Weiblicher vs. männlicher Fußball

Wie würden Sie in Ihrem Verein das Spielverhalten von Mädchen/Frauen im Vergleich zu Jungen/Männern bewerten? Gibt es Unterschiede in der Trainingsweise der jeweiligen Mannschaften?


Simone Markt, Leiterin Mädchen- und Frauenfußball, SV Sentilo Blumenau: Mädchen und Frauen sind oft deutlich lernbegieriger als Jungs und auch Männer, die im Training gerne „bespaßt” werden – die Mädels möchten lernen und vorankommen. In dem Zusammenhang darf man nicht übersehen, dass die Motivation für Mädchen & Frauen, überhaupt Fußball zu spielen, meist deutlich höher ist, es gibt hier ganz andere Widerstände als bei den Jungs (gegenüber Eltern & Freundeskreis) – bei den Jungs ist Fußball „normal”, bei den Mädchen auch heute noch eher „ungewöhnlich”.

Patricia Schneider, Abteilungsleitung Frauen, FC Stern München 1919 e.V.: Ich bin der Meinung, dass man das nicht am Geschlecht festmachen sollte. Jede Mannschaft ist auf ihre Art und Weise anders als alle anderen. Grundsätzlich sehen wir im Verein mehr gleiche Dinge als großartige Unterschiede zwischen Männer- und Frauen-Teams. Einzig die Körperlichkeit sehen wir als Unterschied, oder auch der Hang zur Theatralik bei Fouls ist unserer Ansicht nach bei Frauen nicht so stark ausgeprägt wie bei den Herren.

Georg Hirschauer, Technischer Leiter Herren & Frauenfußball, SC Amicitia München e.V. 1919: Frauen bzw. Mädchen sind im Gegensatz zu Männern/Jungen weitaus wissbegieriger und aufmerksamer und möchten wissen, warum eine Übung durchgeführt wird und was das Ziel der Übung ist. Frauen kommen in der Regel zum Training, um sich weiterzuentwickeln, Männer hingegen, um Spaß zu haben oder Freunde zu treffen.

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