Die Domestizierung von Wildtieren war die gezielte Verpaarung von Tieren mit gewünschten Eigenschaften, die im Fortlauf der Generationen verstärkt werden sollten. Bei der heutigen Tierzucht spielt auch die menschliche Vorliebe für das Niedliche eine tragende Rolle: „Attribute wie ein großer Kopf, Kulleraugen und ein kleiner, rundlicher Körper aktivieren das tief im Menschen verankerte Kindchenschema und damit unser Fürsorgeverhalten. Auf dieser Basis wird jedoch bei der Zucht viel Schindluder betrieben”, sagt Kristina Berchtold, Sprecherin des Tierschutzvereins München. Heimtiere würden immer häufiger Modetrends unterworfen und ihr Aussehen den Wünschen der Menschen angepasst. „Zum Extrem getrieben kann das zu starken Gesundheitsproblemen führen und sogar zur Tierquälerei werden. In solchen Fällen sprechen wir von Qualzuchten.”
Eigentlich sind extreme Züchtungen nach dem deutschen Tierschutzgesetz untersagt. „Aber wie so oft, ist auch in diesem Bereich das Gesetz zu schwammig formuliert. Das erschwert den Behörden die rechtliche Verfolgung und den konkreten Verbot”, so die Tierschützerin. Es gebe zwar ein Qualzucht-Gutachten des Bundesministeriums aus dem Jahr 1999, das helfen solle, solche Zuchten zu erkennen und dagegen vorzugehen. Damit seien Veterinärämter und Juristen jedoch häufig überfordert.
Gemeinsam mit dem Deutschen Tierschutzbund erhebt der Tierschutzverein München seine Stimme für „eine rechtlich verbindliche Verordnung, die klar definiert, was als Qualzucht gilt. Zudem sollten nicht nur die Zucht und der Verkauf von Qualzuchten verboten werden, sondern auch die Einfuhr dieser nach Deutschland! Die Kontrollbehörden müssen härter durchgreifen und auch die Justiz ist gefordert, die vorhandenen gesetzlichen Grundlagen stärker auszuschöpfen.”